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# taz.de -- Kolumne Kapitalozän: Die Deutsche Bank braucht einen Arzt
> Bald wählt die Hauptversammlung der Deutschen Bank einen neuen
> Aufsichtsrat. Ich bin Ihr Mann! Lassen Sie mich ihr „pain in the asset“
> sein.
Bild: Mordor? Nein, die Türme der Deutschen Bank in Frankfurt
Sehr geehrte Aktionäre der Deutschen Bank, sehr geehrter Herr Laurence
Douglas Fink (BlackRock), sehr geehrter Herr Tan Xiangdong (HNA Group),
hiermit bewerbe ich mich auf der nächsten Hauptversammlung am 24. Mai um
einen Platz im Aufsichtsrat der Deutschen Bank. Vorneweg möchte ich Ihnen
versichern: Dies ist kein Scherz, auch wenn die Form, eine Kolumne,
ungewöhnlich erscheint. Ich trete als Gegenkandidat für einen Mann an,
Professor Dr. Norbert Winkeljohann, um die Frauenquote von 30 Prozent nicht
zu gefährden.
Zweifellos wäre auch Herr Winkeljohann, ein angesehener Steuerexperte und
Vorstandschef von PwC, PricewaterhouseCoopers, absolut geeignet, um das
Geschäftsgebaren Ihrer korrupten Bank zu kontrollieren. Dennoch bringt er
einen entscheidenden Malus mit: Als PwC-Chef hat er ständig Geschäfte mit
der Deutschen Bank gemacht.
Er ist ein Insider. Was soll der kontrollieren? Uli Hoeneß bewirbt sich
doch auch nicht als Bundesligaschiri. Was Ihre Bank braucht, das sind
Quereinsteiger. Sonst können Sie gleich Aufsichtsratschef Paul Achleitner
klonen. Vielleicht als Frau, wegen der Quote. Paula Achleitner.
Dieser Quereinsteiger jedenfalls bin: ich. Ingo Arzt. Elektroingenieur. Die
Weltgeschichte kannte viele berühmte Ingenieure, die als Quereinsteiger in
anderen Branchen Außergewöhnliches leisteten: Neil Armstrong (Mond), Osama
bin Laden (Terror), Jean-Claude Trichet (Ex-Chef Europ. Zentralbank!!!).
Alle Ingenieure können gut Mathe (lösen locker dreifache Integrale) und
lachen, wenn Banker so tun, als sei Finanzmathematik eine große Kunst
(läppisch: Plus, Minus, Prozentrechnung).
Als wortgewaltiger Journalist (10 Jahre beim Boulevardblatt taz) könnte ich
helfen, Ihr wichtigstes Kapital aufzustocken: Vertrauen. Das fängt damit
an, dass man eine ehrliche Sprache spricht. Ihr neuer Vorstandschef
Christian Sewing sagt allerdings Sätze, als hätte er eine Alexa
verschluckt. Man sagt nicht: Wir müssen Kosten senken. Man sagt: Wir wollen
Leute entlassen. Alles andere sind Euphemismen, da fühlt man sich
vergackeiert.
Mit Finanzmärkten kenne ich mich bestens aus, ich schreibe seit Jahren über
die Wirrungen des Kapitalismus. Wenn der sich nicht fundamental ändert, so
versichere ich Ihnen, dann rösten und töten wir den Planeten und bekriegen
uns, bis Ihnen die letzte Champagnerflasche quer im Hals stecken bleibt.
Das ist dann auch nicht gut fürs Privatkundengeschäft. Einige in Ihrer
Branche haben das schon erkannt. „Wir müssen harte Entscheidungen treffen
und umsetzen“, sagt Ihr neuer Chef und da hat er recht. Die Deutsche Bank
muss hart damit aufhören, die Deutsche Bank zu sein.
Unmöglich? Machen Sie einen Anfang: Lassen Sie mich Ihr pain in the asset
werden.
Herzlichst, Ihr Ingo Arzt
11 Apr 2018
## AUTOREN
Ingo Arzt
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