| # taz.de -- Wahlen in Kolumbien: Lagerwahlkampf statt Bürgerkrieg | |
| > Am Sonntag fanden Kongresswahlen in Kolumbien statt. Der politische Arm | |
| > der FARC, der ehemaligen Guerilla, fuhr nur ein mageres Ergebnis ein. | |
| Bild: Juan Manuel Santos steckt seinen korrekt ausgefüllten Wahlzettel in die … | |
| Kolumbiens Rechtskonservative jubeln. Am Sonntag waren sie als stärkste | |
| politische Kraft aus den Kongresswahlen hervorgegangen. Erstmals seit dem | |
| Friedensabkommen zwischen der Regierung des rechtsliberalen Präsidenten | |
| Juan Manuel Santos und der Farc-Guerilla wurde ein neuer Kongress gewählt. | |
| Stärkste politische Fraktion im Senat ist die Partei des | |
| rechtskonservativen Ex-Präsidenten und hartnäckigstem Gegner des | |
| Friedensabkommens, Álvaro Uribe, der zugleich mit der größten Stimmenzahl | |
| als Senator wiedergewählt wurde. Im Abgeordnetenhaus wurde seine Partei | |
| zweitstärkste Fraktion. | |
| Während Santos' Partei in beiden Kammern Sitze einbüßte, landeten die | |
| ehemaligen FARC-Guerilleros gar in der Bedeutungslosigkeit. Das magere | |
| Ergebnis der erstmals als politische Partei angetretenen früheren | |
| Guerillaorganisation belegt, dass sie zwar als militärische Macht die | |
| Regierung an den Verhandlungstisch bringen konnte, aber über keinen | |
| politischen Rückhalt in der Bevölkerung verfügt. Das mit den gegen sie | |
| gerichteten Gewaltakten zu erklären, die bereits über 40 Todesopfer | |
| forderten und sie zu einem Aussetzen ihres Wahlkampfes zwangen, genügt | |
| nicht. Lediglich die im Friedensabkommen garantierten zehn Sitze im | |
| Kongress wird sie besetzen. | |
| Nimmt man die Kongresswahl als verlässlichen Stimmungstest nach dem | |
| Friedensabkommen und vor der Ende Mai stattfindenden Präsidentschaftswahl, | |
| dann haben die Rechtskonservativen alle Chancen, den nächsten Präsidenten | |
| zu stellen. Bei den zugleich abgehaltenen Vorwahlen setze sich Uribes | |
| Kandidat Iván Duque so souverän durch, dass er zwar nicht in der ersten | |
| Runde das Rennen machen dürfte, aber den Einzug in eine mögliche Stichwahl | |
| sicher hat. Kommt es dazu, dann träfe er vermutlich auf den ehemaligen | |
| Bürgermeister der Hauptstadt Bogotá, Gustavo Petro, der sich als Kandidat | |
| der gemäßigten Linken ebenfalls klar durchsetzte, jedoch mit wesentlich | |
| weniger Stimmen als der Rechtsausleger Duque. | |
| Der kommende Lagerwahlkampf bietet keine guten Aussichten für ein | |
| friedlicheres Zusammenleben und wird Kolumbiens Gesellschaft weiter | |
| polarisieren. Duque will das Friedensabkommen zwar nicht aufkündigen, aber | |
| nachträglich ändern, Wirtschaft und Staat durch neoliberale Reformen von | |
| den ohnehin nur zaghaften sozialen Verbesserungen der Santos-Ära bereinigen | |
| und unter dem Deckmantel einer verschärften Drogenpolitik das Landes wieder | |
| militarisieren. | |
| Petro präsentiert sich jenen als Kandidat, die die Vetternwirtschaft und | |
| Korruption der traditionellen Parteien satt haben. Soziale Verbesserungen | |
| sollen durch eine gemäßigte sozialistische Politik erreicht werden. Schon | |
| allein damit sehen die Rechtskonservativen den Weg in Richtung Kuba oder | |
| Venezuela gepflastert und warnen vor einem drohenden Castrochavismus. | |
| 12 Mar 2018 | |
| ## AUTOREN | |
| Jürgen Vogt | |
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