# taz.de -- Deutscher in Afghanistan gefasst: Ein Kulturforscher unter Islamist… | |
> Afghanistans Behörden melden, dass sie einen Deutschen beim | |
> Militäreinsatz festgenommen haben. Sie stufen ihn als Taliban ein. | |
Bild: In Gereschk haben afghanische Soldaten den Deutschen festgenommen | |
Kabul taz | Ein besonderer Fang ist den afghanischen Sicherheitskräften | |
gelungen. Bei einem Kommandoeinsatz im Distrikt Gereschk in der Südprovinz | |
Helmand fiel ihnen in der Nacht zum Mittwoch ein Europäer in die Hände, den | |
sie als Deutschen identifiziert haben wollen. Doch es widersprechen sich | |
die Angaben, ob er Papiere bei sich gehabt habe, die das belegen. Der von | |
ihm angegebene Name lautet nach verschiedenen Quellen Abdul Wadud oder | |
Abdul Ahad. | |
Auf einem kurzen Video mit sehr schlechtem Ton, das in Afghanistans | |
sozialen Medien kursiert und offenbar von beteiligten Soldaten aufgenommen | |
wurde, wird der Festgenommene auf Englisch und auf Paschto befragt. Er | |
antwortet: „Ja, ich kann deutsch sprechen“, mit leichtem Akzent. Zum | |
Schluss nickt er kurz auf die Frage, ob er aus Deutschland sei. | |
Bei seiner Gefangennahme soll er angegeben haben, sich zu Studien der | |
afghanischen Kultur im Lande aufzuhalten. Auch wenn immer wieder | |
Einzelgänger nach Afghanistan reisen und sich dabei in Kleidung und | |
Haarpracht den Einheimischen anpassen, wirkt sein Outfit eher militärisch: | |
olivgrüne Allwetterjacke über einheimischem Schalwar-Kamis-Gewand, dazu | |
enger schwarzer Turban, das Haar kurz geschoren, roter Vollbart. | |
Die afghanischen Behörden sagen, er sei nach einem Gefecht festgenommen | |
worden, bei dem mehrere Talibankämpfer getötet wurden, in deren Begleitung | |
er gewesen sei. Sie sind überzeugt, dass es sich bei ihm um einen Berater | |
des Provinzkommandeurs der Taliban-Spezialkräfte Sra Qeta (Rote Einheit) | |
handelt. Da allerdings auch behauptet wird, dass er keine der beiden | |
Landessprachen Paschto und Dari spreche, obwohl er sich acht Jahre lang im | |
pakistanischen Quetta – wo auch Taliban-Führer leben – und im afghanischen | |
Paktia aufgehalten habe, bleibt dies fraglich. Eine überwiegend aus | |
Deutschen bestehende Splittergruppe „Deutsche Taliban Mudschaheddin“ hatte | |
der Verfassungsschutz 2012 für „zerschlagen“ erklärt. | |
Auf alle Fälle wird diese Festnahme die Diskussion um ausländischen Kämpfer | |
in Afghanistan beleben. Deren Zahl wird von der Regierung übertrieben, die | |
Gesamtzahl der Taliban hingegen untertrieben. Der nationale | |
Sicherheitsberater Hanif Atmar sprach jüngst von 55.000 „Terroristen“ im | |
Land, davon 30.000 bis 40.000 Einheimische. Einem hohen Mitarbeiter eines | |
afghanischen Ministeriums zufolge gibt es jedoch über 100.000, von denen | |
nur wenige Prozent Ausländer seien und 90 Prozent nahe ihrer Herkunftsorte | |
kämpften. Sicherheitsexperten in Kabul bestätigen der taz, nur 0,3 Prozent | |
der gefangengenommenen Kämpfer seien Ausländer. | |
1 Mar 2018 | |
## AUTOREN | |
Thomas Ruttig | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Afghanistan | |
Taliban | |
Deutschland | |
Schwerpunkt Afghanistan | |
Bundeswehr | |
Schwerpunkt Afghanistan | |
Schwerpunkt Afghanistan | |
Schwerpunkt Afghanistan | |
Afghanistankrieg | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Debatte Afghanistan: Vergesst die Taliban | |
Das Land am Hindukusch braucht eine regionale Friedenslösung. Derzeit | |
bietet sich eine Chance. Es geht nicht ohne China und Russland. | |
Kommentar zu Auslandseinsätzen: Kopf- und hilflose Strategie | |
Nichts spricht dafür, dass sich die Lage in Afghanistan verbessern wird. | |
Warum wird der Einsatz der Bundeswehr trotzdem verlängert? | |
Einsatz der Bundeswehr: Mehr Soldaten nach Afghanistan | |
Ein Einsatz ohne Ende? Eigentlich sollte die Bundeswehr schon raus sein aus | |
Afghanistan. Nun soll die Truppe dort kräftig aufgestockt werden. | |
Friedensplan in Afghanistan: Angebot an die Taliban | |
Staatschef Ghani bietet den Islamisten den Eintritt in die Regierung an. | |
Gibt es bald eine Afghanistan-Friedenskonferenz in Deutschland? | |
Angriffe auf Sicherheitskräfte: Mindestens 30 Tote in Afghanistan | |
Bei vier Anschlägen an unterschiedlichen Orten kamen nach bisherigem Stand | |
30 Menschen ums Leben. Die Taliban bekennen sich bislang zu drei Angriffen. | |
„Islamischer Staat“ und Taliban: Der afghanische Terrorwettbewerb | |
Getreue des IS machen in Afghanistan den Taliban Konkurrenz. Sie sind | |
brutaler und internationaler. Beide Gruppen wetteifern im Blutvergießen. |