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# taz.de -- Türkische Geheimgefängnisse: Gülen-Anhänger gefoltert
> Die Türkei entführte laut einer Medienrecherche Gülen-Anhänger und
> folterte sie in geheimen Gefängnissen. Ähnliche Fälle wurden bereits 2017
> dokumentiert.
Bild: Die Entführten sollen in Transporter gezerrt und verschleppt worden sein
Berlin epd/ots/taz | Der türkische Geheimdienst MIT betreibt laut einer
[1][internationalen Medienrecherche] unter der Leitung des
Recherchezentrums Correctiv geheime Gefängnisse, in denen Anhänger der
Gülen-Bewegung inhaftiert und gefoltert werden. Zwei Opfer berichteten dem
ZDF-Magazin „Frontal 21“ und anderen Medien in der am Dienstag
veröffentlichten Recherche, sie seien wochenlang in geheimen Gefängnissen
festgehalten, verhört und gefoltert worden, um sie zu Aussagen gegen andere
Gülen-Anhänger zu zwingen.
Die Männer gaben an, auf offener Straße in dunkle Transporter gezerrt
worden zu sein. Mit einem Sack über dem Kopf seien sie an einen unbekannten
Ort gebracht worden, wo sie über Wochen immer wieder geschlagen, bedroht
und gedemütigt worden seien. Ihnen seien Fotos gezeigt worden von anderen
Gülen-Anhängern, um sie in Prozessen zu Aussagen gegen sie zu bewegen.
Menschenrechtsorganisationen haben in der Türkei schon früher Fälle von
Entführungen dokumentiert. Seit dem Putschversuch am 15. Juli 2016 wurden
dem Menschenrechtsverein IHD in Ankara bis Juli 2017 allein in der
Hauptstadt [2][13 Fälle gemeldet]. In zwölf davon wurden die Personen laut
Augenzeugen in schwarzen Transportern verschleppt. Die entführten Personen
waren alle nach dem Putschversuch durch Notstandsdekrete aus dem
Staatsdienst suspendiert oder entlassen worden.
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch brachte im Oktober 2017
einen [3][Bericht] heraus, in dem sie schwere Menschenrechtsverletzungen in
Haft sowie Entführungen in Ankara und Izmir dokumentierte.
## Entführungen in Malaysia, Gabun und im Kosovo
Nach dem Putschversuch im Juli 2016 hatte der türkische Präsident Recep
Tayyip Erdoğan Anhänger der Gülen-Bewegung zu Terroristen erklärt und ihnen
mit Verfolgung im In- und Ausland gedroht. „Die Gülenisten, die geflohen
sind und sich jetzt in Sicherheit wähnen, bringen wir einzeln zurück ins
Land und übergeben sie der Justiz. Wir werden den Kampf gegen die
Gülenisten (…) so lange fortsetzen, bis wir sie komplett ausgemerzt haben“,
sagte Erdoğan zuletzt am 7. Juli 2018.
Die islamisch-konservative Regierungspartei AKP war lange mit der Bewegung
des islamischen Predigers Fethullah Gülen verbündet, bevor sich Gülen und
Erdoğan 2013 im Kampf um Posten und Macht überwarfen. Heute wirft Erdoğan
der Gülen-Sekte vor, die staatlichen Institutionen unterwandert und
versucht zu haben, ihn bei dem Militärputsch im Juli 2016 zu stürzen.
Seit dem versuchten Staatsstreich wurden in der Türkei zehntausende
mutmaßliche Anhänger der als Terrororganisation verbotenen Bewegung
inhaftiert und aus dem Staatsdienst entlassen. Mehrere türkische
Staatsangehörige wurden auch außerhalb der Türkei verschleppt. Belegbar
sind Fälle in Malaysia, Aserbaidschan, Gabun, der Ukraine, der Republik
Moldau und im Kosovo.
Kritiker werfen der Regierung vor, neben tatsächlichen Putschbeteiligten
auch zahllose Unschuldige zu verfolgen, die Rechte der Beschuldigten nicht
zu wahren und sie aufgrund dürftiger Beweise zu langen Haftstrafen zu
verurteilen.
11 Dec 2018
## LINKS
[1] https://correctiv.org/top-stories/2018/12/06/black-sites/
[2] https://gazete.taz.de/article/?article=!5426431
[3] https://www.hrw.org/report/2017/10/12/custody/police-torture-and-abductions…
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Ankara.
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