| # taz.de -- Daimler in der Kritik: Rüstung ist kein Thema | |
| > Kritische AktionärInnen werfen Daimler die Beteiligung an | |
| > Menschenrechtsverletzungen vor. Die Konzernspitze interessiert vor allem | |
| > die Bilanz. | |
| Bild: Daimler-Aufsichtsratschef Manfred Bischoff (links) soll gehen, finden die… | |
| BERLIN taz | Am Donnerstag protestierten Mitglieder des [1][Dachverbands | |
| der Kritischen AktionärInnen] vor den Berliner Messehallen. Dort trafen | |
| sich die Anteilseigner des Autobauers Daimler zur diesjährigen | |
| Hauptversammlung. Die Nichtregierungsorganisation wirft dem Konzern eine | |
| Verstrickung in Menschenrechtsverletzungen vor. „Daimler schürt mit dem | |
| Verkauf von Rüstungslogistik Konflikte wie den zwischen Saudi-Arabien und | |
| dem Jemen“, sagte der Geschäftsführer Markus Dufner. | |
| Bereits seit ihrer Gründung 1986 kämpfen die „Kritischen AktionärInnen“ | |
| unter anderem gegen globalen Waffen-und Rüstungshandel und arbeiten eng mit | |
| der [2][Bürgerinitiative „Ohne Rüstung Leben“] (ORL) zusammen. Durch den | |
| Protest bei Aktionärsversammlungen wolle man „der Zivilgesellschaft eine | |
| Stimme geben, die ansonsten von der Politik überhört wird“, so Dufner. | |
| Daimler arbeite wie die Rüstungsriesen Thyssenkrupp und Rheinmetall mit | |
| Tricks und Lobbyarbeit gegen eine Politikwende. | |
| In Daimlers Geschäftsbericht von 2017 tauchen die angeprangerten | |
| Lieferungen von Militärfahrzeugen nicht auf. Daimler halte den | |
| Geschäftsbereich für zu klein, um erwähnt werden zu müssen, kritisiert die | |
| Rüstungsexpertin Charlotte Kehne vom ORL. „Dass Unimogs und | |
| Panzertransporte in Staaten wie Katar oder Pakistan exportiert werden, in | |
| denen die Menschenrechte mit Füßen getreten werden“, sollte jede*r | |
| AktionärIn wissen, fordert Kehne. Insgesamt seien [3][ca. 5.000 | |
| Militärfahrzeuge in 23 Länder exportiert worden.] | |
| Dufner wies in seiner Rede bei der Hauptversammlung der Daimler AG | |
| daraufhin, dass der Konzern gegen die Initiative für verantwortungsvolle | |
| Unternehmensführung (UN Global Compact) verstoße. Im Jahr 2000 trat Daimler | |
| dem Bündnis der Vereinten Nationen bei, das Sorgfaltspflichten in der | |
| Wirtschaft fördern soll. „Dieser Widerspruch muss endlich aufgelöst und | |
| Daimler ein rüstungsfreier Konzern werden“, sagt Kehne der taz. | |
| ## Aufsichtsratsvorsitzender soll gehen | |
| Die drohende Fahrverbote für die Mercedes-Diesel und die fehlende | |
| Unabhängigkeit bei der Herstellung von Batterien für elektobetriebene | |
| Fahrzeuge könne nicht zu einer Entlastung des Vorstands führen, findet | |
| Dufner. Er forderte in seiner Rede vor den Aktionär*innen, den | |
| Aufsichtsratsvorsitzenden Bischoff vorläufig abzusetzen. | |
| Auch Daimler-Chef Dieter Zetsche musste sich auf der Hauptversammlung | |
| kritischen Fragen stellen. Dabei ging es jedoch weniger um | |
| Menschenrechtsverletzungen als um die zukünftigen Aktionskurse. Derzeit | |
| steht der Konzern glänzend da: 10,9 Milliarden Euro Rekordgewinn verbuchte | |
| Daimler vergangenes Jahr. Den Aktionären schlug das Management die bisher | |
| höchste Dividende der Konzerngeschichte von 3,65 Euro je Aktie vor. | |
| Damit das so bleibt, setzt Zetsche weiter auf den Dieselmotor. „Der | |
| Hightech-Diesel ist im Antriebsmix der Zukunft nicht das Problem, sondern | |
| ein wichtiger Teil der Lösung“, so der Daimler-Chef. Statt Verboten wolle | |
| er Innovationen. Angesichts des Wandels hin zu Elektrofahrzeugen sagte | |
| Zetsche: „Mehr Elektroautos sind gut für die CO2-Bilanz, aber nicht so gut | |
| für unsere Konzern-Bilanz – jedenfalls vorübergehend“. | |
| ## „Vorstand erkennt die Zeichen der Zeit nicht“ | |
| Für Dufner ist das eindeutig der falsche Weg. „Der Vorstand erkennt die | |
| Zeichen der Zeit nicht“, entgegnete er auf die Rede des Konzernchefs. Die | |
| Quittung für das Fehlverhalten des Konzerns stehe bereits vor der Tür. Die | |
| Konzernspitze habe auf der Hauptversammlung erwähnt, dass in den USA 85.000 | |
| KundInnen gegen die Manipulation von Abgaswerten Klage einreichten. | |
| 6 Apr 2018 | |
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| ## AUTOREN | |
| Malte Kanefendt | |
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