# taz.de -- Kommentar Festnahme Puigdemonts: Es gilt die Gewaltenteilung | |
> CSU, FDP und Linke fordern die Freilassung des katalanischen | |
> Nationalistenführers Carles Puigdemont. Doch das entscheidet einzig die | |
> Justiz. | |
Bild: Demonstrierende finden: Freiheit der Katalanen gilt auch in Schleswig-Hol… | |
Es ist eine seltsame Koalition. Am einen Ende befindet sich die | |
konservativ-separatistische Bayernpartei, am anderen die Linkspartei. | |
Irgendwo dazwischen geistert die FDP herum. Sie alle verlangen entweder die | |
umgehende Freilassung des katalanischen Nationalistenführers Carles | |
Puigdemont aus deutscher Haft oder doch zumindest eine deutliche | |
Stellungnahme der Bundesregierung zu seiner Verhaftung. | |
Noch seltsamer aber mutet das Anliegen selbst an. Man mag in Puigdemont | |
einen Freiheitskämpfer sehen oder einen gefährlichen Sezessionisten, man | |
mag ihn lieben oder hassen, seine Politik befürworten oder ablehnen. Doch | |
die Forderung nach seiner Freilassung durch die Bundesrepublik zeugt von | |
einem Verständnis der Demokratie, das den Grundsatz der Gewaltenteilung im | |
Staat völlig außer Acht lässt. | |
Die Europäische Union [1][hat mit dem Europäischen Haftbefehl ein | |
Instrument entwickelt], um ein Auslieferungsprozedere zu erleichtern – | |
überzeugt davon, dass alle EU-Staaten ein Mindestmaß an demokratischen | |
Standards einhalten. Das ist bei Spanien gewiss der Fall. [2][Gegen | |
Puigdemont liegt nun ein solcher Haftbefehl vor]. | |
Es ist einzig eine Sache der bundesdeutschen Justiz, darüber zu befinden, | |
ob die Gründe für diesen Haftbefehl ausreichend sind, [3][um für eine | |
Auslieferung nach Spanien zu genügen]. | |
Tatsächlich hat der spanische Vorwurf der „Rebellion“ kein Äquivalent im | |
deutschen Strafrecht, jener der „Veruntreuung öffentlicher Gelder“ aber | |
schon. Puigdemonts Anwälten steht es im Rahmen des Verfahrens frei, Anträge | |
auf seine Haftentlassung zu stellen. | |
## Merkwürdiges Rechtsverständnis | |
Die Forderung an die Bundesregierung, Puigdemont umgehend freizulassen, | |
zeugt von einem mehr als merkwürdigen Rechtsverständnis. Die Vorstellung, | |
eine Regierung greife mal eben in die Justiz ein, kann ganz schnell nach | |
hinten losgehen. Nicht nur die Linke empört sich zu Recht über die Türkei | |
unter Staatspräsident Erdoğan, der willkürlich in die unabhängige Justiz | |
eingreift und politische Urteile nach seinem Gusto produzieren lässt. | |
Geht es aber wie bei Puigdemont um einen Mann auf der Seite des | |
vermeintlich Guten, dann wirft man das Prinzip der Gewaltenteilung einfach | |
über den Haufen. Das ist Politik nach doppelten Standards. | |
Die Bundesregierung tut gut daran, das Vorgehen der deutschen Justiz nicht | |
weiter zu bewerten und die Finger aus dem Spiel um Carles Puigdemont zu | |
lassen. Und diejenigen, die Puigdemont für unschuldig halten, sollten sich | |
bei ihren Protesten an die richtige Adresse wenden – und das ist Spanien. | |
27 Mar 2018 | |
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## AUTOREN | |
Klaus Hillenbrand | |
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