| # taz.de -- Parlamentswahl in Slowenien: Die Rechte gewinnt | |
| > Die Rechtskonservativen um Ex-Premier Janez Janša sind die Sieger der | |
| > Wahl in Slowenien. Doch an der Regierung werden sie nicht beteiligt sein. | |
| Bild: War schon zwei Mal Regierungschef: Janez Jansa | |
| Split taz | Die rechtskonservative Slowenische Demokratische Partei (SDS) | |
| um Janez Janša ist aus der Parlamentswahl in Slowenien als stärkste Partei | |
| hervorgegangen. Regieren wird sie aber aller Wahrscheinlichkeit nach nicht. | |
| Denn die Mehrheit der größeren Parteien gehört dem Mitte-Links-Spektrum des | |
| Landes an, sie lehnt eine Zusammenarbeit mit Jensa ab. Der | |
| rechtskonservative Politiker ist wegen eines Korruptionsfalls schwer | |
| belastet. Janša war bereits von 2004 bis 2008 und 2012 bis 2013 | |
| Ministerpräsident Sloweniens. | |
| Nach den vorläufigen Endergebnissen hat die SDS 25 Prozent der Stimmen | |
| gewonnen. Sie wird künftig 25 der 90 Abgeordneten stellen, wie die | |
| staatliche Wahlkommission am Sonntagabend in Ljubljana feststellte. Der | |
| seit der Unabhängigkeit des Landes von Jugoslawien 1991 aktive Politiker | |
| Janez Janša hatte im Wahlkampf flüchtlingsfeindliche Positionen bezogen und | |
| den ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban mehrmals als | |
| Wahlunterstützer eingeladen. Obwohl Jansa bei früheren Wahlen mit | |
| neoliberalen Programmen schon knapp 30 Prozent der Stimmen holen konnte, | |
| wertete er das Ergebnis vom Sonntag dennoch als Erfolg. | |
| Angesichts der Tatsache, dass die Wähler in Slowenien sehr sprunghaft sind, | |
| ist dies durchaus ein respektables Resultat. Denn in Slowenien können große | |
| Parteien schnell wieder von der Bildfläche verschwinden. Neue, auf eine | |
| politische oder wirtschaftlich erfolgreiche Figur zugeschnittene Parteien, | |
| die plötzlich stärkste Kraft werden, verabschieden sich bei der nächsten | |
| Wahl wieder in die Bedeutungslosigkeit. Zumeist weil ihre Führungsfiguren | |
| in Misskredit fallen, wie zum Beispiel die vor wenigen Jahren aufgestiegene | |
| Mitte-Rechts-Partei Nova Slovenija, die sich jetzt mit nur sieben Prozent | |
| der Stimmen zufrieden geben musste. | |
| Zweitstärkste Partei ist die linksliberale Anti-System-Liste LMS des | |
| früheren Komikers und Bürgermeisters einer Kleinstadt, Marjan Sarec. Bei | |
| der letzten Präsidentschaftswahl 2017 scheiterte Sarec in der Stichwahl nur | |
| knapp. Die LMS kam jetzt auf 12,6 Prozent und blieb mit den errungenen 13 | |
| Sitzen unter den eigenen Erwartungen. Sie könnte aber die führende Kraft | |
| einer neuen Koalition werden. „Jetzt ist es Zeit für eine neue Generation“, | |
| sagte der 40-jährige Sarec mit Blick auf Janša, der seit Beginn der | |
| Unabhängigkeit 1991 die Politik des Landes mitprägt. Sarec schloss jedes | |
| Zusammengehen mit der SDS und Jansa aus. Als sein Vorbild nennt Sarec den | |
| französischen Präsidenten Emmanuel Macron. | |
| Sarec erwartet jetzt, dass er als Führer der zweitstärksten Partei eine | |
| Regierung aus dem Mitte-Links-Spektrum bilden könnte. Der amtierende | |
| linksliberale Regierungschef Miro Cerar musste mit seiner SMC-Partei zwar | |
| schwere Verluste hinnehmen, kam aber auf den vierten Platz und erreichte | |
| mit knapp zehn Prozent zehn Sitze im neuen Parlament. Er könnte gemeinsam | |
| mit den traditionsreichen Sozialdemokraten (zehn Prozent und ebenfalls zehn | |
| Mandate) sowie der Linken (neun Prozent/neun Sitze) mit Sarec Verhandlungen | |
| über eine neue Koalition führen, zu der auch noch andere Kleinparteien, wie | |
| zum Beispiel die Rentnerpartei, stoßen könnten. Insgesamt haben es neun | |
| Parteien ins Parlament geschafft. | |
| Die Regierungsbildung wird von allen Seiten als kompliziert angesehen. 1,7 | |
| Millionen Bürger waren zur Wahl aufgerufen. Die Beteiligung lag bei 51,5 | |
| Prozent – etwas weniger als vor vier Jahren. | |
| 4 Jun 2018 | |
| ## AUTOREN | |
| Erich Rathfelder | |
| ## TAGS | |
| Janez Jansa | |
| Slowenien | |
| Visegrad-Gruppe | |
| Slowenien | |
| Viktor Orbán | |
| Melania Trump | |
| Slowenien | |
| Schwerpunkt Flucht | |
| Europäische Union | |
| Kroatien | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Fahrraddemos in Slowenien gegen Premier Janša: Er ist wieder da | |
| Der Rechtspopulist Janez Janša regiert das Land an der Adria schon zum | |
| dritten Mal. Nun regt sich Widerstand gegen die Attacken auf den | |
| Kulturbetrieb. | |
| Regierungsbildung in Slowenien: Orbán-Freund bald wieder im Amt | |
| Der rechtskonservative Politiker Janez Janša war in Korruptionsskandale | |
| verstrickt. Jetzt soll er eine neue Mitte-Rechts-Regierung bilden. | |
| Regierungsbildung in Slowenien: Start mit pro-europäischem Credo | |
| Der neue Premier Marjan Šarec steht einer Regierung aus fünf Parteien vor. | |
| Ob er für Europa ein verlässlicher Partner ist, muss sich zeigen. | |
| Kommentar Wahlen in Slowenien: Ein Rechtsruck sieht anders aus | |
| In Slowenien ist es nicht so einfach, den Schalter zum Rechtspopulismus | |
| umzulegen. Jetzt sind die linken Parteien am Zug. | |
| Auf der Balkanroute: Von Sarajevo an die Grenze | |
| Tausende Geflüchtete steckten über Jahre im Südosten Europas fest. Sie | |
| suchen über Berge und Flüsse einen Weg in den Norden. Manche schaffen es. | |
| Orbáns Wahlerfolg in Ungarn: Stärkung für die Visegrád-Staaten | |
| Auf die EU kommen neue Probleme zu: etwa bei der Asyl- und | |
| Flüchtlingspolitik, die wegen des Widerstands aus Osteuropa kaum | |
| vorankommt. | |
| Slowenisch-kroatischer Grenzstreit: Fischen unter Polizeischutz | |
| Der Streit zwischen Slowenien und Kroatien um einige Quadratkilometer | |
| Territorialgewässer eskaliert. Das Zusammenleben ist in Gefahr. |