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# taz.de -- Faschistische Symbole erkennen: Keine Wonne mit Nazisonne
> Sie sitzen an einem See, Ihr Nachbar hat suspekte Tattoos. Ist das jetzt
> nur hässlich – oder schon Nazi? Wir helfen weiter.
Bild: Würden Sie diesem jungen Mann den Rücken mit Sonnencreme einschmieren?
HKNKRZ
Das Hakenkreuz als Symbol ist verboten, das Wort Hakenkreuz – oder, ganz
der Mode folgend als Abkürzung ohne Vokale: hknkrz – aber nicht. Deswegen
ist der Schriftzug – gerne in den Farben der NS-Flagge: schwarz auf weißem
Hintergrund mit roten Balken oben und unten – bei trendbewussten Neonazis
beliebt, sei es als Flagge, [1][als T-Shirt] oder als Tattoo.
IB-Lambda
Der griechische Buchstabe Lambda ist erst mal: ein Buchstabe. Er ist aber
auch, als gelbes Zeichen auf schwarzem Grund, das Symbol der rechten und
rassistischen [2][Identitären Bewegung (IB)]. Die IB, die sich selbst gern
als hippe Jugendbewegung darstellt, steht für modern verpackten, aber
dennoch ganz alten Rassismus. Das Lambda soll in diesem Kontext wohl den
Kampf der Spartaner gegen das zahlenmäßig überlegene Heer der Perser
symbolisieren – und eine Parallele herstellen zur heute angeblich
notwendigen Gegenwehr der Europäer*innen gegen eine vermeintliche
„Islamisierung“ oder „Überfremdung.“
Zahnrad
Ein Zahnrad – erst mal harmlos, oder? Im NS war das Zahnrad mit einem
Hakenkreuz in der Mitte das Symbol der größten NS-Massenorganisation, der
Deutschen Arbeitsfront (DAF) – dem Einheitsverband der Arbeitnehmer und
Arbeitgeber mit 5,3 Millionen Mitgliedern. Mit Hakenkreuz oder auch dem
Schriftzug FAP (für die 1995 verbotene Freiheitliche Deutsche
Arbeiterpartei) ist das Symbol heute verboten. Doch auch die NPD setzt
ihren Schriftzug gerne hinein, ebenso wie Freie Kameradschaften. Und weil
es eben auch zig Zahnräder ohne Nazi-Bezug gibt, ist man damit fein raus.
Schwert & Hammer
Das Symbol für die angebliche Volksgemeinschaft aus Arbeitern und Soldaten
war u. a. ab 1929 sogenanntes Gaufeldabzeichen der Hitlerjugend. Noch heute
nutzen Neonazis es gerne, um ihre angeblich sozialistischen Positionen zu
unterstreichen, so etwa das Neonazi-Netzwerk Antikapitalistisches
Kollektiv.
SS Totenkopf (verboten)
Eines der wichtigsten Symbole der SS, neben der sogenannten Sig-Rune, dem
gezackten stilisierten „S“. Die SS-Totenkopfverbände waren vor allem für
die Bewachung der Konzentrationslager zuständig. Neonazi-Bands oder die
verbotene rechte Terrororganisation Combat 18 verwenden den Totenkopf als
Emblem. Das Symbol ist in Deutschland verboten – allerdings nur in der
genauen Darstellung, mit geschlossenen Zähnen, den spezifischen
Schädelnähten und den im Innern des Schädels gekreuzten Knochen. Leicht
abgewandelte Darstellungen sind nicht strafbar – und ein unter Neonazis
beliebtes Tattoo-Motiv.
Schwarze Sonne
Die Schwarze Sonne ist ein Symbol der SS und kann entweder als drei
übereinander gelegte Hakenkreuze oder als Rad aus zwölf Sigrunen gedeutet
werden. Die SS ließ das Symbol von KZ-Gefangenen in den Boden ihrer
Kultstätte, der Wewelsburg bei Paderborn, einlassen. Da es im Gegensatz zum
Hakenkreuz nicht verboten ist, nutzen Neonazis es bis heute gerne als
Ersatz-Symbol.
Wolfsangel
Eigentlich ein Jagdgerät, ist die Wolfsangel auch ein Symbol in der
Heraldik. Sie ist bei Rechtsextremisten und Neonazis als Symbol für
Wehrhaftigkeit und Kampfeswillen beliebt. Das auch Gabor-Rune genannte
Zeichen fand in der Hitlerjugend Verwendung, war das Symbol der von
Heinrich Himmler 1944 gegründeten Organisation Werwolf oder auch der
rechtsextremen Jungen Front in den 1970er Jahren. Auch die ukrainische
rechtsextreme Partei Swoboda führt die Wolfsangel in ihrem Emblem. Die
Verwendung der Wolfsangel ist nur in einem rechtsextremem Kontext verboten
– nicht aber als Verbandsabzeichen der Bundeswehr und in Gemeinde- und
Stadtwappen.
Lebensrune
Die Lebensrune ist ein überall in der völkischen Bewegung verwendetes
Symbol für das Leben – und ersetzt zum Beispiel in Geburtsurkunden das *
oder in auf dem Kopf stehender Variante als Todesrune das † in
Todesanzeigen. Im Nationalsozialismus stand die Rune für den Lebensborn,
einen Verein, dessen Ziel es war, die Geburt möglichst vieler „arischer“
Kinder zu fördern – auf Grundlage der nationalsozialistischen
Rassenideologie. Sie war auch Symbol des Sanitätsdienstes der SA und des
Deutschen Frauenwerkes. In diesen Zusammenhängen ist die Rune verboten,
sonst nicht. Sie soll einen Mann mit ausgestreckten Armen darstellen und
die Kraft des Volkes symbolisieren.
Triskele
Die Triskele ist ein altes, im keltischen und nordischen Kulturraum weit
verbreitetes Symbol – dort aber meist mit gerundeten Armen. Die eckige
Variante ähnelt einem dreiarmigen Hakenkreuz und wird unter anderem vom
verbotenen Neonazi-Netzwerk Blood & Honour verwendet – nur in diesem oder
anderen eindeutig rechtsextremen Kontexten ist das Symbol verboten. Die
Triskele ist deswegen in eckiger wie auch in abgerundeter Form bei Neonazis
beliebt. Auch der US-amerikanische Ku-Klux-Klan verwendet das Symbol.
Remigration
Remigration ist eines der Modewörter der Neuen Rechten, und ist eng
verbunden mit der verschwörungstheoretischen Theorie des „großen
Austausches“ (Renaud Camus) – also der behaupteten Verdrängung einer
ethnisch homogenen Bevölkerung durch, zumeist muslimische, Zuwanderer.
Rassisten, wie jene der Identitären Bewegung fordern mit dem so fein
klingendem Begriff nichts anderes als „Ausländer raus“. In Deutschland hat
sich für den Begriff noch kein Symbol etabliert, in Frankreich gibt es
bereits eine eigene Bewegung unter dem umgedrehten R: das „mouvement pour
la remigration“.
26 Jun 2018
## LINKS
[1] /Nazi-Runen-auf-norwegischer-Kleidung/!5479216
[2] /Identitaere-Bewegung-in-Oesterreich/!5506253
## AUTOREN
Erik Peter
Dinah Riese
## TAGS
SS
Nazis
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