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# taz.de -- Krise des DFB: Dreck zu Gold
> Eine PR-Agentur soll das Image des DFB retten. Die Zeit drängt: Im
> September wird über den Austragungsort für die EM 2024 entschieden.
Bild: Zurechtbiegen möchte der DFB noch schnell alles. Team-Manager Bierhoff m…
Am Ende kommt dann wahrscheinlich noch McKinsey. Die berüchtigte
Aufräumfirma rückt ja immer dann in einen Betrieb ein, wenn sonst nichts
mehr hilft. Aber noch ist es nicht soweit. Man will es beim DFB mit anderen
Mitteln probieren. Neben Beer-Yoga auf dem Dach der Zentrale sollen sich
jetzt PR-Agenturen um das angekratzte Image des Deutschen Fußball-Bundes
kümmern – schließlich liegt da so einiges im Argen.
Sie wissen schon: [1][das Ö und das Präsidentenfoto, der Totalausfall beim
Krisenmanagement], das legendäre Vorrundenaus bei der WM in Russland,
[2][der angeschossene Präsident], der nicht minder angeschossene Manager,
all das.
Wie die FAZ meldet, hat der DFB eine Agentur für Krisen-PR angeheuert, die
sonst Großkonzerne oder Topmanager berät – um „auch den externen Blick in
den Umgang (…) einfließen zu lassen“, sagt der DFB. Hering Schuppener hei�…
der Laden. Diese Hochglanzbude in Sachen PR wird schon von VW prächtig
bezahlt, die kennen sich also tatsächlich aus mit Unternehmen, deren Karren
so richtig im Dreck steckt. Aus diesem Dreck soll jetzt also möglichst fix
Gold gemacht werden.
Ob dabei aber mehr herausspringt als Ergebniskosmetik? Die Zeit drängt: Die
Entscheidung, wer die EM 2024 austrägt, steht bereits im September an.
Deutschland oder die Türkei! Am Stuhl des DFB-Präsidenten Grindel wird
derweil genauso munter gesägt wie an dem des BWL-geschulten
Manager/Sportdirektors Oliver Bierhoff. Sogar von den eigenen Angestellten.
Da hilft auch kein Yoga.
## Bisher beratungsbefreit
Ein bisschen kennt sich der DFB ja aus mit Krisen. Der Verband war schon
öfter mal unten, ganz unten. 2000 musste man das Post-Daum-Dilemma
(Stichwort: Haarprobe) und die verkorkste EM (auch mit Vorrundenaus)
managen. Chef der extra eingerichteten Task Force damals: Karl-Heinz
Rummenigge. Genau der, der sich jetzt als DFB-Chefkritiker in Postion
bringt, via Springerpresse dem noch amtierenden DFB-Chef Populismus
unterstellt und dem Ex-Nationalspieler Mesut Özil noch einmal volle
Breitseite gibt.
Mit Rassismus habe die ganze Diskussion nämlich nichts zu tun, sagte der
Vorstandschef des FC Bayern zur Sport Bild. „Bitte: Er ist doch nicht
kritisiert worden, weil er türkischer Abstammung ist. Das ist eine Fabel,
die von seinen Beratern erzählt wird“, so Rummenigge, völlig
beratungsbefreit.
Derweil schweigt der Bundesjogi bis zum ersten Bundesligaspieltag, wohl
auch, um dann nicht so viel Aufmerksamkeit zu bekommen – denn die Rätsel um
das schwache Auftreten der „Mannschaft“ bei der WM sind ja noch immer
ungelöst.
Lag es allein an Erdoğan? Oder am Weltmeisterfluch? An der falschen
Unterkunft (sowjetische Jugendherberge statt luxuriöser Ferieninsel, böser
Bierhoff!)? Oder doch auch am Kader? Am Kampf Jung gegen Alt, bei dem sich
leider Alt durchgesetzt hat? Oder ist das Daddelspiel Fortnite schuld, dass
den Spielern die Nächte raubte?
Und was macht eigentlich Mario Gomez? Oder, sagen wir, Sami Khedira? Kann
doch nicht sein, dass Özil der einzige bleibt, der Verantwortung trägt und
zurücktritt, oder?
Dem DFB ist unterdessen nicht mehr wirklich zu helfen, da braucht es schon
mehr als eine PR-Agentur. Der Verband gibt sich uneinsichtig, ist
strukturkonservativ und unbeweglich – und steckt andererseits wie alle
Beteiligten knietief im Dilemma des Weltfußballs: Fernseh- und
Schmiergelder, Kooperation mit Autokraten und Oligarchen. Korruption und
Lügen, wenn Schweigen allein nicht mehr geht. Ob die EM 2024 da in
Deutschland oder der Türkei stattfindet, macht da fast keinen Unterschied.
1 Aug 2018
## LINKS
[1] /Mesut-Oezil-rechnet-ab/!5523135
[2] /Kolumne-Press-Schlag/!5519973
## AUTOREN
René Hamann
## TAGS
Mesut Özil
Fußball
Fußball-EM 2024
Recep Tayyip Erdoğan
Deutscher Fußballbund (DFB)
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