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# taz.de -- Globaler Handelskonflikt eskaliert: Trump gönnt China nicht die Bo…
> US-Präsident kündigt noch mehr Strafzölle für Produkte aus China an,
> Peking feuert zurück. Betroffen: vor allem der Agrarsektor, genauer Soja.
Bild: Der Streit um die Sojabohne: Schädlich für die USA und China
Peking taz | Im neuen globalen Handelskonflikt geht es zu wie bei
Raufbolden im Kindergarten: Auf Schlag folgt Gegenschlag. Larry Kudlow,
Wirtschaftsberater von US-Präsident Donald Trump, hatte noch am Donnerstag
betont, die angekündigten Strafmaßnahmen seien ja nur „Vorschläge“. Es g…
noch Verhandlungsspielraum.
Doch bereits am Freitag drohte Trump mit noch mehr Strafzöllen für China.
Da Peking US-Landwirten und -Herstellern mit Strafzöllen auf Soja Schaden
zufügen wolle, habe er seinen Handelsbeauftragten Robert Lighthizer
angewiesen, zusätzliche Strafzölle auf Waren aus China im Wert von 100
Milliarden Dollar zu prüfen. Die bisherige US-Liste umfasste einen
Warenwert von etwa halb so viel. Gleichzeitig beauftragte Trump
Agrarminister Sonny Perdue damit, einen Plan zum Schutz der US-Landwirte zu
erarbeiten.
Umgehend feuerte China kräftig zurück. Als Reaktion auf [1][die Liste der
US-Regierung] mit 1.333 chinesischen Produkten, auf die die USA bei der
Einfuhr einen Zusatzzoll in Höhe von 25 Prozent erheben wollen, hat die
chinesische Führung bereits eine eigene Liste vorgestellt. Sie steht der
amerikanischen in nichts nach: Sojabohnen, Rindfleisch, Autos, Chemikalien,
Tabak, Orangen, und auch Symbolstarkes wie Whiskey oder Flugzeuge stehen
auf dieser Liste.
106 US-Produkte benennt Chinas Führung. Sie sollen bei der Einfuhr mit
Strafzöllen in gleicher Höhe belegt werden, falls die USA ihre Drohung
umsetzen. Auch auf Trumps jüngste Warnungen hin will das chinesische
Handelsministerium „umfassende Gegenmaßnahmen“ ergreifen. „Wir wollen
keinen Handelskrieg, aber wir fürchten einen solchen Krieg auch nicht.“
## China will Trumps Kernwählerschaft treffen
Mit den angedrohten Strafzöllen auf Soja und Rindfleisch will China vor
allem den ländlichen Raum in den USA treffen – Trumps Kernwählerschaft.
Sojabohnen gehören zu den profitabelsten landwirtschaftlichen
US-Exportgütern, China ist der größte Abnehmer. Ganze Landstriche im
Mittleren Westen haben sich wegen der großen Nachfrage aus Fernost auf den
Anbau von Soja spezialisiert.
Doch nicht nur für die US-Landwirte, auch in China selbst dürften die
Einfuhrzölle auf Soja zu einem Problem werden. Die Sojabohne ist neben Reis
eines der wichtigsten Nahrungsmittel der Chinesen. Tofu in hunderten von
Varianten, Sojasoße, Sojamilch, aber auch die Sprosse an sich sind im
ganzen Land in der täglichen Küche nicht wegzudenken. Hinzu kommt der in
den vergangenen Jahren rasant gestiegene Fleischkonsum.
Und: Auch in China ist Soja das meistgenutzte Futtermittel für die
Viehhaltung. Die Volksrepublik kann ihren hohen Bedarf nach der gelben
Bohne nicht selbst abdecken. Agrarland ist knapp, große Teile der Äcker
sind durch Pestizide und andere Umweltverschmutzung verseucht. Aktuell
beziehen die Chinesen etwa 70 Prozent ihres Sojaverbrauchs aus dem Ausland,
das entspricht 64 Prozent des weltweit produzierten Sojas.
Allein im vergangenen Jahr stammten mehr als ein Drittel davon aus den USA.
Dem chinesischen Ökonomen Shi Hanbing zufolge hat nur Brasilien ähnlich
große Kapazitäten zu bieten. Das lateinamerikanische Land habe aber seine
Sojaproduktion aufgrund der hohen Nachfrage aus Fernost in den letzten
Jahren bereits stark ausgeweitet. „Brasilien hat sein Limit erreicht“, sagt
Shi. Sollten die Strafzölle auf US-Soja in Kraft treten, werde es in China
daher Engpässe geben. Die Folge: ein starker Preisanstieg bei Soja und
Fleisch.
Bei einer Rede im Bundesstaat West Virginia sagte Trump, es sei an der
Zeit, China davon abzubringen, die USA „auszunutzen“. Als sein Hauptmotiv
gilt das hohe Defizit in der US-Handelsbilanz. Dieses war im Februar um 900
Millionen auf 57,6 Milliarden US-Dollar (46,9 Milliarden Euro) gestiegen,
wie das Handelsministerium mitteilte. Es ist die größte Differenz zwischen
Ex- und Importen seit Oktober 2008. Werden dauerhaft mehr Waren ein- als
ausgeführt, kann dies ein Land im internationalen Handel schwächen und
seine Verschuldung erhöhen.
## Negative Auswirkungen in Deutschland
Der Handelskonflikt könnte indirekt auch Deutschland treffen. So befürchtet
der Deutsche Bauernverband negative Auswirkungen für die Landwirte. „Die
Strafzölle Chinas haben bereits für Nervosität und Preisrückgänge an den
internationalen Märkten für Schweinefleisch gesorgt“, sagte der
Generalsekretär des Bauernverbandes, Bernhard Krüsken, der Deutschen
Presse-Agentur in Berlin.
„Eine weitere Eskalation des Handelsstreites könnte zu weiteren
Verwerfungen an den Agrarmärkten führen“, warnte Krüsken. „Es muss
vermieden werden, dass Landwirte und Verbraucher den Preis für diesen
Handelsstreit bezahlen müssen.“ Die Eskalation zwischen den USA und China
hatte den Markt auch für andere Produkte unter Druck gesetzt. Besonders
stark betroffen waren Sojabohnen, die Preise gingen zurück.
6 Apr 2018
## LINKS
[1] /Veroeffentlichung-von-Strafzoll-Listen/!5494083
## AUTOREN
Felix Lee
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