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# taz.de -- Kommentar Özil und Nationalelf: DFB? Versagt, alle zurücktreten!
> Der Rücktritt von Mesut Özil ist nur ein erster Schritt. DFB-Chef Grindel
> sollte ihm folgen, genau wie Manager Oliver Bierhoff und Trainer Joachim
> Löw.
Bild: Ein Panoptikum des Versagens: Joachim Löw, Mesut Özil, Reinhard Grindel…
„Dass der DFB mit Rassismus in Verbindung gebracht wird, weisen wir (…) in
aller Deutlichkeit zurück“, [1][schreibt der Deutsche Fußball-Bund
Montagnachmittag] als Reaktion auf den [2][Rücktritt von Mesut Özil aus der
Fußball-Nationalelf]. Der jämmerliche, nur mit „[dfb]“ unterzeichnete Text
zeigt deutlich: Die Verantwortlichen wollen nicht verstehen, worum es in
der ganzen Debatte geht.
Es war schon vorher kaum vorstellbar, dass Mesut Özil unter diesen
Bedingungen nochmal in der Fußball-Nationalmannschaft auflaufen würde:
angesichts der Anfeindungen von Publikum und Experten, von Funktionären
[3][wie Oliver Bierhoff] und [4][DFB-Chef Reinhard Grindel]. Nun hat Özil
mit seinem Rücktritt Tatsachen geschaffen – und das [5][via Twitter
ausführlich erläutert].
Seiner Erklärung, das Foto sei aus Respekt gegenüber dem Land seiner Eltern
entstanden, mag man folgen oder nicht. Man hätte sich gewünscht, dass Özils
Mutter ihm nicht nur den Wert „Respekt“ beigebracht hätte (wie er
beteuert), sondern vielleicht auch andere Werte, eine kritische Haltung
gegenüber Autoritäten etwa. Das hätte natürlich auch die Schule in
Deutschland machen können. Hat sie nicht. Damit unterscheidet sich Özil
aber nicht von vielen anderen Deutschen, allen voran der frühere
Weltfußballer Lothar Matthäus, der sich zunächst als [6][größter
Özil-Kritiker profilierte] und sich dann selbst mit einem Autokraten
ablichten ließ, dem russischen Präsidenten Putin.
Genau dieser Vergleich zeigt, dass sich die Debatte um Özil schon lange weg
bewegt hat von der Kritik am Foto eines Fußballers mit einem autoritären
Machthaber. Es ging schon lange nicht mehr um das unselige Foto mit dem
türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan mitten in dessen Wahlkampf.
Sondern darum, wie „deutsch“ dieser Spieler ist. Und dass er als „deutsch…
gilt, wenn er erfolgreich ist (und gut integriert) und als nicht mehr
„deutsch“, wenn er scheitert oder sich nicht gut benimmt (also nicht gut
integriert).
## Totalschaden für den DFB
Die Multikulti-Erzählung des DFB mit der Nationalmannschaft verschiedener
Hintergründe, mit Fußball als Modell für eine progressive Gesellschaft, mit
seinem Engagement gegen Rassismus liegt nun in Scherben. Vor diesem
Hintergrund ist der Rücktritt von Mesut Özil folgerichtig und auch
notwendig.
Doch das Versagen liegt nicht allein bei ihm. Versagt haben vor allem
DFB-Chef Reinhard Grindel und Nationalelf-Manager Oliver Bierhoff. Sie
haben nichts getan, um der rassistischen Hetze gegen Özil ihre Wucht zu
nehmen. Sie haben [7][sie sogar noch befeuert].
Versagt hat auch Bundestrainer Joachim Löw. Er wollte seinen kritisierten
Lieblingsspieler Özil nicht maßregeln, schwieg dann aber demonstrativ, als
die Hetze überschwappte. Warum nicht eine gemeinsame klare Aktion gegen
Rassismus, [8][wie sie die Nationalelf von Schweden] hinbekommen hat?
Es ist ein Komplettversagen bei DFB und Nationalelf, das einen sprachlos
macht. Die Funktionäre sollten Verantwortung übernehmen: Grindel hat
versagt. Er sollte zurücktreten. Bierhoff hat versagt. Er sollte
zurücktreten. Joachim Löw hat versagt. Er sollte zurücktreten.
23 Jul 2018
## LINKS
[1] https://www.dfb.de/news/detail/erklaerung-des-dfb-zum-ruecktritt-von-mesut-…
[2] /Nach-Debatte-um-Foto-mit-Erdoan/!5523134
[3] /Kommentar-Bierhoffs-Oezil-Kritik/!5519256
[4] /Gastkommentar-Oezil-Streit/!5516118
[5] https://twitter.com/MesutOzil1088/status/1021093637411700741
[6] /WM-2018-WM-taz-knallhart/!5514358
[7] /Kommentar-Bierhoffs-Oezil-Kritik/!5519256
[8] /DFB-Fussball-WM-und-Rassismus/!5521723
## AUTOREN
Malte Göbel
## TAGS
Mesut Özil
Fußball
Recep Tayyip Erdoğan
Deutsche Fußball-Nationalmannschaft
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Oliver Bierhoff
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