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# taz.de -- Regimekritischer Journalist ausgeliefert: Erdoğans Ukraine
> Der oppositionelle türkische Journalist Yusuf İnan wurde in der Ukraine
> festgenommen. Jetzt wurde er an die Türkei ausgeliefert worden.
Bild: Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan mit dem ukrainischen Prä…
Seit Sonntag befindet sich der türkische Journalist Yusuf İnan, der nach
dem gescheiterten Putsch 2016 in die Ukraine geflohen war, wieder in der
Türkei. Mitarbeiter des ukrainischen Inlandsgeheimdienstes SBU, meldet die
ukrainische Journalistenunion, hatten İnan im südukrainischen Mikolajiw am
Sonntag verhaftet und dem türkischen Geheimdienst MIT übergeben. Am Montag
veröffentlichen türkische Medien ein Foto, das den ausgelieferten
Journalisten gefesselt vor einer türkischen Fahne zeigt.
In der Ukraine selbst will niemand für diese Auslieferung ohne
Gerichtsbeschluss Verantwortung übernehmen. So teilte der Pressedienst der
Polizei von Mikolajiw der ukrainischen Journalistenunion mit, Yusuf İnan
sei vom ukrainischen Inlandsgeheimdienst festgenommen worden. Dessen
Pressesprecherin sagte dem ukrainischen Radiosender „Hromadske“ indes, dass
sie zu dem Fall nichts sagen könne.
Auch bei der ukrainischen Generalstaatsanwaltschaft will man von nichts
wissen: „Als Generalstaatsanwaltschaft haben wir keine Anfrage erhalten“,
zitiert Detektor Media deren Sprecher. Die Staatsanwaltschaft Kiew wiederum
teilte mit, dass ein Verfahren zur Prüfung eines Auslieferung im Gange
gewesen sei.
„İnan ist ein Hauptverdächtiger der Fethullahist Terrorist Organization
(FETÖ)“ [1][behauptet die türkische hurriyetdailynews.com.] Die FETÖ wird
in der Türkei als angeblich terroristische Vereinigung aus dem Umfeld der
Gülen-Bewegung verfolgt. Ihr wird auch der Putschversuch in der Türkei von
2016 zugeschrieben.
## Berechtigte Furcht
İnan, so das türkische Internet-Portal aa.com.tr, habe Politiker und
staatliche Vertreter der Türkei in sozialen Medien diskreditiert. Außerdem
sei er in Izmir wegen „Mitgliedschaft in einer bewaffneten Organisation“
zur Fahndung ausgeschrieben.
Gegenüber der ukrainischen Journalistenunion sagte der seit 2005 im
ukrainischen Exil lebende türkische Journalist Junus Erdoğdu, er wisse von
einer Liste von acht türkischen Journalisten, die in der Ukraine lebten,
gegen Erdoğan seien und deren Entführung vom türkischen Geheimdienst
geplant sei. Unberechtigt dürfte diese Furcht nicht sein. Am 12. Juli, so
strana.ua, war in Odessa der oppositionelle türkische Geschäftsmann Salih
Zegi Igita von türkisch sprechenden Personen entführt und in die Türkei
geflogen worden.
[2][Auch ukrainische Journalisten leben gefährlich.] Am 10. Juli wurde in
der Stadt Kamjansk im Gebiet Dnjepropetrowsk auf die Redaktion des
Internetportals Sobytie ein Brandanschlag verübt. Dies war bereits der
fünfte Überfall auf die Redaktion in den vergangenen 18 Monaten.
Am vergangenen Dienstag wurde in dem Städtchen Irpen 30 Kilometer von Kiew
die Journalistin Olga Opfer eines „Seljonka-Angriffs“ geworden. Die
Journalistin, die ihren Nachnamen nicht nennen möchte, arbeitete zu
illegalen Abholzungen.
## 45 Journalisten überfallen
„Seljonka“ ist eine antiseptische schwer abwaschbare grüne Flüssigkeit, d…
in jeder Apotheke erhältlich ist. Gefährlich ist sie, wenn sie in die Augen
gerät. So musste sich der russische Oppositionelle Alexei Nawalny 2017
[3][nach einem Seljonka-Angriff einer Augenoperation unterziehen.]
Nach Angaben der ukrainischen Journalistenunion sind in der ersten Hälfte
2018 45 Journalisten überfallen worden. Im gleichen Zeitraum im letzten
Jahr waren 46 Überfälle registriert worden.
19 Jul 2018
## LINKS
[1] http://www.hurriyetdailynews.com/ukraine-arrested-key-feto-suspect-inan-for…
[2] /Justiz-in-der-Ukraine/!5420515
[3] /Angriffe-auf-Opposition-in-Russland/!5404401
## AUTOREN
Bernhard Clasen
## TAGS
Petro Poroschenko
Recep Tayyip Erdoğan
Pressefreiheit in der Türkei
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Ukraine
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Vietnam
Schwerpunkt Myanmar
Investigativer Journalismus
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