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# taz.de -- KMK will Abitur vereinheitlichen: Einigkeit und digitale Freiheit
> Die KultusministerInnen wollen zukünftig einheitliche Abiaufgaben
> einführen und den Schulen mehr Geld für die Digitalisierung zur Verfügung
> stellen.
Bild: Einheitliche Abiprüfungen machen die Durchschnittsnoten vergleichbarer
BERLIN taz | Die KultusministerInnen meinen es ernst mit der
Digitalisierung: Die Pressekonferenz der gemeinsamen Sitzung aller 16
LänderministerInnen und Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) wurde
am Freitag per Livestream übertragen. Das Bild freilich war um 90 Grad
verdreht – was den Aufholbedarf spiegelt, den die Kultusministerkonferenz
auf diesem Feld hat.
Mit Beginn des Jahres 2019, so gelobten es Bund und Länder am Freitag, soll
das Geld für die Digitalisierung der Schulen fließen. „Liebe Kommunen, ihr
dürft schon mal den Glasfaserausbau in die Schulen organisieren“, gab
Karliczek den Startschuss. Eigentlich sollte der längst gefallen sein.
Schon Karliczeks Amtsvorgängerin Johanna Wanka (CDU) hatte Ende 2016 eine
Vereinbarung mit den Ländern geschlossen, die aber nie unterzeichnet wurde.
Bund und Länder sind sich nunmehr einig, die erforderliche
Grundgesetzänderung bis zum Jahresende zu organisieren. Im
Koalitionsvertrag sind in dieser Legislaturperiode 3,5 Milliarden Euro vom
Bund für W-lan, Computer, digitale Lernplattformen und deren Wartung
eingestellt. Strittig ist noch, wie viel Geld Länder und Kommunen dazu
geben müssen. Nach Vorstellung des Bundes sollen sich die Länder zudem um
die Fortbildung der LehrerInnen kümmern. Um die Details wird sich nun eine
Bund-Länder-Arbeitsgruppe kümmern.
## Gleiche Abituraufgaben für alle
Hamburgs Schulsenator Ties Rabe, Koordinator der SPD-, Grün-, und
Links-regierten Länder (außer Baden-Württemberg), unterstrich jedoch, dass
sich nun alle bemühten. Dies sei eine neue Nuance.
Einigkeit erzielten die Kultusminister auch in zwei weiteren Fragen: Zum
einen sollen die Länder Abituraufgaben aus dem gemeinsamen Aufgabenpool ab
2021 nicht mehr verändern dürfen. Das bedeutet, dass die Anforderungen ans
Abitur deutschlandweit einheitlicher werden. Das ist vor dem Hintergrund
wichtig, dass SchülerInnen, die sich mit ihren Durchschnittsabiturnoten auf
zulassungsbeschränkte Studiengänge bewerben – sogenannte NC-Studiengänge �…
auch gleiche Chancen haben sollen, einen Platz zu bekommen. Einheitliche
Abiprüfungen machen die Durchschnittsnoten vergleichbarer.
## Wartezeit fürs Medizinstudium gilt nicht mehr
Zudem verständigten sich die Kultusminister auch darauf, die Zulassung zum
Medizinstudium zu verändern. In einer Pressemitteilung teilten sie nach der
Konferenz mit, dass Wartezeiten künftig nicht mehr angerechnet werden.
Stattdessen solle, so KMK-Sprecher Torsten Heil, eine sogenannte
Talentquote eingeführt werden, deren Ausgestaltung aber noch unklar sei.
Anlass für die Neuregelung des Zulassungsverfahrens ist das Urteil des
Bundesverfassungsgerichts von 2017. Das Gericht hat das Verfahren zur
Vergabe von Studienplätzen teilweise moniert und die Länder aufgefordert,
bis 2019 neue Regelungen zu schaffen.
## Durchschnittsnote weiter ausschlaggebend
Auch weiterhin werden 20 Prozent der Plätze an die besten AbiturientInnen
vergeben, 60 Prozent der BewerberInnen wählen die Hochschulen selbst aus.
In der Regel ziehen sie dabei aber das gleiche Kriterium heran, nämlich den
Abiturschnitt. Künftig sollen noch zwei weitere Kriterien hinzukommen.
Welche das sein können und wie diese zu gewichten sind, soll vertraglich
vereinbart werden.
Es war das erste Mal, dass Karliczek in der KMK zu Gast war. Den ganzen
Vormittag saß sie mit den Ländern zusammen. Hamburgs Schulsenator Rabe
lobte die „beinahe herzliche Gesprächsatmosphäre.“ Nur wenige Wochen zuvor
hatte er die Ministerin kritisiert, weil sie die Länder mit ihrem Entwurf
für einen Nationalen Bildungsrat überrascht hatte. Dieses Gremium soll
Empfehlungen für die Schulbildung, aber auch für Aus- und Weiterbildung
geben – und setzt die Kultusministerkonferenz bereits jetzt erheblich unter
Druck.
Karliczeks Entwurf für einen Bildungsrat sieht ein Gremium mit 64
Mitgliedern vor, von Bund, Ländern und Kommunen sowie mit
WissenschaftlerInnen und PraktikerInnen. Der Bund hat in diesem Modell 19
Stimmen und könnte durch geschickte Bündnisse die Länder auch mal
überstimmen.
Die KMK hat daraufhin einen Entwurf erarbeitet, in welchem dem Bund im
Bildungsrat lediglich 3 Stimmen zufallen. Der Dissenz über die
Stimmverteilung besteht weiter. Auch hier gründeten beide Seiten eine
gemeinsame Arbeitsgruppe.
15 Jun 2018
## AUTOREN
Anna Lehmann
## TAGS
Kultusministerkonferenz
Abitur
Studiengang Medizin
Anja Karliczek
Digitalisierung
Anja Karliczek
BMBF
Abitur
Lesestück Meinung und Analyse
Zentralabitur
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