# taz.de -- Sitz im UN-Sicherheitsrat: „Auf jeden Fall einfacher“ | |
> Die wenigen Sitze im UN-Sicherheitsrat sind begehrt. Umso überraschender, | |
> dass Israel auf eine Kandidatur verzichtet. Die Chancen Deutschlands | |
> steigen. | |
Bild: Da könnten bald auch wieder deutsche Vertreter sitzen: UN-Sicherheitsrat | |
New York/Berlin dpa/rtr | Israel hat seine Bewerbung für einen Sitz im | |
UN-Sicherheitsrat überraschend zurückgezogen und die deutschen Chancen auf | |
einen Platz im mächtigsten UN-Gremium damit deutlich erhöht. Beide Länder | |
hatten sich mit Belgien um zwei der nicht-ständigen Sitze in den Jahren | |
2019 und 2020 beworben. Mit dem überraschenden Rückzug Israels kandidiert | |
Deutschland nun konkurrenzlos um einen der Sitze, auch die benötigte | |
Zweidrittelmehrheit im UN-Plenum ist wahrscheinlich. | |
Entschieden sei die Abstimmung am 8. Juni in der UN-Vollversammlung deshalb | |
aber noch nicht, sagte Deutschlands UN-Botschafter Christoph Heusgen. | |
„Nichts ist ausgemacht. Sie brauchen zwei Drittel der abgegebenen Stimmen, | |
um gewählt zu werden, und die müssen Sie erstmal haben.“ Deutschland habe | |
es jetzt aber „auf jeden Fall einfacher“. | |
Bei einer erfolgreichen Kandidatur will die Bundesregierung nach eigenem | |
Bekunden für die Interessen und die Sicherheit Israels eintreten. Der | |
Verzicht Israels auf eine Kandidatur sei ein weiterer Ansporn dafür, | |
erklärte das Auswärtige Amt am Samstag in Berlin. „Die Freundschaft zu | |
Israel gehört zu den Grundfesten unserer Politik. Diese Überzeugung werden | |
wir auch mit in den Sicherheitsrat bringen.“ Deutschland werde auch eine | |
Kandidatur Israels auf jeden Posten im UN-System mit Nachdruck | |
unterstützen. | |
Israel hatte seine Entscheidung am Freitag nach „Konsultationen mit unseren | |
Partnern, darunter unseren guten Freunden“ getroffen, wie es in einer | |
Mitteilung der israelischen UN-Vertretung hieß. Die Kandidatur werde | |
„aufgeschoben“. Israel wolle sich aber weiter vollständig an allen | |
Entscheidungsprozessen innerhalb der 193 Staaten zählenden Weltorganisation | |
beteiligen. | |
Seit dem Beitritt Deutschlands zu den Vereinten Nationen war die | |
Bundesrepublik sechsmal im mächtigsten UN-Entscheidungsgremium vertreten, | |
zuletzt war das 2011/12 der Fall. Deutschland ist nach den USA, Japan und | |
China viertgrößter UN-Beitragszahler, gefolgt von Großbritannien. Auch bei | |
den Beiträgen zu den weltweiten Friedenseinsätzen steht Deutschland an | |
vierter Stelle. | |
Heusgen und sein belgischer Amtskollege Marc Pecsteen beantworteten am | |
Freitag in einer UN-Sitzung Fragen zur jeweiligen Kandidatur ihrer Länder. | |
„Wir glauben an die UN, wir glauben an ihre Gremien, wir glauben an die | |
Rolle des Sicherheitsrats“, sagte Heusgen. Die Vereinten Nationen müssten | |
ein „Schirm der internationalen Weltordnung“ sein. | |
Dem Weltsicherheitsrat gehören die fünf Vetomächte USA, Russland, China, | |
Großbritannien und Frankreich sowie zehn wechselnde Mitglieder an. Das | |
Gremium bildet damit großteils noch das Machtverhältnis nach dem Zweiten | |
Weltkrieg ab. Deutschland bemüht sich gemeinsam mit Japan, Indien und | |
Brasilien (sogenannte G4-Gruppe) um einen ständigen Sitz, doch kommen diese | |
wiederholten Versuche um eine grundlegende Reform des Rats seit Jahren | |
nicht voran. | |
5 May 2018 | |
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