| # taz.de -- Kommentar Seenotrettung im Mittelmeer: Das Schiff, die EU und der T… | |
| > Die Europäische Union tut so, als ginge sie die Katastrophe des | |
| > Rettungsschiffs „Lifeline“ nichts an. Doch Humanität beweist sich im | |
| > Konkreten. | |
| Bild: 230 Flüchtlinge, dicht gedrängt: Schiff „Lifeline“ | |
| Wie fürchterlich die Abschottungspolitik der EU ist, lässt sich im Moment | |
| 50 Kilometer vor der Küste Maltas beobachten. Dort liegt das kleine | |
| Rettungsschiff „Lifeline“ auf See, an Bord sitzen dicht gedrängt 230 | |
| Flüchtlinge. [1][Sie sind unterernährt, die Krätze ist ausgebrochen], die | |
| Mutter eines Babys fiel ins Koma. Und die Europäische Union? Schaut weg. | |
| Sie tut so, als ginge sie diese humanitäre Katastrophe nichts an. | |
| Diese Ignoranz ist eine Bankrotterklärung des reichen Staatenbundes, der | |
| sich in besseren Zeiten als der Humanität verpflichtete Wertegemeinschaft | |
| verstand. Die Würde des Menschen ist unantastbar, jeder Mensch hat das | |
| Recht auf Leben. Die EU wendet sich gerade von diesen leuchtenden Sätzen | |
| ab, die in ihrer Grundrechtecharta festgeschrieben sind. Die Würde des | |
| Menschen ist sehr wohl antastbar geworden, zumindest die Würde derjenigen, | |
| die sich Europa vom Hals halten will. | |
| Das Drama auf der „Lifeline“ zeigt, was passiert, wenn Rechtspopulisten | |
| regieren. Italiens Innenminister Matteo Salvini nennt Migranten | |
| „Menschenfleisch“ und diffamiert Seenotretter. Jene wollten mit ihren | |
| Einsätzen nur Geld verdienen. Dass dieser Scharfmacher Häfen für | |
| Rettungsschiffe schließt, ist keine Überraschung. Von rechten | |
| Menschenfeinden sollte man keine menschenfreundliche Politik erwarten. Aber | |
| was ist mit Frankreich, mit Spanien, mit den Deutschen? | |
| Auch die Staaten, die stolz auf ihre Liberalität sind, schweigen bisher | |
| still. Weder Frankreichs Präsident Emmanuel Macron noch Spaniens Staatschef | |
| Pedro Sánchez hat große Lust, in die Bresche zu springen. Und Merkel? Die | |
| Kanzlerin, die sonst gerne über europäische Solidarität in der | |
| Flüchtlingspolitik redet, schweigt. | |
| Das ist ein Armutszeugnis. Eine europäische Einigung in der | |
| Flüchtlingspolitik mag ferner sein denn je. Aber Humanität beweist sich im | |
| Konkreten. Merkel muss die maltesische Regierung anrufen und ihr anbieten, | |
| die Geflüchteten auf der „Lifeline“ nach Deutschland zu holen. | |
| 26 Jun 2018 | |
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| ## AUTOREN | |
| Ulrich Schulte | |
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