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# taz.de -- Aufstand an der Hafencity Universität: Professoren auf Zinne
> Der Versuch, den HCU-Präsidenten Walter Pelka abzuwählen, scheiterte nur
> knapp. Pelka verantwortet die Verlängerung der Amtszeit der umstrittenen
> Uni-Kanzlerin.
Bild: Ein Ort der Gestaltung oder der Vorschriften? An der Hamburger Hafencity-…
HAMBURG taz | Mit Spannung wurde am Mittwoch an der Hafencity Universität
(HCU) eine außerordentliche Sitzung des Hochschulsenats erwartet. Es ging
um den Antrag, den Hochschulpräsident Walter Pelka abzuwählen. Der Grund
war die von Pelka eingeleitete Wiederwahl der Kanzlerin, die an der HCU
sehr umstritten ist.
„Präsident im Amt bestätigt“, meldete die HCU offiziell am Nachmittag. Do…
Pelka war an der Abwahl nur eng vorbeigeschrammt, für die dafür nötige
Dreiviertelmehrheit hatte nur eine Stimme gefehlt. Acht Personen stimmten
für die Abwahl, zwei enthielten sich, nur einer stimmte dagegen. „Dass man
bei nur einer Stimme sagen kann ,im Amt bestätigt’, ist eine Frechheit“,
empört sich der Hochschullehrer Thomas Krüger. „Es kocht hier unter den
Professoren.“
Der Konflikt an der Uni für Bau und Stadtentwicklung ist vor dem
Hintergrund des Hochschulgesetzes zu verstehen, das von der Idee einer
Hochschule als Unternehmen mit starker Führung geprägt ist. Dieses räumt
einer Kanzlerin, die für eine lange Amtszeit von neun Jahren eingesetzt
wird, viele Befugnisse ein: Sie verwaltet zum Beispiel den Finanzplan.
Diese Position aber wird nicht von der Hochschule, sondern vom externen
Hochschulrat besetzt. Den Vorschlag dafür macht der Uni-Präsident.
„Auslöser der Proteste ist, dass der Präsident Pelka die Kanzlerin trotz
massiver Bedenken zur Verlängerung vorgeschlagen hat“, bestätigt Professor
Krüger. Dabei habe schon Anfang 2017 bei einer internen Abstimmung eine
Mehrheit von 29 Professoren die Verlängerung ablehnt. „Dies geschah nicht
wegen der Einsparungen, sondern wegen der Führungsmethoden der Kanzlerin.“
Mit dem Ergebnis habe sich damals eine Delegation an den Präsidenten
gewandt, um eine Lösung zu finden, die niemanden beschädige.
Doch das klappte offenbar nicht. „Das Verfahren wurde im Verborgenen
fortgeführt“, sagt Krüger. Am 18. April wurde die Kanzlerin auf Vorschlag
Pelkas im Hochschulrat gewählt, nun muss nur noch die
Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank sie offiziell bestellen. Das will
sie auch tun, wie ihre Sprecherin sagt.
Seither schlugen die Wellen hoch. Die studentischen Gremien luden für den
25. April zu einer Vollversammlung ein, wo vor rund 600 Anwesenden auch
Professoren ihrem Unmut Luft machten. „Das Klima ist vergiftet. Sehr viele
Mitarbeiter trauen sich nichts mehr zu sagen“, fasst Student Benedikt
Schröter die Lage zusammen. Unter anderem habe die Kanzlerin das
„International Office“ von drei auf eine Stelle zusammengestutzt und in dem
Gebäude am Hafen eine restriktive Hausordnung durchgesetzt. „Wir
Studierenden können nichts gestalten, an einer Uni für Gestaltung“, sagt
Schröter.
Die Kanzlerin stehe mit dem Präsidenten für „Vorgaben, Vorschriften und
Belehrungen statt Dialog und Motivation“, schreibt auch Krüger in einem
Brief an die Senatorin. Es gebe eine „Verfolgung von Kritikern“. Auch
wissenschaftlich stecke die HCU „in einer strategischen Sackgasse“.
Die Wissenschaftsbehörde will sich raushalten. Die Staatsrätin Eva Gümbel
sprach am Montag mit Kritikern und schlug beiden Seiten vor, eine Mediation
zu machen.
Pelka selbst nennt die Kritik „nicht fair“. Der Kanzler oder die Kanzlerin
sei als Sachwalter der öffentlichen Hand oft „der unbeliebteste Mensch
einer Uni“, sagt er der Morgenpost. Doch ohne die Kanzlerin würde es die
HCU „schon längst nicht mehr geben“.
Im Anschluss an die gestrige Sitzung bot der Uni-Chef Gespräche mit allen
Gruppen an. Dabei werde man auch „über geeignete neue
Kommunikationsformate“ sprechen. Der Präsident wird im Frühjahr 2019 in
Rente gehen.
Für den Linken-Abgeordneten Martin Dolzer zeigt der Fall, dass externe
Hochschulräte nicht funktionieren. „Hochschulen brauchen Demokratie“, sagt
er. Fegebank müsse die Kritik ernst nehmen und an der HCU „ergebnisoffen
vermitteln“.
3 May 2018
## AUTOREN
Kaija Kutter
## TAGS
Universität
Hafencity-Universität
Immobilienbranche
Universität
Hamburg
Hochschule
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