| # taz.de -- UN-Sicherheitsrat zur Syrien: Russlands Resolution abgelehnt | |
| > Das Ergebnis stand schon vor der Abstimmung fest. Die Fronten sind | |
| > verhärtet, die Vetomächte des Westens und Russland stehen sich | |
| > unversöhnlich gegenüber. | |
| Bild: Wenn Blicke töten könnten: der russische UN-Botschafter Wassili Nebenzia | |
| New York/Paris/Berlin ap/dpa | Der Weltsicherheitsrat hat in einer | |
| Krisensitzung wegen [1][des Militärschlags in Syrien] eine von Russland | |
| vorgelegte Resolution abgelehnt. Darin sollte „die Aggression“ gegen Syrien | |
| durch die USA und ihre Verbündeten verurteilt werden. In dem Entwurf wurde | |
| die „Aggression“ als Verstoß gegen internationales Recht und die UN-Charta | |
| bezeichnet. Zudem wurden die USA, Großbritannien und Frankreich darin zur | |
| sofortigen Einstellung „jeglicher weiterer Gewaltanwendung“ aufgefordert. | |
| Unterstützung für die Vorlage bekam Russland am Samstag nur von China und | |
| Bolivien. Acht Länder stimmten dagegen, drei enthielten sich. | |
| Der russische UN-Botschafter Wassili Nebensja sagte dem Rat vor der | |
| Abstimmung, die USA und ihre Verbündeten hätten angegriffen, ohne | |
| Ermittlungen der Organisation für das Verbot chemischer Waffen abzuwarten. | |
| Dies sei Rowdytum. Für die Annahme einer Resolution sind neun Stimmen | |
| nötig. Eine Ablehnung des Resolutionsentwurfs galt jedoch angesichts des | |
| Vetorechts der USA, Frankreichs und Großbritanniens ohnehin als sicher. | |
| Die amerikanische UN-Botschafterin Nikki Haley erklärte in der | |
| Krisensitzung, die USA seien zu [2][einem weiteren Militärschlag] bereit, | |
| sollte Syrien erneut Giftgas einsetzen. Dies habe ihr US-Präsident Donald | |
| Trump gesagt. „Wenn unser Präsident eine rote Linie zieht, verschafft unser | |
| Präsident der roten Linie Geltung“, sagte Haley. | |
| Die Botschaft des gemeinsamen Militärschlags von USA, Frankreich und | |
| Großbritannien, „der das Chemiewaffenprogramm Syriens gelähmt hat“, sei | |
| überdeutlich: Die USA würden dem syrischen Regime nicht erlauben, weiterhin | |
| chemische Waffen einzusetzen. Haley warf Russland vor, den syrischen | |
| Präsidenten Baschar al-Assad zu verteidigen und nicht sichergestellt zu | |
| haben, dass das syrische Chemiewaffenarsenal, wie 2013 von Assads Regierung | |
| zugesagt, vernichtet wurde. | |
| Eine ranghohe US-Regierungsmitarbeiterin sagte, die USA seien zu der | |
| Einschätzung gelangt, dass bei dem Angriff am 7. April sowohl Chlorgas als | |
| auch Sarin verwendet worden seien. Zwar gebe es deutlich mehr verfügbare | |
| Informationen in Bezug auf Chlorgas, die USA hätten aber auch signifikante | |
| Informationen, die auf den Einsatz von Sarin hindeuteten. Die Mitarbeiterin | |
| verwies auf Berichte von Medien und Nichtregierungsorganisationen über die | |
| Symptome der Betroffenen, darunter verengte Pupillen. Das Nervengas Sarin | |
| gehört neben Tabun, Soman und VX zu den giftigsten Kampfstoffen. | |
| ## May und Macron sehen Angriffe als notwendig an | |
| Frankreichs UN-Botschafter François Delattre sagte, das Votum im | |
| Sicherheitsrat sende „eine klare Botschaft“ aus, dass deren Mitglieder die | |
| Wichtigkeit der jüngsten Militäroperation in Syrien anerkennen würden. „Und | |
| was am wichtigsten ist: Niemand bestreitet, dass der Einsatz von | |
| Chemiewaffen nicht geduldet werden und man davon abschrecken muss.“ | |
| Russlands UN-Botschafter Nebensia wertete die Sicherheitsratssitzung als | |
| Beleg, dass die USA und ihre Verbündeten „die internationale Politik und | |
| Diplomatie weiter ins Reich der Mythenbildung bewegen – Mythen, die in | |
| London, Paris und Washington erdacht wurden.“ Moskau setze den Mythen | |
| hingegen Fakten entgegen, erklärte er. | |
| Trump, der französische Staatspräsident Emmanuel Macron und die britische | |
| Premierministerin Theresa May hatten erklärt, die Luftangriffe auf syrische | |
| Militäreinrichtungen seien notwendig gewesen, um Syrien vom weiteren | |
| Einsatz von Chemiewaffen abzuhalten. Der russische Präsident Wladimir Putin | |
| verurteilte das Vorgehen dagegen und erklärte, dieser „Akt der Aggression“ | |
| werde nur die humanitäre Situation in Syrien weiter verschlimmern. Moskau | |
| und die syrische Führung um Präsident Baschar al-Assad beharren darauf, | |
| dass der mutmaßliche Giftgasangriff von Duma fabriziert sei und es vor Ort | |
| keine Beweise gebe. | |
| Zu den ständigen Mitgliedern des UN-Sicherheitsrates zählen neben China | |
| sowohl Russland als auch die USA, Großbritannien und Frankreich. Der Rat | |
| hatte bereits in dieser Woche gleich mehrere Dringlichkeitssitzungen wegen | |
| des mutmaßlichen Giftgasangriffs in Duma bei Damaskus abgehalten. | |
| ## Neuer Anlauf für Diplomatie | |
| Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier rief die Präsidenten der USA und | |
| Russlands, Donald Trump und Wladimir Putin, zu einer gemeinsamen | |
| Friedensinitiative auf. „Die großen Mächte tragen größere Verantwortung. | |
| Hier muss ein erster Schritt erfolgen. Das sind Putin und Trump der Welt | |
| schuldig“, sagte er der Bild am Sonntag. | |
| Auch Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) hatte sich für einen „neuen, | |
| kraftvollen Einstieg“ in die festgefahrenen Verhandlungen über eine | |
| politische Lösung des Syrien-Konfliktes ausgesprochen. Dazu werde die | |
| Bundesregierung auch ihre Kanäle nach Russland nutzen, um dort auf eine | |
| konstruktive Haltung zu dringen. | |
| Nach dem Abzug der letzten islamistischen Aufständischen aus Ost-Ghouta hat | |
| die syrische Armee nach eigenen Angaben die volle Kontrolle über das Gebiet | |
| zurückerlangt. Ost-Ghouta, das seit 2013 von der Regierung belagert worden | |
| war, sei von „Terroristen“ befreit, berichtete die staatliche | |
| Nachrichtenagentur Sana unter Berufung auf die Führung der Streitkräfte am | |
| Samstag. Zuvor hatte der letzte Konvoi mit Rebellen die Stadt verlassen. | |
| Im Norden Syriens erschütterte am späten Abend eine schwere Explosion ein | |
| Gebiet, in dem iranische Truppen stationiert sind. Es blieb zunächst | |
| unklar, was die Detonation in der Provinz Aleppo am Samstagabend auslöste, | |
| wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete. Es könne | |
| sich zum Beispiel um eine Explosion in einem Waffendepot oder um einen | |
| Luftangriff gehandelt haben. In der Region seien auch afghanische Kräfte | |
| stationiert, die in dem Bürgerkrieg wie der Iran auf der Seite des | |
| syrischen Machthabers al-Assad kämpfen. | |
| 15 Apr 2018 | |
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