| # taz.de -- UN-Blauhelmmandat verschärft: UNO im Kongo wird mutiger | |
| > Das neue Mandat der UN-Blauhelme im Kongo hebt den Schutz von Zivilisten | |
| > auch vor staatlicher Gewalt hervor. Der Regierung Kabila gefällt das | |
| > nicht. | |
| Bild: Wenn das nicht gut ausgeht, soll die UNO eingreifen: Kinshasa bei Protest… | |
| Berlin taz | Der Schutz von Zivilisten und die Umsetzung der Vereinbarungen | |
| über freie Wahlen bilden zukünftig den Kern des Mandats der UN-Mission in | |
| der Demokratischen Republik Kongo (Monusco). Die am Dienstag in New York | |
| einstimmig vom UN-Sicherheitsrat verabschiedete Resolution 2409 zur | |
| Verlängerung des Monusco-Mandats schärft das politische Profil der mit | |
| 16.215 Blauhelmsoldaten größten UN-Truppe der Welt deutlich – in einem | |
| Kontext sich zuspitzender Spannungen. | |
| Denn in den vergangenen Wochen wurden nicht nur die humanitären | |
| Lageberichte aus Kongos Bürgerkriegsgebieten immer alarmierender – auch die | |
| Menschenrechtslage ist Thema unüblich deutlicher Kritik seitens der UNO. | |
| Der Titel des soeben veröffentlichten neuen Berichts des | |
| UN-Menschenrechtsbüros in Kinshasa spricht für sich: „Illegale, | |
| ungerechtfertigte und unverhältnismäßige Gewalt bei der Behandlung | |
| öffentlicher Demonstrationen in der Demokratischen Republik Kongo von | |
| Januar 2017 bis Januar 2018“. | |
| Der Bericht zählt mindestens 47 Tote beim Niederschlagen friedlicher | |
| Proteste durch Sicherheitskräfte im Jahr 2017 und geißelt „Straflosigkeit“ | |
| und „die immer weitere Einschränkung demokratischer Freiräume“, außerdem | |
| die Vertuschung staatlicher Gewaltakte. | |
| Das neue UN-Mandat hebt nun hervor, dass der Schutz von Zivilisten auch für | |
| friedliche Demonstrationen gilt. Es ermöglicht damit, dass UN-Blauhelme | |
| einschreiten, um Polizeigewalt gegen politische Proteste zu verhindern. Das | |
| wäre eine Neuerung und müsste eine verstärkte Stationierung von UN-Truppen | |
| in Kongos großen Städten nach sich ziehen, statt wie bisher vor allem in | |
| Bürgerkriegszonen. | |
| Es würde auch zu einer politischen Konfrontation zwischen UNO und der | |
| Regierung von Präsident Joseph Kabila führen – in einem Jahr, das nach | |
| offiziellen Angaben ein Wahljahr im Kongo werden soll, nachdem der | |
| eigentliche Wahltermin 2016 und auch das Folgejahr 2017 ohne Urnengang | |
| verstrichen sind, obwohl eine unter Vermittlung der katholischen Kirche | |
| ausgehandelte Vereinbarung am 3. Dezember 2016 Wahlen innerhalb eines | |
| Jahres vorsah. Seit dem Bruch dieser Vereinbarung steht die Kirche an | |
| vorderster Front der Proteste gegen Kabila. | |
| ## Wahlen nicht der Regierung überlassen | |
| Der von Kongos Wahlkommission verkündete Wahltermin des 23. Dezember 2018 | |
| steht nun auch in der UN-Resolution, ebenso die dafür von der | |
| Wahlkommission und vom Parlament zu erfüllenden Bedingungen. Die UN-Mission | |
| soll bei der Gewährleistung der Wahlen „mit Gesprächspartnern im gesamten | |
| politischen Spektrum“ zusammenarbeiten: Regierung, Oppositionsparteien, | |
| Zivilgesellschaft, regionale und internationale Organisationen. | |
| Im Klartext heißt das: Wahlen im Kongo werden nicht der Regierung | |
| überlassen. Die Resolution fordert auch ausdrücklich Präsident Kabila zu | |
| „vertrauensbildenden Maßnahmen“ auf, darunter die Freilassung politischer | |
| Gefangener und das Ende der Verfolgung von Oppositionellen. Die | |
| ausdrückliche Erwähnung Kabilas war zuvor ein Streitpunkt gewesen: | |
| Afrikanische Länder hatten das nicht gewollt. | |
| All dies gefällt der Regierung überhaupt nicht. Man verstehe nicht, wieso | |
| die UNO sich so ausführlich mit Kongos Wahlen befasse, reagierte am | |
| Mittwoch Regierungssprecher Lambert Mende. | |
| ## Neue Ermittlungen gegen Moise Katumbi | |
| Und parallel zur UN-Sicherheitsratssitzung kündigte Kongos | |
| Generalstaatsanwalt Ermittlungen gegen Kongos beliebtesten | |
| Oppositionsführer an – den seit 2016 im belgischen Exil lebenden Moise | |
| Katumbi. Der soll seit 2007 einen italienischen Pass besessen haben. | |
| Doppelte Staatsbürgerschaft ist nach kongolesischem Recht verboten. Im | |
| Internet kursieren angebliche Kopien von Katumbis italienischem Pass. | |
| Seine Anhänger nennen dies eine plumpe Fälschung – und jeder Kongolese | |
| weiß, dass viele Angehörige der Elite mit fremden Pässen reisen und ihre | |
| Zweitwohnsitze in Ländern wie Belgien oder Südafrika pflegen. | |
| Auch die Gewalt in Kongos Bürgerkriegsgebieten geht weiter. Am | |
| Dienstagabend starben mindestens zehn Zivilisten bei Angriffen unbekannter | |
| Bewaffneter am Rande der ostkongolesischen Großstadt Beni, während wieder | |
| einmal Regierungssoldaten nicht eingriffen. Als am Mittwoch Einwohner von | |
| Beni gegen die Gewalt demonstrierten, reagierte die Polizei mit Tränengas | |
| und Schüssen. | |
| 29 Mar 2018 | |
| ## AUTOREN | |
| Dominic Johnson | |
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