# taz.de -- Kommentar Zuckerhaltige Lebensmittel: Aufklärung ist gesund | |
> Falsche Ernährungsgewohnheiten führen zu schweren Wohlstandskrankheiten. | |
> Dabei könnte der Staat durchaus handeln. | |
Bild: Zuckerreiches Essverhalten von Kindern setzt sich meist im späteren Erwa… | |
Zu viel Zucker, zu viel Fett, zu viel Salz: Falsche Ernährungsgewohnheiten | |
sind für schwere Wohlstandskrankheiten verantwortlich. Dieses Problem ist | |
lange bekannt – und ungelöst. Die deutsche Politik [1][weigert sich, tätig | |
zu werden], obwohl es vergleichsweise einfache Instrumente für einen | |
besseren gesundheitlichen Verbraucherschutz gibt. | |
Der zu hohe Zuckerkonsum illustriert eindrücklich das politische Versagen: | |
Die Bundesregierung setzt auf eine freiwillige Änderung der Rezepturen für | |
Getränke oder Pizzen. Erst wenn das nicht hilft, soll der Süßegehalt | |
reglementiert werden. Die Verbraucherorganisation Foodwatch hat nun | |
stellvertretend für alle Unternehmen Coca-Cola an den Pranger gestellt und | |
gezeigt, wie der Getränkeriese seine eigenen Selbstverpflichtungen umgeht. | |
Solange der Konzern viel Geld mit ungesunden Mixturen verdient, wird sich | |
daran wohl nichts ändern. | |
Dabei könnte der Staat durchaus handeln: Erstens mit einem längst | |
überfälligen Verbot von Kindermarketing in sozialen Medien. Deren Einfluss | |
auf die wichtige Zielgruppe der jungen Konsumenten ist hoch und von den | |
Eltern kaum kontrollierbar. Einmal auf den Süßetrip gekommen, ist | |
zuckerreiches Ess- und Trinkverhalten auch fürs spätere Erwachsenenleben | |
nahezu vorprogrammiert. Die indirekte Werbung über gekaufte Internetstars | |
ist zudem unethisch, können sich Kinder doch aufgrund ihres | |
Entwicklungsstandes selbst nicht gegen die Botschaften der | |
Marketingabteilungen wehren. | |
Zweitens erhöhen Zwangsabgaben wirkungsvoll den Druck auf die Hersteller zu | |
süßer Nahrungsmittel: In Großbritannien wird die Zuckersteuer gerade | |
eingeführt. Schon im Vorfeld haben viele Getränkehersteller darauf mit | |
einer Senkung des Zuckergehalts ihrer Rezepturen reagiert. Auch in | |
Deutschland ist das Instrument schon einmal erfolgreich erprobt worden. Mit | |
einer Abgabe auf alkohol- und zuckerreiche Alkopops wurden diese | |
umstrittenen Mixgetränke praktisch aus dem Markt gedrängt. | |
Die wohl wichtigste Waffe gegen ernährungsbedingte Volkskrankheiten bleibt | |
jedoch das Bewusstsein der Konsumenten selbst. Bildung ist ein Schlüssel zu | |
einer gesunden Ernährung. Für einen gesunden Konsum müssen allerdings auch | |
die nötigen zeitlichen und finanziellen Möglichkeiten vorhanden sein. Wo | |
all dies fehlt, sind Übergewicht und Fettleibigkeit häufiger zu Hause. | |
Menschen, die sich nicht gut ernähren, mangelnde Eigenverantwortlichkeit | |
vorzuwerfen, ist daher nicht nur billig, sondern führt auch politisch ins | |
Leere. | |
Mehr Erfolg verspräche dagegen ein entschiedener Einsatz für | |
gleichwertigere Lebensbedingungen aller Gesellschaftsschichten. Und | |
effizientere Programme zur gesundheitlichen Aufklärung. Das lohnt sich | |
volkswirtschaftlich, weil Krankheitskosten verringert werden. Aber es | |
bringt nur wenige Wählerstimmen ein. Ist dies etwa der Grund, warum das | |
politische Interesse an einer Problemlösung so gering ist? | |
5 Apr 2018 | |
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## AUTOREN | |
Wolfgang Mulke | |
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