# taz.de -- Präsidentschaftswahl in Mali: 30.000 Sicherheitskräfte im Einsatz | |
> Trotz Frust über den Präsidenten gilt Ibrahim Boubacar Keïta als | |
> aussichtsreichster Kandidat. Die Sorge vor Anschlägen während der Wahl | |
> ist groß. | |
Bild: Sonderaufgebot vor einem Wahllokal zum Schutz von Präsident Keïta | |
Bamako taz „Wo soll ich denn noch überall suchen?“ Monsieur Traoré, der | |
seinen Vornamen nicht nennen möchte, steht auf dem Gelände der Schule | |
Mamadou G. Simaga im Stadtteil Badalabougou. Hier reiht sich ein Wahllokal | |
an das nächste. Am Sonntagmorgen bleiben lange Schlangen anders als noch | |
2013 jedoch aus. Die Begeisterung, einen neuen Präsidenten zu wählen, hält | |
sich in Grenzen. | |
Monsieur Traoré ist dennoch seit Öffnung um 8 Uhr hier und will sein Glück | |
versuchen. Ohnehin hat der hochgewachsene Mann in den vergangenen Tagen | |
viel unternommen, damit er einem von 24 Kandidaten für das höchste | |
Staatsamt seine Stimme geben kann. „Freitag und Samstag bin ich zu der | |
Ausgabestelle der Wählerkarten gegangen. Am Freitag war ich um 16.15 Uhr | |
da, da war schon alles geschlossen. Samstag hieß es dann, man arbeite | |
nicht.“ Jetzt am Wahltag hat er seine letzte Chance. | |
„Im Fernsehen hieß es, dass die Karten in den Wahlbüros liegen. Meine haben | |
wir nicht gefunden.“ Tatsächlich gibt es eine verplombte Metallbox, die | |
zwei Polizisten bewachen. Doch auch dort sei die Karte bisher nicht | |
aufgetaucht. Er klingt frustriert. Die Ausgabe der Wählerkarten, ohne die | |
eine Stimmabgabe nicht möglich ist, galt schon in den Wochen vor dem 29. | |
Juli als große Herausforderung. In Badalabougou ist Traoré nicht der | |
Einzige, der danach sucht. | |
Immer wieder wird Abdoulaye Traoré, der das Zentrum mit den 26 Wahlbüros | |
koordiniert, darauf angesprochen. Seiner Ansicht nach handele es sich aber | |
um Einzelfälle. „Es läuft gut. Das Material ist gestern schon geliefert | |
worden. Die Nationalpolizei sichert das Gelände.“ Tatsächlich stehen vor | |
jedem Eingang Polizisten in blauer Uniform. Die Sorge, dass es am Wahltag | |
zu Übergriffen und Anschlägen kommt, ist groß. Laut | |
Verteidigungsministerium sind rund 30.000 Sicherheitskräfte im Einsatz. | |
## Trotz UN-Truppen beruhigt sich die Lage nicht | |
Besonders betroffen ist der Norden, der zwischen 2012 und Anfang 2013 von | |
islamistischen Gruppierungen besetzt war. Trotz französischer Intervention | |
und Präsenz der UN-Stabilisierungsmission Minusma nehmen die Anschläge | |
nicht ab. Niemand geht davon aus, dass alle Wahllokale geöffnet haben. | |
Schon im Vorfeld der Wahl bestand die Befürchtung, dass die Wahlbeteiligung | |
noch niedriger als bei den letzten Wahlen im Jahr 2013 ausfallen könnte. | |
Damals gaben nur 43 Prozent ihre Stimme ab. | |
In diesem Jahr haben sich gut acht Millionen Menschen registrieren lassen. | |
Die Unzufriedenheit mit der Regierung um Ibrahim Boubacar Keïta, der erneut | |
zur Wahl steht, ist zumindest in der Hauptstadt Bamako, wo seine 23 | |
Herausforderer überall präsent sind, groß. Seine Kritiker werfen ihm nicht | |
nur die anhaltend schlechte Sicherheitslage, die sich weiter ausbreitet, | |
vor. Vor allem junge Menschen klagen über mangelnde Arbeitsmöglichkeiten. | |
Auch Korruption und nicht funktionierende Behörden sind Kritikpunkte. Der | |
33-jährige Antoine Amayoko Douyon will sich von der Frustration aber nicht | |
anstecken lassen. „Ich habe meine ganze Familie und alle Freunde | |
mobilisiert. Wir müssen wählen gehen. Ich wähle den Wandel“, sagt der | |
Mitarbeiter eines Labors und streckt wie zum Beweis seinen kleinen Finger | |
der linken Hand in die Luft. Die Tinte, ein Zeichen dafür, dass er bereits | |
gewählt hat, ist noch nicht trocken. | |
Wem er seine Stimme gegeben hat, das behält er für sich. „Ich erhoffe mir, | |
dass derjenige, den ich gewählt habe, sein Programm auch umsetzt.“ | |
Entwicklung und Frieden seien für ihn die Hauptsache. Bis Douyon weiß, wie | |
weit sein Favorit gekommen ist, werden Tage vergehen. Frühestens Mitte der | |
Woche werden erste Ergebnisse veröffentlicht. | |
Wenn keiner der Kandidaten mehr als 50 Prozent erreicht hat, findet am 12. | |
August die Stichwahl statt. Verlässliche Umfragen gibt es nicht. Aktuell | |
wird aber davon ausgegangen, dass es wie 2013 zu einem Duell zwischen Keïta | |
und Soumaïla Cissé, dem bekanntesten Oppositionskandidaten, kommen kann. | |
29 Jul 2018 | |
## AUTOREN | |
Katrin Gänsler | |
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