# taz.de -- Schelte für taz-Text: Die falsche Sprache benutzt | |
> Ein Artikel über die Ordination gleich mehrerer Rabbiner in Hamburg, der | |
> ersten in der Stadt seit der Schoah, bringt der taz Kritik ein – | |
> verständlich. | |
Bild: Ordination gleich mehrerer Rabbiner in Hamburg, der ersten in der Stadt s… | |
HAMBURG taz | „TAZ mag keine Rabbiner“: So überschrieb der Autor Eliyah | |
Havemann am Mittwoch einen auch per [1][Tweet] verbreiteten | |
[2][Blog-Eintrag]. Darin setzte er sich auseinander mit einem Artikel, der | |
am Samstag davor in der taz nord erschienen war: „Mehr ultra-orthodoxe | |
Rabbis“ überschrieben, und untertitelt: „Umstrittene Chabad-Sekte hat | |
ausgebildet“. | |
Der Text hatte vorausgeblickt auf eine – [3][am Mittwoch dann übrigens auch | |
vollzogene] – Ordination gleich mehrerer Rabbiner in Hamburg, der ersten in | |
der Stadt seit der Schoah. Im Text wurde kritisiert, dass das Seminar, das | |
die fünf Geistlichen ausgebildet hat, vom Hamburger Landesrabbiner Shlomo | |
Bistritzky gegründet worden war, denn der sei „Vertreter der | |
ultra-orthodoxen [4][Chabad-Lubawitsch]-Sekte“. | |
## Auf sachliche Fehler hingewiesen | |
Post erhielt die taz dann auch vom Zentralrat der Juden sowie der Hamburger | |
Jüdischen Gemeinde. Auch sie wiesen hin – einerseits auf sachliche Fehler, | |
die wir in der Ausgabe vom Mittwoch auch [5][richtig gestellt] haben: | |
Anders als geschrieben, ist Stephan Kramer seit Anfang 2014 nicht mehr | |
Generalsekretär des Zentralrats der Juden, Jonah Metzger seit Mitte 2013 | |
nicht mehr Israels Oberrabbiner. | |
Weniger eindeutig ein Fehler in der Sache ist die Aussage im Text: „Chabad | |
Lubawitsch unterstützt in Israel massiv radikale jüdische Siedler“. Für | |
Havemann eindeutig bösartige Unterstellung, lässt sich, wenn nicht | |
„massive“ Unterstützung, so doch zumindest gedankliche Nähe zwischen der | |
Organisation und Teilen des national-religiösen Spektrums der israelischen | |
Gesellschaft nicht ignorieren – und also auch zu Teilen der | |
Siedler-Bewegung. So finden sich auf www.chabad.org auch [6][Artikel | |
darüber], wie es sich anfühle, so als jüdische Frau in Judäa – „dem Lan… | |
das der Rest der Welt das Westjordanland nennt“. Nochmals: „Massive“ | |
Unterstützung ist damit nicht belegt, aber Abstand geht auch anders. | |
Der Protest richtete sich auch gegen die Einschätzung, Chabad Lubawitsch | |
sei eine Sekte, von der die taz aber keinen Grund sieht abzurücken: | |
„Natürlich ist das eine Sekte“, [7][sagte 2012 der Historiker Julius | |
Schoeps] über Chabad Lubawitsch, dem antisemitische Hetze nicht | |
nachzuweisen sein wird; gefolgt übrigens vom Satz: „Sekte ist nichts | |
Abwertendes“, aber das stellt sich in diesen Tagen als | |
Minderheits-Sichtweise dar. | |
## Keine Frage der Sichtweise | |
Keine Frage der Sichtweise ist aber, woran sich die meiste Kritik entzündet | |
hat: Die Mutmaßung, die nun im Chabad-Sinne ausgebildeten Rabbiner könnten | |
eine „Gleichschaltung“ ihrer künftigen Gemeinden bedeuten. | |
„[8][Gleichschaltung]“ aber stammt direkt aus dem Wörterbuch derer, die | |
sich die systematische Vernichtung jüdischen Lebens zur Mission gemacht | |
hatten; es ist das Deutsch der Nationalsozialisten. Solche Sprache | |
unreflektiert zu benutzen, und das auch noch in diesem Zusammenhang: Das | |
hätte uns nicht passieren dürfen. | |
25 May 2018 | |
## LINKS | |
[1] https://twitter.com/EliyahHavemann/status/999227004972077056 | |
[2] https://die13blumen.wordpress.com/2018/05/23/taz-mag-keine-rabbiner/ | |
[3] https://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/Juedische-Gemeinde-feiert-Rabbiner-O… | |
[4] https://www.chabad.org/ | |
[5] /!5504382/ | |
[6] https://www.chabad.org/theJewishWoman/article_cdo/aid/934218/jewish/Startin… | |
[7] http://www.deutschlandfunkkultur.de/segen-oder-sekte.1079.de.html?dram%3Aar… | |
[8] https://www.dhm.de/lemo/kapitel/ns-regime/etablierung-der-ns-herrschaft/gle… | |
## AUTOREN | |
Alexander Diehl | |
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