| # taz.de -- Vor der Stichwahl in Mali: Die Opposition hat schon verloren | |
| > Kurz vor der Stichwahl um die Präsidentschaft in Mali findet nicht einmal | |
| > mehr ein sichtbarer Wahlkampf statt. Die Wahlbeteiligung dürfte niedrig | |
| > sein. | |
| Bild: Soumaila Cissé (in weiß links) mit Aliou Diallo (in weiß rechts), 7. A… | |
| Bamako taz | Ab und zu sieht man sie auf den Straßen Bamakos doch noch: die | |
| Gesichter von Malis Präsident Ibrahim Boubacar Keïta (IBK), von | |
| Oppositionsführer Soumaïla Cissé und manchmal auch das von Aliou Diallo, | |
| der Generaldirektor des Bergbauunternehmens Wassoul’or, der eine eine | |
| Goldmine im Süden Malis betreibt. | |
| Diallo wurde mit 8 Prozent der Stimmen in der ersten Runde von Malis | |
| Präsidentschaftswahl am 29. Juli auf Platz drei gewählt. | |
| Doch Wahlkämpfer, vor allem die der Oppositionskoalition von Cissé, der am | |
| Sonntag gegen Amtsinhaber Keïta in der Stichwahl steht, ziehen in Malis | |
| Hauptstadt durch keine einzige Straße mehr. Niemand macht Musik, | |
| mobilisiert junge Wähler oder ruft zu Kundgebungen auf, die noch bis | |
| Freitagabend möglich wären. | |
| Vor allem versucht niemand mehr, die Unentschlossenen zu überzeugen. Dabei | |
| gilt die Stichwahl um das höchste Staatsamt am Sonntag als richtungsweisend | |
| für Mali. | |
| ## „Noch sehr weit entfernt“ | |
| Die Oppositionskoalition glaubt offensichtlich schon drei Tage vor der Wahl | |
| nicht mehr an einen Erfolg. Das wird am Donnerstagmittag deutlich, als | |
| Diallo vor die Mikrofone der Journalisten tritt. Er ist umringt von | |
| Dutzenden Anhängern. „Das Mali, das wir wollen, ist noch sehr weit von | |
| jenem entfernt, in dem wir gerade leben.“ | |
| Dann spricht Diallo schon jetzt von den Parlamentswahlen im November. Dort | |
| sei es nötig, eine Mehrheit zu gewinnen, um die Macht des Präsidenten zu | |
| kontrollieren, der am 4. September in sein Amt eingeführt wird. | |
| Er nennt keinen Namen. Doch jedem ist klar, dass er nicht den | |
| Oppositionsführer Cissé meint. | |
| ## Keine Wahlkampftouren mehr | |
| In Cissés Wahlkampfbüro hieß es schon vor Tagen, dass der | |
| Oppositionsführer, der in der ersten Runde 17,78 Prozent der Stimmen holte, | |
| kein zweites Mal auf Wahlkampftour geht. | |
| „Wir waren überall, in Kayes, Timbuktu, Kidal“, erklärt einer seiner | |
| Mitarbeiter, als seien erneute Reisen durch die Regionen überflüssig. Vor | |
| dem zweiten Wahlgang wolle man lieber in der Hauptstadt bleiben. | |
| In Bamako ist Cissé tatsächlich regelmäßig zu sehen. Er gibt | |
| Pressekonferenzen und stand am Dienstagabend im Kulturpalast auf der Bühne. | |
| Gemeinsam mit 19 anderen Kandidaten wiederholte er seine Kritik, dass bei | |
| der ersten Wahlrunde am 29. Juli die „Diktatur der Wahlfälschung“ | |
| geherrscht hätte. | |
| Der Saal war gut gefüllt, vor allem von Unterstützern der | |
| Oppositionskandidaten, die auch zu jeder Pressekonferenz ziehen. Es hagelte | |
| Kritik an der Regierung. Es gab aber keine Versuche, zu vermitteln, warum | |
| die Opposition tatsächlich die bessere Wahl für die Malier sein soll. | |
| ## „Ich werde nicht wählen“ | |
| Das weiß auch Mamadou Coulibaly nicht. Der Taxifahrer ist in seinem | |
| knallgelben Mercedes auf den Straßen Bamakos unterwegs. Wenn die uralte | |
| Karre rumpelt, weil er wieder ein Schlagloch übersehen hat, flucht er, über | |
| den fürchterlichen Stau vor allem morgens und zur Feierabendzeit noch viel | |
| mehr. | |
| Couilbaly hat sich angewöhnt, das Radio auszustellen, wenn über Politik | |
| gesprochen wird. „Sie reden und reden und ändern doch nichts“, ärgert er | |
| sich. Deswegen hat er sich erst gar nicht um seine Wählerkarte gekümmert. | |
| „Ich habe am 29. Juli nicht gewählt und werde es auch am Sonntag nicht | |
| tun“, sagt er. | |
| Der Mann mit ausgeblichenen blauen T-Shirt gehört damit einer Mehrheit an. | |
| 57,3 Prozent der gut 8 Millionen Personen in Malis Wählerverzeichnis haben | |
| am 29. Juli nicht gewählt. Die Beteiligung könnte im zweiten Wahlgang noch | |
| niedriger ausfallen. | |
| Dass bereits alles klar sei, suggerieren auch Zeitungsüberschriften. „88 | |
| Prozent für IBK“ prangte Mitte der Woche auf so mancher Titelseite. Was die | |
| Anhänger des Präsidenten freut, bestätigt Verschwörungstheoretiker, die | |
| sagen, die Wahl sei längst entschieden. | |
| 10 Aug 2018 | |
| ## AUTOREN | |
| Katrin Gänsler | |
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