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# taz.de -- Debatte in NRW um Kopftuchverbot: Auch FDP-Chef Lindner für Verbot
> Aus den Reihen der FDP mehren sich die Stimmen, die Musliminnen unter 14
> Jahren das Tragen eines Kopftuchs untersagen wollen. Der Islamrat
> kritisiert das scharf.
Bild: Nur erwachsene Frauen könnten selbstbestimmt über das Kopftuchtragen en…
Berlin/Düsseldorf dpa/epd | Der FDP-Vorsitzende Christian Lindner tritt für
ein Kopftuchverbot für Mädchen unter 14 Jahren ein. Er sagte der Deutschen
Presse-Agentur, ein solches Verbot sei verhältnismäßig und stärke die
Persönlichkeitsentwicklung der Mädchen. „Es ist zugleich ein leider
notwendiger Hinweis, dass unsere moderne Gesellschaft die individuelle
Religionsfreiheit auch innerhalb von Familien verteidigt.“
Lindner reagierte damit auf entsprechende Äußerungen des
nordrhein-westfälischen Integrationsministers Joachim Stamp (FDP) in der
Bild. Stamp argumentierte, religionsunmündige Kinder dürften nicht dazu
gedrängt werden, ein Kopftuch zu tragen. Daher sollte ein Verbot geprüft
werden. Nur erwachsene Frauen könnten die Frage selbstbestimmt entscheiden.
Lindner sagte nun offensichtlich an die Adresse von Bundesinnenminister
Horst Seehofer (CSU), statt sinnfreie Islamdebatten zu führen, setze Stamp
auf „Entscheidungen für eine fordernde, liberale Integrationskultur“. Die
FDP-Bundestagsfraktion werde sich nach der Osterpause mit dem Thema
beschäftigen und prüfen, wie die NRW-Initiative in den Bundestag getragen
werden könne.
Die migrationspolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, Linda
Teuteberg, begrüßte Stamps Vorstoß ausdrücklich. Damit Integration gelinge,
müssten auch Konflikte in der Einwanderungsgesellschaft „offen und besonnen
angesprochen werden“, erklärte sie am Samstag.
## Eine „pure Perversion“
Der WDR hatte zuvor NRW-Integrationsstaatssekretärin Serap Güler (CDU) mit
den Worten zitiert: „Einem jungen Mädchen ein Kopftuch überzustülpen, ist
pure Perversion. Das sexualisiert das Kind. Dagegen müssen wir klar
Position beziehen.“
Der Bild sagte sie: „Lehrer beobachten an den Grundschulen immer häufiger,
dass schon siebenjährige Schülerinnen mit Kopftuch in den Unterricht
kommen.“ In Ausnahmefällen erschienen sogar schon [1][Kinder mit Kopftuch
in den Kitas].
Baden-Württembergs Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) äußerte sich
kritisch: „Ich persönlich halte nichts von solchen Verboten“, sagte sie der
Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. Toleranz, Weltoffenheit und
Diversität gehörten an jede Schule und an jeden Kindergarten. „Deshalb
arbeiten wir auch nicht mit Untersagen.“ Sie erwarte, dass bei Problemen in
Kitas und Schulen mit den Eltern gesprochen werde.
Noch kritischer äußerte sich der Vorsitzende des Islamrats für Deutschland,
Burhan Kesici: „Kopftuchzwang und Kopftuchverbot schlagen in dieselbe
Kerbe: Beide entmündigen Musliminnen.“ Kesici nannte die Debatte
„populistisch, symbolgeladen und inhaltsleer“.
## Nicht von Minderheiten auf Allgemeinheit schließen
Die Vorstellung, muslimischen Mädchen werde das Kopftuchtragen
aufgezwungen, sei überholt und widerspreche der verbreiteten Lebensrealität
von Muslimen in Deutschland, sagte er weiter. Die Behauptung möge „in
einigen wenigen Fällen“ vielleicht zutreffen. Wegen einer vermuteten
Minderheit nun bei allen jungen Musliminnen die grundgesetzlich geschützte
Religionsfreiheit einzuschränken, sei jedoch „unverhältnismäßig und
verfassungswidrig“.
Als islamische Religionsgemeinschaft sehe der Islamrat seine Aufgabe darin,
„vor allem muslimische Mädchen in allen Lebenslagen zu stärken, sie beim
Entdecken ihres eigenen Weges beistehend zu begleiten, aber auch vor jedem
Zwang und Verbot der Religiosität zu schützen“, erklärte der Vorsitzende.
Der Islamrat vertritt fast 40 Mitgliedsvereine, der größte davon ist die
türkische Islamische Gemeinschaft Milli Görüs. Seit April 2007 ist die
Organisation Gründungsmitglied des Koordinationsrats der Muslime, in dem
sich die Dachverbände Islamrat, Ditib, Zentralrat der Muslime in
Deutschland und der Verband der Islamischen Kulturzentren
zusammengeschlossen haben.
8 Apr 2018
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