# taz.de -- Transparenz in der Textilindustrie: Vorwürfe gegen Zalando | |
> Die Menschenrechtsaktivistin Gisela Burckhardt übt scharfe Kritik am | |
> Online-Modehändler. Sie bemängelt die intransparente Lieferkette. | |
Bild: Der Zalando-Hauptsitz in Berlin | |
Wenig Grundgehalt, aber hohe Boni in Form von Aktienoptionen bei guter | |
Geschäftsentwicklung – so sollen die drei Vorstandsmitglieder des Berliner | |
Online-Modehändlers Zalando künftig entlohnt werden. Unter anderem über das | |
Vergütungssystem stimmen die AktionärInnen des Unternehmens bei der | |
Hauptversammlung am Mittwoch ab. Doch wie hält Zalando es mit den | |
[1][Einkommen und Arbeitsbedingungen am Beginn der Lieferkette] – bei den | |
NäherInnen der Textilfabriken in den Produktionsländern? | |
Die Menschenrechtsaktivistin Gisela Burckhardt von der Organisation | |
„Femnet“ hält den Onlinehändler in dieser Frage für undurchsichtig. Zwar | |
schreibt Zalando in seinem Geschäftsbericht 2017, „Transparenz über unsere | |
Lieferkette zu gewinnen, ist ein wichtiger Schwerpunkt für uns“. Man habe | |
begonnen, Beschaffungspartner ausfindig zu machen und nachzuverfolgen. Doch | |
Burckhardt überzeugt das nicht: „Das bleibt alles geheim, nichts davon wird | |
veröffentlicht“, sagt sie. Andere Marken seien viel weiter, wie etwa | |
Esprit, Hugo Boss, Tchibo, Lidl oder Aldi, und so fragt sie: „Wann wird | |
Zalando seine Lieferkette offenlegen?“ | |
Ihre Kritik wird sie auf der Hauptversammlung vortragen – als Besitzerin | |
einer Aktie hat sie dort Rederecht. Neben der aus ihrer Sicht | |
intransparenten Lieferkette sind die Eigenmarken wie mint & berry, Pier One | |
oder Zign Burckhardt ein Dorn im Auge: Laut Geschäftsbericht kauft Zalando | |
für seine 17 eigenen Labels Waren von 272 Lieferanten und 450 | |
Produktionsstätten ein. Wichtigste Beschaffungsländer sind China, die | |
Türkei, Indien und Bangladesch. Zwar berücksichtige der Einkauf das | |
Kriterium „ethischer Handel“, um die Leistungen der Lieferanten zu | |
bewerten. | |
Doch Burckhardt ist das zu unkonkret: „Was genau heißt hier ‚ethischer | |
Handel‘?“ Letztlich mache Zalando in Sachen Nachhaltigkeit das, was die | |
meisten Unternehmen tun: „Schön reden, aber nichts tun oder sogar das | |
Gegenteil von dem tun, was man verspricht.“ | |
Bis zum taz-Redaktionsschluss am Dienstag hat Zalando zu den Vorwürfen | |
Burckhardts nicht Stellung genommen. Das Management wird wohl derzeit von | |
anderen Sorgen getrieben. Schließlich ist der Online-Handelsriese Amazon | |
2017 mit Wucht ins Bekleidungsgeschäft eingestiegen. Branchenexperten gehen | |
davon aus, dass langfristig nur wenige Plattformen bestehen – und dass der | |
Größere gewinnt. Während Amazon im Geschäftsjahr 2017 rund 177 Milliarden | |
US-Dollar Umsatz machte, ist Zalando mit 4,5 Milliarden Euro dagegen ein | |
Zwerg. Das Management hat daher „Wachstum“ als wichtigstes Unternehmensziel | |
für dieses Jahr angegeben. | |
23 May 2018 | |
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## AUTOREN | |
Heike Holdinghausen | |
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