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# taz.de -- Kolumne Kapitalozän: Die große Verwirrung unserer Tage
> Wir reichen Kinder des Westens versuchen ja die Welt zu retten. Dank
> Trump müssen wir uns aber erst einmal um die Globalisierung kümmern.
Bild: Vom Aussterben bedroht? Egal, jetzt geht es um Zölle
Im Namen der internationalen Solidarität, der Zärtlichkeit zwischen den
Völkern, inklusive der Bienenvölker, im Namen des Weltgeistes, der
Korallenriffe, der Wirbel- und Weichtiere und natürlich im Namen der
geknechteten Lohnsklav*innen dieses Planeten: Wir, die reichen Kinder des
Westens, wir werden euch erlösen.
Nicht sofort, sondern irgendwann mal. Wisst ihr ja. Wir haben da viele
Abkommen für euch, Mensch und Natur, gemacht. [1][Auf G7-], G8-, G20-, EU-,
WTO-, UN- Etc.-pp.-Ebene. Aber momentan haben wir ein paar andere Dinge am
Laufen. Nicht, wie sonst, Kinobesuche und Fernreisen, ich rede von einer
großen, metaphysischen Verwirrung, die ein gewisser Donald J. Trump über
uns brachte.
Viele von uns haben die real existierende Globalisierung stets verabscheut.
Wir haben uns vor uns selbst geekelt – uns ging es zu gut mit eurer Armut.
Da blitzt bei jeder Jeans, die du kaufst, das Bild verschütteter NäherInnen
auf, bei jedem Handy schaut dich ein Sklavenkind traurig an, bei jeder
formvollendeten Ananas sehe ich eine öde Monokultur in Mittelamerika vor
mir, gewachsen auf glyphosatsterilisierter Erde, wo einst Urwald wogte.
Herrgott, bin ich pathetisch, aber es ist doch wahr: Seit Trump einer auf
Zöllen abgeht, hat die Globalisierung dem Eisbären das Image geklaut: Das
arme Ding sitzt auf einer schmelzenden Scholle und droht auszusterben.
## Merkel, du geile Sau
[2][Haben Sie Angela Merkel bei Anne Will gesehen?] Wie sie vor Übermüdung
beinahe aus dem Sessel kippte nach ihrem heroischen Kampf für die liberale
Weltordnung auf dem G7-Gipfel? Ich dachte da: Ja, Merkel, du geile Sau, wie
du den Trump mit Blicken erdolcht hast! Mach ihn fertig, das widerliche,
sexistische Rassistenarschloch! Ich sehe EU-Häuptling Jean-Claude Juncker
im Fernsehen und mich überkommt Stolz darauf, dass wir zurückschlagen. Wir!
Europa! Gemeinsam! Zölle auf Whiskey, eat this! 512 Millionen Stimmen
schmettern Beethovens „Neunte“ vor dem Weißen Haus: „Freude, schöner
Götterfunken, Tochter aus Elysium.“
Wir kämpfen Seit an Seit für die liberale Weltordnung. Jetzt mal Hirn an
Bauchgefühl: Was für eine liberale Weltordnung? Es gibt keine. Es gibt
Regeln für den Welthandel zugunsten multinationaler Konzerne und diese
Regeln kennen keine Demokratie, keine Menschenrechte, keinen Umweltschutz,
keinen Feminismus. Wir treiben seit jeher Handel mit Folterknechten und
Sklaventreibern.
Aber gegen Religion ist kein Kraut gewachsen. Der Glaubensgrundsatz unserer
Tage ist, dass Freihandel gleich Freiheit ist. Momentan lese ich oft: Der
US-Präsident läutet mit seinem Protektionismus eine neue Ära ein. Es wird
genau das Gegenteil geschehen: Der Glaube an die Globalisierung wird
stärker, weil die Alternative auf einmal die blöde Fresse von Donald Trump
ist. Doof für alle, die für einen gerechteren Welthandel kämpfen. Aber
drauf geschissen: Hauptsache Angie tritt dem Sack in die Eier.
13 Jun 2018
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## AUTOREN
Ingo Arzt
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