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# taz.de -- Kommentar Tierschutz in Niedersachsen: Der lange Arm der Landwirte
> Ministerin Barbara Otte-Kinast sollte Missstände in der Landwirtschaft
> bekämpfen anstatt Tierschützer anzugehen.
Bild: Tierschutzverstöße im Kreis Diepholz: Dieses Foto machte die Tierrechts…
Barbara Otte-Kinast hätte nicht deutlicher machen können, wie sie ihr Amt
versteht. Die Landwirtschaftsministerin von Niedersachsen ist der neue
lange Arm der konventionellen Landwirte. Erst [1][schwächt sie den
Tierschutzplan], weil diese ganzen Auflagen für die Bauern ganz schön
aufwendig und teuer sind, jetzt [2][zielt sie auf Tierschützer ab]. Die
nämlich gehen den Bauern mit ihren nächtlichen Stallbesuchen und dem
ständigen Missstände-Aufdecken schon lange auf die Nerven. Otte-Kinast –
selbst Milchviehhalterin – hilft da gern.
In den vergangenen zwei Monaten hatten gleich zwei Gerichte solche
Videoaufnahmen für legitim erklärt, nämlich das Oberlandesgericht Naumburg
in Sachsen-Anhalt und der Bundesgerichtshof. Ein Hausfriedensbruch kann
berechtigt sein, wenn dadurch Tierschutzverstöße aufgedeckt werden, unter
denen die Hühner, Schweine und Rinder leiden. Doch diese Urteile ignoriert
die Ministerin komplett
Klar, kann man argumentieren, dass die Veterinärämter für die Überprüfung
der Ställe zuständig sind. Aber offensichtlich machen die Behörden diesen
Job nicht sonderlich gut. Sonst gäbe es die entlarvenden Videoaufnahmen ja
nicht in so schöner Regelmäßigkeit.
Ohne die heimlichen Aufnahmen wäre gar das Bewusstsein für Tierschutz in
der Gesellschaft ein völlig anderes. Die Massentierhaltung könnte sich
erfolgreich hinter hohen Zäunen verschanzen und hübsche Naturbildchen auf
ihre Produkte kleben. Veterinäre machen die Verstöße, auf die sie stoßen,
nicht öffentlich, sondern weisen nur die Bauern an, diese zu beheben. Woher
also sollten die Verbraucher wissen, wie die Realität in den Ställen
aussieht?
Das Engagement der Tierschützer kommt deshalb dem Gemeinwohl zugute. Eine
Ministerin, die sich nicht nur als Lobbyistin der Landwirte versteht,
sondern die Verbraucher im Blick hat, sollte Tierschützer nicht
kriminalisieren oder ihren Vereinen die Gemeinnützigkeit aberkennen. Sie
sollte Konsequenzen aus den aufgedeckten Missständen ziehen.
24 Apr 2018
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## AUTOREN
Andrea Scharpen
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Tierschutz
Tierschützer
CDU Niedersachsen
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Massentierhaltung
Tierrechte
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