Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Bremer Zukunftskommission: Jugendliche vergessen
> Der Bremer Zukunftsrat überlegt sich, wie Bremen künftig zusätzliches
> Geld ausgeben will. Junge Menschen seien dabei nicht bedacht worden,
> kritisiert der Jugendring.
Bild: Bremens Zukunft: Bürgermeister und Bildungssenatorin vor Container-Kita
BREMEN taz | Kostenloser Nahverkehr, die Legalisierung von Cannabis und
günstiger Wohnraum für alle sind die wichtigsten Themen für Jugendliche.
Das geht zumindest aus einer Jugendplattform im Internet hervor, auf der
junge Menschen zwischen zwölf und 30 Jahren Vorschläge machen können, wie
sie Bremens Zukunft gestalten wollen. Der Grund, warum sie das tun, ist ein
einfacher: Niemand hat sie gefragt.
Der Senat nämlich hat mit seiner seit acht Monaten laufenden Kommission
„Zukunft Bremen 2035“ aus Sicht des Bremer Jugendrings eines vergessen:
junge Leute ausreichend einzubinden. Und das, obwohl einige
Kommissionsmitglieder von der Zukunft rein mathematisch-biologisch doch
deutlich weniger haben werden als junge Leute.
Um diesem Missverhältnis zu begegnen, hat der Jugendring nun [1][eine
Online-Plattform auf seiner Website] eingerichtet, auf der junge Leute noch
bis Ende Mai Vorschläge machen, abstimmen, und diskutieren können. Die
beliebtesten Ideen sollen Mitte Juni Bürgermeister Carsten Sieling (SPD)
übergeben werden.
Weil Bremen ab 2020 dank neu geordneter Bund-Länder-Finanzen jährlich 400
Millionen Euro mehr haben wird, hatte Sieling die Zukunftskommission
angeschoben – „damit wir wieder über Visionen reden“, hatte er zu Beginn
gesagt. Man wolle sich „mit der gesamten Gesellschaft“ beraten.
In der Zukunftskommission saßen dann die altbekannten SenatorInnen und
Bremerhavens Bürgermeister Melf Grantz (SPD). Und im Zukunftsrat bringen
sich andere Akteur*innen ein: Bremer Köpfe aus Wirtschaft, Verwaltung,
Umwelt- und Sozialverbänden und Gewerkschaften. Die [2][offizielle Website]
nennt 17 Männer, sechs Frauen, alle nicht mehr ganz jugendlich.
Auf mehreren Klausuren, Diskussionen und Anhörungen von externen
Expert*innen wurde der partizipative Charakter des Prozesses gelobt, aber
Teilnehmer übten auch Kritik. Da sind auch die Einwände des Jugendrings zu
verbuchen, der immerhin selbst im Zukunftsrat vertreten ist. Genau das ist
jedoch ein Kritikpunkt: Aus Sicht des Jugendrings hätte der Senat mehr
Vertreter*innen von Jugendverbänden und -hilfe und nicht zuletzt
Jugendliche selbst einbinden müssen.
„Die Beteiligung von Jugendlichen wurde am Anfang strukturell nicht
mitgedacht“, sagt Arabella Walter vom Jugendring. „Es gab zwar mehrstündige
Hearings von Jugendlichen, aber es war vollkommen unklar, zu welchen
Ergebnissen die geführt haben.“ Die Hearings seien in der Methodik
undurchsichtig und anspruchsvoll gewesen. „Mehrstündige Gremien motivieren
nicht gerade Jugendliche aus allen Gesellschaftsschichten, sich zu
beteiligen.“ Und viele, die dort mitgemacht hätten, seien ohnehin schon
politisch engagiert gewesen.
„Mit der digitalen Plattform wollen wir die Jugendlichen erreichen, die
bislang noch nicht gehört wurden“, sagt Walter. „Jugendliche wollen keine
Bauprojekte, die das Image der Stadt nach vorne bringen, sondern Orte der
Begegnung zwischen den Stadtteilen, Sportangebote, Freiräume ohne
Erwachsene und eine gute Schulausstattung.“ Diese Themen seien nur am Rande
vertreten.
Der Senat sieht keinen Nachholbedarf: „Die Fachhearings haben prima
funktioniert“, sagt Christian Bruns, Leiter der Kommission. „Ein
Zukunftsprozess ohne junge Menschen ist Blödsinn“, aber er sei auch nicht
nur für sie. Selbstverständlich unterstütze der Senat die digitale
Plattform und werde die Vorschläge in Empfang nehmen und als Forderungen im
Endergebnis des Zukunftsprozesses aufnehmen. Die Ergebnisse will der Senat
im Herbst präsentieren.
17 May 2018
## LINKS
[1] https://bremerjugendring.de/dein-plan-fuer-2035/
[2] https://zukunft.bremen.de/zukunftsrat/
## AUTOREN
Gareth Joswig
## TAGS
Zukunft
Jugendliche
Bremen
OTB
Grüne Bremen
Familie
Schwerpunkt Klimawandel
## ARTIKEL ZUM THEMA
Bremens Ideen für 2035: Die Zukunft ist männlich
Bremen bekommt bald mehr Geld und hat nun viele Ideen, wofür es ausgegeben
werden soll. Verbindlich ist kaum etwas an dem Plan.
Anja Stahmann über ihre Aufgaben: „Man muss viel sitzen“
Zum Zukunftstag haben zwei NachwuchsjournalistInnen für die taz die Sozial-
und Jugendsenatorin Anja Stahmann (Grüne) nach ihren Aufgaben und Ideen
gefragt.
Hilfe für finanzschwache Familien: Mit dem Paten zum Klettern
Vielen Familien geht es zu gut für staatliche Hilfe und zu schlecht, um
ihren Kindern eine gute Kindheit zu ermöglichen. Die Ehlerding-Stiftung
will das ändern.
Jugendliche in Grönland: Rauchen, Dosenschießen, Eisfischen
Wie leben Jugendliche in Grönland, wo selbst die Sonne keine Kompromisse
macht? Die Fotografin Verena Brüning ging auf die Suche.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.