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# taz.de -- Schwimmen in Hamburg: Streit ums Freibad
> In Hamburg-Rahlstedt kämpfen Bürger um ihr Freibad. Der Senat hat dem
> Bezirk die Entscheidung entzogen, um Wohnungen bauen zu können.
Bild: Als noch nicht jeder nach Mallorca flog: das Freibad am Wiesenredder im J…
HAMBURG taz | Eigentlich haben die Rahlstedter Grund zur Freude: Das
Hallenbad an der Bahnhofsstraße wird renoviert und ausgebaut. Zehn
Millionen Euro will der Senat dort bis 2020 investieren. Ein beheiztes
Freibad soll angebaut und die Badefläche verdoppelt werden. Schwimmvereine
sollen ihre Trainingsflächen bekommen, Kinder einen Wasserspielplatz.
Doch der Ausbau des Hallenbades bedeutet die Schließung des Freibades am
Wiesenredder. Für viele ist das Freibad aber ein günstiges und nahes
Freizeitangebot in einem Naherholungsgebiet. Ohne eine Beteiligung der
Bezirksversammlung Wandsbek wurde nun der Umbau von der Senatskommission
für Stadtentwicklung und Wohnungsbau beschlossen.
Eine Bürgerinitiative für die Erhaltung des Badeorts wurde vom Bezirksamt
gestoppt, mit dem Verweis, dass die Initiative nicht vereinbar sei mit der
Anweisung des Senats. Eine Petition, die sich für den Erhalt des Freibades
einsetzt, hat bereits mehr als 2.000 Unterschriften, aber wenig Aussicht
auf Erfolg. „Bindenden Charakter hat die Petition nicht mehr“, sagt Julian
Georg, Fraktionsvorsitzender der Linken in der Wandsbeker
Bezirksversammlung.
Für Wolfgang Trede, der die Bürgerinitiatve und die Petition mit initiiert
hat, ist die Bebauung des Schwimmbad-Geländes ein weiterer Schritt beim
„Zupflastern des Stadtrandes“. Es liege in einer wichtigen
Kaltluftschneise. „Wenn das Freibad fällt, fällt auch die gegenüberliegende
Ponywiese“, warnt er. Die große Liegewiese sei zudem wichtig für die
weniger gut betuchte Bevölkerung Großlohes. „Das ist die letzte grüne
Fläche, wo man ohne zu verreisen Urlaub machen kann“, sagt er.
Wie Trede kritisiert Linken-Fraktionschef Georg das Verfahren als
„undemokratisch“. Die Bezirksversammlung muss die Weisung umsetzen, auch
wenn es nicht ihre Mehrheitsmeinung war, das Freibad zu schließen. „Wenn
wir so weitermachen, können wir die Bezirke auch gleich ganz abschaffen“,
findet Georg.
Dabei wäre es möglich gewesen, den Bezirk in die Planungen einzubeziehen.
Bereits 2016 zeigte sich die Bezirksversammlung offen für einen Ausbau des
Hallenbads – die Schließung des Freibades war da allerdings noch kein
Thema. Die Bäderland Hamburg, die sich als städtisches Unternehmen um die
Bäder kümmert, wurde aufgefordert, öffentlich und ergebnisoffen zu planen
und „mit der Rahlstedter Bevölkerung in den Dialog zu treten“.
Doch nun wurde alles Relevante ohne die Beteiligung der Bürger beschlossen.
Am Wiesenredder sind auf dem Gelände des Freibades bis zu 150 neue
Wohnungen geplant. Außerdem soll der Bachverlauf der Stellau renaturiert
werden.
## Ökonomische Gründe
Senat und Bäderland nennen vor allem ökonomische Gründe für die Schließung.
„In seiner jetzigen Funktion ist das Freibad am Wiesenredder nicht mehr
tragfähig“, sagt Björn Marzahn von der Behörde für Umwelt und Energie.
Letztes Jahr besuchten nach Auskunft von Bäderland weniger als 11.000 Gäste
das Freibad. Es ist ein hamburgweiter Trend: Von ungefähr zwei Millionen
Freibadbesuchern pro Jahr in den Achtzigern blieben 2017 nur 85.000
Besucher übrig. „Öffentliche Bäder kann man nicht gewinnbringend führen�…
sagt Michael Dietel, Pressesprecher von Bäderland.
Ein großes Manko des Freibads am Wiesenredder ist die kurze Phase, in der
das Bad offen sein kann. Da das Becken unbeheizt ist, kann nur ein Betrieb
in den Sommermonaten gewährleistet werden. Die Idee der CDU-Fraktion, das
Schwimmbecken mit Fernwärme, die unter dem Grundstück entlang geleitet
wird, zu heizen, wurde verworfen.
## Beheiztes Außenbecken
Der Neubau an der Bahnhofsstraße wird ein beheiztes Außenbecken haben und
somit ganzjährig offen sein. Weitere Vorteile sind laut Michael Dietel die
zentrale Lage zweieinhalb Kilometer weiter in der Stadt, ein größerer
Einzugsbereich und mehr Möglichkeiten für Sportvereine. Für die
Sommerferien soll außerdem der Eintrittspreis gesenkt werden, sodass es
keinen Unterschied zum alten Freibad gibt.
Ob die Vorteile allerdings ausreichen, um die von oben bestimmte Planung zu
akzeptieren, ist offen. „Wir haben in der Fraktion noch keine abgestimmte
Meinung, aber das Verfahren ist nicht gut“, resümiert Julian Georg.
17 Jul 2018
## AUTOREN
Philipp Steffens
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Hamburger Abendblatt
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