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# taz.de -- Merkel nach dem G7-Gipfel: Trumps Verhalten war „deprimierend“
> Trotz Trumps Absage per Tweet hält die Kanzlerin an der G7-Erklärung
> fest. In einem ARD-Interview erklärt sie, warum sie sich nicht als
> machtlos vorgeführt fühle.
Bild: Gegenmaßnahmen mit Bedacht: Angela Merkel über das Verhältnis zu den U…
Berlin dpa | Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat nach dem G7-Eklat um Donald
Trump den Vorwurf zurückgewiesen, sich vom US-Präsidenten vorführen zu
lassen. „Wir lassen uns nicht eins ums andere Mal da irgendwie über den
Tisch ziehen. Sondern wir handeln dann auch“, sagte Merkel am Sonntagabend
[1][in der ARD-Talksendung „Anne Will“] mit Blick auf die von Trump
verhängten Strafzölle auf Stahl und Aluminium. Für den Fall, dass Trump wie
geplant auch Strafzölle auf deutsche Autos verhängen sollte, kündigte die
Kanzlerin scharfe und – wenn möglich – europäische Gegenmaßnahmen an.
Merkel kritisierte Trump für die Entscheidung scharf, die Zustimmung zum
Abschlusskommuniqué des G7-Gipfels zurückzuziehen. „Die Rücknahme per Tweet
ist natürlich ernüchternd und auch ein Stück deprimierend“, sagte sie. Die
Kündigung des Kommuniqués sei ein einschneidender Schritt. Die
Bundesregierung halte an dem Papier fest, es sei beschlossen und
rechtskräftig, sagte die Kanzlerin, die weitgehend gelassen auf Trump
reagierte. Immer weiteres Anheizen der Sprache mache die Dinge nicht
besser, begründete sie ihre Haltung auf eine entsprechende Frage Wills.
Der Schritt des US-Präsidenten mache die Lage aber nicht einfacher, sagte
Merkel. Dennoch werde sie die Gespräche mit ihm fortsetzen, etwa im Juli
beim Nato-Gipfel in Brüssel.
Dem Vorhalt Wills, sie lasse sich von Trump ein ums andere Mal ihre
Machtlosigkeit vorführen, widersprach die Kanzlerin. „Das tun wir nicht.“
Man habe auf die von Trump rechtswidrig verhängten Zölle auf Aluminium und
Stahl Gegenmaßnahmen vorbereitet, die am 1. Juli bei der
Welthandelsorganisation WTO gemeldet würden. Sollte Trump auch noch wie
geplant Strafzölle auf deutsche Autos verhängen, hoffe sie erneut auf ein
gemeinsames Agieren der EU wie im Fall der Zölle auf Aluminium und Stahl.
Der kanadische Premier Justin Trudeau habe nicht darauf verzichtet,
Gegenmaßnahmen gegen Trump zu ergreifen, „und auch wir werden nicht darauf
verzichten, Gegenmaßnahmen zu machen“, sagte Merkel. Man müsse sich in der
Politik entscheiden: „Nichtstun kann ein Risiko sein. Dass man als
vollkommen erpressbar gilt“, wenn man nicht agiere aus Angst. Nun würden
sehr bedacht Gegenmaßnahmen ergriffen „und auch nicht überbordend“.
## Einheitlicher gegenüber Trump auftreten
Trump hatte seine Entscheidung, die US-Zustimmung zum G7-Abschlusspapier
zurückzuziehen, [2][mit Verärgerung über Trudeau begründet]. Dieser hatte
am Samstag in seiner Pressekonferenz gesagt, die US-Strafzölle gegen die EU
und Kanada, die Trump mit der Wahrung der US-Sicherheitsinteressen
begründet, seien „etwas beleidigend“. Kanada werde seinerseits die USA mit
höheren Zöllen belegen.
Merkel sagte nun, sie habe Trump einen Vorschlag gemacht, mit dem die
nächste Eskalationsstufe im Streit um Zölle auf deutsche Autos vermieden
werden könne. So sollten die USA prüfen, ob diese Importe tatsächlich eine
strategische Schwächung des Landes seien. Europa könne im Gegenzug
überprüfen, ob die US-Zölle ebenfalls eine strategische Schwächung mit sich
bringen würden. Bevor unilateral gehandelt werde, solle man sich über die
strategische Wirkung solcher Maßnahmen austauschen.
Die Kanzlerin verlangte als Reaktion auf die Politik Trumps erneut ein
einheitlicheres und intern loyales Auftreten der Europäischen Union. Schon
im vergangenen Jahr habe sich angesichts der Politik Trumps ihr Eindruck
verfestigt, dass die Europäer ihr Schicksal etwas mehr in die Hand nehmen
müssten.
Der Kernpunkt für die EU sei nun: „Werden wir in der Lage sein, eine
gemeinsame Außenpolitik zu vertreten“, oder werde es unterschiedliche
Absprachen mit Amerika, China oder einem anderen Land geben. „Dann wird
Europa zerrieben werden in einer Welt, in der ganz starke Pole da sind:
China, Russland, Amerika“, warnte Merkel. „Und da muss Europa so ein
starker und sich in Loyalität verbundener Pol werden. Sonst haben wir große
Schwierigkeiten“, warnte sie.
LESEN SIE AUCH: [3][Kommentar zum G7-Gipfel]: Wo immer Donald Trump eine
Uneinigkeit spürt, nutzt er sie aus. Da hilft nur eins: Einigkeit.
11 Jun 2018
## LINKS
[1] https://daserste.ndr.de/annewill/Nach-dem-G7-Gipfel-Bundeskanzlerin-Angela-…
[2] https://twitter.com/realDonaldTrump/status/1005586152076689408
[3] /Kommentar-Trump-und-G7-Diplomatie/!5509186
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