# taz.de -- Ex-Diplomat über Trump-Kim-Treffen: „Für professionelle Beobach… | |
> Für den Ex-Diplomaten Volker Stanzel ist die Vereinbarung zwischen den | |
> USA und Nordkorea nicht viel wert. Kims Erfolg sei größer als Trumps. | |
Bild: Menschen fotografieren Trump bei seiner Abreise aus Singapur am Dienstag | |
taz: Herr Stanzel, in Singapur gab es jetzt eine Einigung auf die | |
Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel gegen In-Aussicht-Stellung von | |
US-Sicherheitsgarantien für Nordkorea. Was halten Sie davon? | |
Volker Stanzel: Erstens ist es eben nur „in Aussicht gestellt“, und das | |
alles sind nur vage Verpflichtungen. Zweitens fällt es zurück hinter | |
frühere Zusagen von Nordkorea, die es nie umgesetzt hat. Trumps Zusage der | |
Etablierung neuer Beziehungen zu Nordkorea ist das Einzige, was man als | |
konkrete Vereinbarung bezeichnen könnte. Eine Absichtserklärung bedeutet | |
noch nichts Konkretes. | |
Welche Schritte müssten als Nächstes erfolgen? | |
Beide haben schon gesagt, dass sich jetzt Fachleute damit auseinandersetzen | |
müssen. Für Trump, der behauptet hat, er müsse sich auf den Gipfel nicht | |
vorbereiten, gilt das nicht, sondern für seine Beamten: Welche Schritte | |
kann Nordkorea unternehmen, um zu entnuklearisieren und damit wieder in den | |
Nichtverbreitungsvertrag hineinzukommen? Wie kann das Ganze überwacht | |
werden? Was bieten im Gegenzug die USA an? Nordkorea wird auf den Abzug der | |
amerikanischen Truppen aus Südkorea und auf die Rücknahme der Sanktionen | |
schauen. Diese haben aber die Vereinten Nationen verhängt, nicht die USA. | |
Normalerweise dauern diplomatische Verhandlungen Jahre. Trump hat den | |
mühsam ausgehandelten Iran-Deal gekippt und dafür in wenigen Stunden eine | |
Vereinbarung mit Nordkorea getroffen. Was sagen Sie als Diplomat dazu? | |
Dass diese Vereinbarung eben nur eine Absichtserklärung ist. Man kann sie | |
gleichsetzen mit der Zustimmung des Iran im Jahr 2003, zunächst mit den | |
Europäern über ihr Atomprogramm zu verhandeln. Das hat dann über zehn Jahre | |
gedauert. | |
Das war jetzt also kein Sieg von Trumps Bilateralismus über multilaterale | |
Formate wie die Sechs-Parteien-Gespräche? | |
Trump und Kim waren jetzt mit diesem Bilateralismus in ihrem Sinn | |
erfolgreich. Trump wollte zeigen, dass er gordische Knoten durchschlagen | |
kann. Der Handshake mit Kim und die internationale Aufmerksamkeit bei | |
seiner Pressekonferenz genügen ihm dafür schon. Wie die Arbeit der nächsten | |
Jahre oder gar Jahrzehnte aussehen wird, darum kümmert er sich nicht. Für | |
Kim ging es um sehr viel Konkreteres, nämlich das Ende der Sanktionen. Dann | |
ist er dabei, die Beziehungen zu Südkorea zu verbessern, was eines Tages | |
tatsächlich einen Abzug der US-Truppen ermöglicht. Trump hat jetzt | |
eingestanden, dass die Manöver mit Südkorea im Grund eine Provokation und | |
deswegen eigentlich nicht nötig sind. | |
Hat Kim schon dadurch gewonnen, dass er als erster Nordkoreaner überhaupt | |
mit einem US-Präsidenten auf Augenhöhe verhandeln konnte? | |
Ja, beide hatten Erfolg, wenn man das nicht im traditionell-diplomatischen | |
Sinn sieht, aber Kims Erfolg ist eindeutig größer. | |
Trump hat Kanzlerin Merkel den Handschlag verweigert, jetzt aber den | |
Diktator Kim mehrfach vertraulich getätschelt. Verkehrte Welt? | |
Nordkorea hat natürlich keinen Handelsbilanzüberschuss mit den USA, und | |
mehr als 2 Prozent des BSP für Verteidigung gibt Kim wohl auch aus. Aber | |
ernsthaft: Wir erleben eine „alternative Welt“ einer Regierung, die | |
„alternative Fakten“ verbreitet und jetzt „alternative Diplomatie“ | |
betreibt. Dies scheint für professionelle Beobachter bizarr, weil die | |
Erfolgsaussichten so gering sind oder das Ganze sogar ein Fehlschlag der | |
amerikanischen Politik sein wird. Aber aus Sicht eines Akteurs wie Trump, | |
immer noch der mächtigste Mann der Welt, scheint das nur folgerichtig. | |
Schließlich kommt er so zum Ziel, dem norwegischen Auftritt. | |
12 Jun 2018 | |
## AUTOREN | |
Sven Hansen | |
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