| # taz.de -- Wohnungsnot in Deutschland: Habeck will günstigere Grundstücke | |
| > Der Bund muss Grundstücke billiger an Kommunen verkaufen, fordert | |
| > Grünen-Chef Habeck. Wohnungsnot könne die Gesellschaft spalten. | |
| Bild: Hier ist das Wohnen schon lange nicht mehr billig: Altbauten in Hamburg | |
| Berlin taz | Grünen-Chef Robert Habeck fordert, dass der Bund seine | |
| Grundstücke günstiger an Kommunen verkauft, um den Mangel an Wohnraum zu | |
| bekämpfen. „Wohnungsnot hat das Potenzial, die Gesellschaft zu spalten“, | |
| sagte Habeck am Donnerstag der taz. „Deswegen kann es nicht sein, dass der | |
| Bund seine Liegenschaften zum Maximalpreis an private Investoren verkauft. | |
| Damit muss endlich Schluss sein.“ | |
| Der Bund verdiene bisher an Spekulationen fleißig mit, folgerte Habeck. | |
| 2.026 Liegenschaften habe der Bund seit November 2015 bis Ende März dieses | |
| Jahres zum Höchstpreis versteigert – und nur 12 verbilligt für sozialen | |
| Wohnungsbau abgegeben. „Unterm Strich fördert der Bund nicht den sozialen | |
| Wohnungsbau, er verhindert ihn.“ Über zwei Milliarden Euro flössen jährlich | |
| von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) in den Bundeshaushalt. | |
| Für den sozialen Wohnungsbau habe die Koalition aber gerade mal 500 | |
| Millionen pro Jahr übrig, kritisierte Habeck. | |
| Der Grünen-Vorsitzende forderte eine Änderung des BImA-Gesetzes und der | |
| Haushaltsordnung. „Zumindest in Gebieten mit angespannter Lage auf dem | |
| Wohnungs- und Mietmarkt müssen Kommunen ein Vorkaufsrecht bekommen – und | |
| das zu einem Preis deutlich unterhalb des Marktwerts“, sagte Habeck. Falls | |
| die Kommune nicht von einem solchen Vorkaufsrecht Gebrauch mache und | |
| Grundstücke an private Investoren verkauft würden, müssten diese zu harten | |
| Auflagen verpflichtet werden. Dazu gehöre, auch an Menschen mit geringen | |
| Einkommen zu sozialverträglichen Mieten zu vermieten, fügte Habeck hinzu. | |
| Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben verwaltet Immobilien und | |
| Grundstücke, die sich im Besitz des Bundes befinden. Sie ist eine der | |
| größten Immobilieneigentümerinnen Deutschlands und hat Grundstücke mit | |
| einer Fläche von rund 470.000 Hektar im Portfolio. Das | |
| Bundesfinanzministerium hat kürzlich auf Anfrage des FDP-Abgeordneten | |
| Daniel Föst bekanntgegeben, welche Grundstücke dem Bund in wichtigen | |
| Großstädten gehören. | |
| ## Verkauf zum Höchstpreis | |
| Demnach besitzt die BImA in Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, | |
| Köln, München und Stuttgart 971 unbebaute Flurstücke mit einer Fläche von | |
| rund 230 Hektar. Die meisten Flächen besitzt der Bund mit gut 880.000 | |
| Quadratmetern in Berlin. Im Moment ist die BImA per Gesetz dazu | |
| verpflichtet, entbehrliche Liegenschaften „wirtschaftlich“ zu veräußern. | |
| Das bedeutet in der Praxis, dass die Bundesanstalt die Höchstpreise | |
| verlangt, die der Markt hergibt. | |
| Die Grünen fordern schon länger, dass die BImA das Interesse der Kommunen | |
| bei Grundstücksverkäufen stärker berücksichtigt. Die Bundestagsfraktion | |
| brachte bereits im April 2012 einen entsprechenden Antrag ins Parlament | |
| ein. Dass der Vorsitzende Habeck das Thema jetzt nochmal hochzieht, ist der | |
| Einsicht geschuldet, dass Wohnen zur entscheidenden sozialen Frage des 21. | |
| Jahrhunderts wird. Habeck hatte Anfang der Woche bereits ein zentrales | |
| Immobilienregister gefordert. Ein solches würde öffentlich machen, wer | |
| welche Immobilie besitzt. | |
| Die Große Koalition denkt in eine ähnliche Richtung wie die Grünen. Im | |
| Koalitionsvertrag von Union und SPD heißt es: „Wir wollen ermöglichen, dass | |
| die BImA den Ländern und Kommunen zu Zwecken der sozialen Wohnraumförderung | |
| bundeseigene Grundstücke rechtssicher und im beschleunigten Verfahren zu | |
| vergünstigten Konditionen zur Verfügung stellen kann.“ Die | |
| Erstzugriffsoption für Kommunen solle im Haushaltsgesetz des Bundes auf | |
| alle entbehrlichen Liegenschaften des Bundes ausgeweitet werden. | |
| 7 Jun 2018 | |
| ## AUTOREN | |
| Ulrich Schulte | |
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