# taz.de -- Aktion „Berlin trägt Kippa“ am Mittwoch: Auch Frauen dürfen e… | |
> Nach dem gewalttätigen antisemitischen Vorfall in Prenzlauer Berg lädt | |
> die Jüdische Gemeinde Berlin alle Hauptstädter zum tragen einer Kippa | |
> auf. | |
Bild: Symbol für die Ehrfurcht vor Gott: eine Kippa. Mittwoch eine aufsetzen! | |
Zwei- oder dreimal im Jahr, meist in den Sommermonaten, statte ich dem | |
Jüdischen Friedhof in Weißensee einen Besuch ab. Am Eingang steht der Korb | |
mit einfachen Kippot (die Mehrzahl von Kippa), sie bestehen aus dünnem | |
schwarzen Stoff. Einfach eine nehmen und aufsetzen, erst dann darf Mann | |
hinein (auch wenn das hier niemand kontrolliert). Frauen müssen den Kopf | |
nicht bedecken, wenn sie einen jüdischen Friedhof oder eine Synagoge | |
betreten. Bei nichtjüdischen Männern tut es auch ein Hut oder eine Mütze, | |
wenn keine Kippa zur Hand ist. Und nach dem Rundgang über den größten | |
erhaltenen jüdischen Friedhof Europas – etwa so groß wie 90 Fußballfelder … | |
landet die Kippa wieder im Korb. | |
Um dieses kleine Stückchen Stoff, jüdisches Symbol für die Ehrfurcht vor | |
Gott, wird derzeit heftig debattiert. Auslöser war der gewalttätige | |
Übergriff auf zwei Kippa tragende Männer am Dienstag letzter Woche in | |
Prenzlauer Berg. Sie wurden von einem Arabisch sprechenden Mann angegriffen | |
– ein kurzes Handyvideo davon sorgte zuerst in sozialen Netzwerken für | |
Empörung und Abscheu. | |
Dann äußerten sich schnell Politiker und religiöse Vertreter entsetzt und | |
solidarisch zugleich. Und der Sprecher des Berliner Jüdischen Forums für | |
Demokratie und gegen Antisemitismus, Levi Salomon, rief direkt nach dem | |
Vorfall dazu auf, auf den Straßen als Reaktion auf den Übergriff verstärkt | |
Kippa zu tragen. | |
Für Mittwoch lädt nun die Jüdische Gemeinde zu einer Solidaritätsaktion | |
ein. Unter dem Motto „Berlin trägt Kippa“ sind Hauptstädter aufgerufen, | |
ebendas zu tun. Als Redner einer Kundgebung vor dem Gemeindehaus in der | |
Fasanenstraße haben sich unter anderem der Regierende Bürgermeister Michael | |
Müller (SPD) und der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, | |
angesagt. | |
## „Zivilcourage wecken“ | |
In anderen Städten werden Solidaritätsaktionen vorbereitet, „Thüringen | |
trägt Kippa“ heißt es ebenfalls am Mittwoch, „Zeig dein Gesicht und Kippa… | |
am 14. Mai in Frankfurt am Main. | |
Morgen wird auch Rabbiner Yehuda Teichtal, der Vorsitzende des Jüdischen | |
Bildungszentrum Chabad Lubawitsch Berlin, bei „Berlin trägt Kippa“ dabei | |
sein. Die Aktion sei „gerade jetzt sehr wichtig“, wie er der taz am Telefon | |
sagt. Es geht einerseits darum, zu zeigen, dass Berlin „Platz für alle | |
Religionen und Kulturen hat“, es geht um „Solidarität“ und „Respekt“. | |
Andererseits darum, dass „die große Mehrheit der Gesellschaft tolerant | |
ist“, und generell darum, „Zivilcourage zu wecken“. Und die braucht es | |
jeden Tag. | |
Können eigentlich auch Frauen an der Aktion teilnehmen, die ja sonst keine | |
Kippa tragen? Aber sicher: Weil „Berlin trägt Kippa“ keine religiöse | |
Veranstaltung ist, erklärt Rabbi Teichtal, „und die Kippa hier ein | |
Solidaritätszeichen“ darstellt, ist das Tragen der Kippa an diesem Tag für | |
wirklich alle okay. | |
24 Apr 2018 | |
## AUTOREN | |
Andreas Hergeth | |
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