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# taz.de -- Wahl in Mali: Warten auf das Wahlergebnis
> Während die Zuversicht der Anhänger von Präsident IBK in einen Sieg in
> der ersten Runde schwindet, warnt die Opposition vor Betrug.
Bild: Schlechte Laune: Malis versammelte Opposition vor der Presse, 1. August. …
Bamako taz | Der Lärm der malischen Opposition ist gewaltig. In ihrer
aktuellen Deklaration zur Präsidentschaftswahl vom vergangenen Sonntag, die
18 Kandidaten unterzeichnet haben und die am Mittwoch in der Hauptstadt
Bamako vorgestellt wurde, macht sie deutlich: Wahlergebnisse, die mit
großen Unregelmäßigkeiten einhergehen, will sie nicht akzeptieren.
Unter anderem wirft sie den Organisatoren der Wahl vor, sie hätten
Staatsgelder veruntreut, um alles für die Wiederwahl von Ibrahim Boubacar
Keïta (IBK) zu tun; Unbefugte hätten in Massen fremde Wählerkarten
abgeholt; die Wahlurnen seien mit gefälschten Stimmzettel vollgestopft
worden. Vor allem rufen sie nationale und internationale Beobachter auf,
die zu Tausenden in den Wahllokalen zusahen, neutraler zu werden.
Denn bisher sind die Berichte der Wahlbeobachter überwiegend positiv. Trotz
Zwischenfällen im Norden sei die Wahl nach Einschätzung der
EU-Beobachtermission „im übrigen Land ruhig verlaufen“. Die Gemeinschaft
der Sahel-Sahara-Staaten fordert bessere Beleuchtung in den Wahllokalen.
Kritischer ist die malische Koalition der Beobachter der Zivilgesellschaft
(Cocem), die bereits fünf Stunden nach Öffnung der Wahllokale auf
gestohlene Urnen bei Timbuktu und Anschläge auf Wahllokale in der Nähe von
Douentza hinwies.
Tatsächlich wurde in insgesamt 716 Wahllokalen nicht gewählt, bestätigte am
Montag die Regierung, die sich gleichzeitig bemühte zu betonen, dass trotz
alledem die anderen 22.325 geöffnet waren – also fast 97 Prozent. Bereits
im Vorfeld hatte die UN-Mission in Mali (Minusma) darauf hingewiesen, dass
aufgrund von Unsicherheit nicht mit der Öffnung aller Wahllokale gerechnet
werden könne.
## Angriff auf Armeekonvoi
Die Gewalt hält an. Verteidigungsminister Tiéna Coulibaly hat bestätigt,
dass am Dienstag bei Ségou im Zentrum des Landes ein Konvoi der malischen
Armee angegriffen wurde. Vier Soldaten und acht Angreifer kamen ums Leben.
Der Minister wollte sich nicht dazu äußern, ob der Konvoi Wahlunterlagen
transportierte.
Ausgerechnet die Übermittlung der Ergebnisse ist in den vergangenen Tagen
immer wieder hinterfragt worden. „Es ist mindestens genauso wichtig, diesen
Prozess zu verfolgen“, sagt Christopher Fomunyoh, Direktor für West- und
Zentralafrika des National Democratic Institut (NDI) mit Sitz in
Washington.
In Mali wird zunächst in der Wahlnacht in den Wahllokalen ausgezählt. Das
Ergebnis wird an die Kommune, dann an den Kreis und zum Schluss nach Bamako
übermittelt. In den vergangenen Tagen machten die Beobachter-Bündnisse
Druck, diesen Prozess genauer zu begleiten. Er gilt als besonders anfällig
für mögliche Fälschungen.
## Kommt die Stichwahl?
Die offiziellen Ergebnisse sollen am heutigen Freitag bekannt gegeben
werden. Derweil brodelt die Gerüchteküche. Aktuell wird von einer Stichwahl
ausgegangen, in die es neben Präsident IBK auch Soumaïla Cissé, der
bekannteste Oppositionskandidat, schaffen dürfte.
Es ist unklar, ob die 17 weiteren Bewerber, die sich noch am Mittwoch
gemeinsam mit Cissé vor Hunderte ihrer Parteianhänger, Journalisten und
Wahlbeobachter gestellt und Unregelmäßigkeiten angeprangert hatten, den
Oppositionsführer dann weiter unterstützen würden. Bei der letzten Wahl
2013 siegte IBK gegen Cissé in der Stichwahl mit großer Mehrheit.
Aktuell sprechen IBKs Anhänger nicht von der absoluten Mehrheit im ersten
Wahlgang wie noch am Montagabend. Im Gegenteil: Sie scheinen nervös
geworden zu sein. Ein Zeichen dafür ist, dass soziale Medien in Bamako seit
Tagen nur noch eingeschränkt funktionieren.
2 Aug 2018
## AUTOREN
Katrin Gänsler
## TAGS
Mali
Ibrahim Boubacar Keita
Soumaila Cisse
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