# taz.de -- Vor der Leipziger Buchmesse: Linke Furcht vor rechter Opferrolle | |
> Ignorieren? Debattieren? Gar angreifen? Die Buchmesse naht – und damit | |
> auch die Frage: Wie mit Leuten umgehen, die Rechtsradikales verbreiten? | |
Bild: Es geht bergan: Buchmessenchef Oliver Zille plädiert für Gelassenheit | |
Leipzig/Berlin taz | Oliver Zille nimmt sich eine ganze Stunde Zeit. Und | |
das, obwohl sich beim Direktor der Leipziger Buchmesse die Anfragen | |
stapeln. Es sind nur noch ein paar Tage bis zum Messebeginn, eigentlich | |
müssten die Telefonleitungen glühen und der Terminkalender platzen. Dennoch | |
erklärt Zille mit Ruhe und Klarheit fast gebetsmühlenartig den Standpunkt | |
der Messe zur aktuellen Debatte. Die Frage lautet: Was tun mit | |
rechtsradikalen Verlagen auf der Messe? Soll man sie verbieten? | |
Die Messeleitung steht in der Kritik, sich nicht deutlich gegen diese zu | |
positionieren. Immer wieder wird sie von Linken aufgefordert, die | |
Rechtsradikalen ganz auszuschließen. Zuletzt verlangte die Linksfraktion im | |
Leipziger Stadtrat ein solches Verbot. Doch der Stadtrat lehnte den Antrag | |
ab. | |
Bei Oliver Zille, dem Direktor der Leipziger Buchmesse, stößt das | |
Verbotsverlangen auf Granit. „Wir sortieren grundsätzlich nicht nach linken | |
oder rechten Verlagen aus. Sondern: Wer legal auf dem Markt arbeitet, kann | |
auch hier ausstellen“, sagt der hagere Mann mit den schwarzgrauen Haaren | |
bestimmt. Die Messeleitung müsse sich an rechtliche Rahmenbedingungen | |
halten, politische Wertungen spielen dabei keine Rolle. | |
Groß war die Aufregung im vergangenen Herbst auf der Frankfurter Buchmesse. | |
Die angespannte Atmosphäre einer rechten Konjunktur, die zuvor noch vor | |
allem mit Pegida auf den Straßen spürbar, nach der Bundestagswahl dann mit | |
der AfD aber auch im Parlament verankert war, erreichte dort die Sphäre der | |
Literatur und Debatte. Plötzlich standen sich die intellektuellen | |
Neurechten mit den intellektuellen Linken gegenüber und stritten – nicht | |
auf der Straße, sondern inmitten von Büchern. | |
In Frankfurt eskalierte die Situation. Der Verleger Achim Bergmann wurde | |
bei einer Lesung der Jungen Freiheit von einem Zuhörer niedergeschlagen, | |
nachdem er den Vortrag über die 68er Bewegung mit einem abwertenden „Halt’s | |
Maul“ kommentiert hatte. Es kam zu Handgreiflichkeiten, die Polizei musste | |
einschreiten. Dass rechtsradikale Verlage präsenter geworden sind, liegt | |
zum einen daran, dass es heutzutage überhaupt mehr Verlage gibt – vor allem | |
ist es die Folge davon, dass es diese Verlage geschafft haben, mit ihrer | |
Ideologieproduktion Worte wie „Obergrenze“ im gesellschaftlichen Diskurs zu | |
platzieren. | |
## Proteste haben Rechten in die Karten gespielt | |
Dass die Protestierenden in Frankfurt diesen Rechtsradikalen mit | |
Aggression, Stören und Diffamierung begegneten, spielte ihnen letztlich in | |
die Karten, darüber besteht heute Einigkeit. Retrospektiv lässt sich | |
feststellen, dass die Aggressionen auch von rechts kamen, dennoch waren es | |
am Ende die Linken, die als Angreifende und Störende dastanden. Fazit: Die | |
Rechtsradikalen haben den Diskurs auf der Frankfurter Buchmesse für sich | |
entschieden. | |
In Leipzig soll sich das nicht wiederholen. Diesen Mittwoch startet die | |
Buchmesse. Auch wenn die Veranstaltung mit ihren über 200.000 | |
Besucher_innen und knapp 2.500 Aussteller_innen weitaus mehr zu bieten hat, | |
wird schon jetzt wieder viel über die Rechten geredet. | |
Denn die Ereignisse von Frankfurt haben Spuren hinterlassen, insbesondere | |
bei denjenigen, die ihre Bemühungen, den Rechtsradikalen etwas | |
entgegenzusetzen, als gescheitert anerkennen mussten. Aus diesem Grund hat | |
die bereits im Spätsommer 2017 gegründete Initiative „Verlage gegen Rechts�… | |
nun eine Kampagne gestartet. Initiiert wurde diese von Mitarbeiter_innen | |
unterschiedlicher Verlage, darunter Lisa Mangold vom Argument und ariadne | |
Verlag. „Die Verlagsszene muss sich wieder politisieren“, sagt Mangold im | |
Rückblick auf Frankfurt. Mehr als achtzig Verlage und über 200 | |
Einzelpersonen unterstützen die Kampagne bislang, darunter jedoch vor allem | |
kleinere, unabhängige Verlagshäuser. | |
Zu wenig, findet Lisa Mangold. Die blonde, kurzhaarige Frau mit der runden | |
Brille spricht selbstbewusst, souverän und bestimmt. Obwohl sie eigentlich | |
an einer Konferenz für Verlagswesen in der Berliner Staatsbibliothek | |
teilnimmt, nutzt sie die Mittagspause, um die Standpunkte der Kampagne zu | |
erläutern. Inmitten von Büchern erzählt sie von der Wirkkraft ebendieser. | |
Sie hat eine klare Vorstellung dessen, was geschehen muss: „Die Verlage | |
müssen sich deutlich positionieren.“ | |
## Für eine politisch bewusstere Haltung der Verlage | |
Positionieren heißt in diesem Fall, sich gegen jene Verlage zu stellen, die | |
„offen rassistisch, frauenverachtend und homofeindlich“ auftreten, wie es | |
im Kampagnenaufruf heißt. Positionieren heiße aber auch, den Rechten mit | |
intellektueller Überlegenheit zu begegnen, statt auf ihre Opferinszenierung | |
hereinzufallen. „Dem rechten Populismus wurde durch die Störaktionen auf | |
der Buchmesse so viel Aufmerksamkeit gegeben. Unsere Strategie ist jetzt, | |
inhaltlich gegen sie vorzugehen“, sagt Mangold. Soll man also jetzt mit | |
Rechten reden? „Das ist nicht die Frage, um die es uns geht. Wir finden | |
relevanter, über die Inhalte der Verlage zu reden, wegen derer wir sie | |
ablehnen, und die rechte Ideologieproduktion zu analysieren.“ | |
Dabei geht es nicht zwangsläufig um einen Ausschluss der Verlage. „Ich | |
fände das zwar gut“, sagt Mangold. „Aber es ist relativ leicht, die | |
Forderung abzubügeln, indem man sich auf juristische Kategorien beruft, wie | |
es die Messeleitung tut“, sagt die Verlagsmitarbeiterin. „Die Diskussion | |
soll sich daher nicht immer um die Frage nach Ausschluss drehen. Unsere | |
Strategie ist es vielmehr, einerseits Verlagskolleg_innen aus einer | |
politischen Lethargie zu reißen und andererseits, dass nicht über rechten | |
Populismus, sondern über linke und emanzipatorische Inhalte gesprochen | |
wird.“ | |
Dennoch tönen aus der rechten Ecke die lauten Rufe der „Einschränkung der | |
Meinungsfreiheit“ und „Zensur“. Zwar sind diese Vorwürfe noch nicht so | |
spitz wie vergangenes Jahr, als etwa ein AfD-Mitglied die linken Proteste | |
mit der Bücherverbrennung der Nationalsozialisten verglich – dennoch sind | |
die entsprechenden Verleger offensichtlich angefressen. | |
Denn die Strategie der Dekonstruktion populistisch aufgeheizter Argumente | |
und inhaltsleerer Polemiken scheint Wirkung zu zeigen. Vergangene Woche zog | |
die Wochenzeitung Junge Freiheit ihre Teilnahme an der Leipziger Buchmesse | |
zurück. Als Begründung nannte Geschäftsführer Dieter Stein, es sei | |
„rufschädigend“, dass ihr Stand im von der Messe konstruierten | |
„rechtsextremen Block“ nebst Verlagen wie Antaios stehe. Nun steht die | |
Platzierung der Verlagsstände zwar nicht in direktem Kontext der Kampagne, | |
jedoch wirft Stein dem Messedirektor Oliver Zille vor, mit der von | |
„linksradikalen Verlagen“ initiierten Kampagne zu kooperieren. | |
## Der Messedirektor: „Wir urteilen nach Gesetzeslage“ | |
Oliver Zille indes bleibt gelassen. Nicht einmal seine Notizen zieht er in | |
dem Gespräch zu Rate. Mit schickem Anzug, Dokumenten unter dem Arm und | |
einem spitzbübischen Lächeln bewegt sich der Messedirektor souverän durch | |
die gläsernen Hallen und strahlt damit das aus, was ihn in der Debatte wohl | |
am meisten voranbringt: Souveränität in der eigenen Haltung. | |
Doch auch wenn seine Worte ruhig und freundlich klingen – Zille ist | |
merklich genervt von dem Thema. „Wir haben ein Neutralitätsgebot, sodass | |
wir nicht nach politischen Meinungen, sondern nach der Gesetzeslage | |
beurteilen“, sagt er immer wieder. Demnach kann jeder, der sich an Recht | |
und Gesetz hält und mit seinen Publikationen in die Rahmenbedingungen der | |
Buchmesse passt, einen Stand anmelden. Welche rechten Verlage dieses Jahr | |
vertreten sind? „Danach sortieren wir nicht“, sagt Zille bestimmt. | |
Vielleicht erinnert er sich dabei an 2006, also er die Junge Freiheit mit | |
der Begründung, ihre Anwesenheit behindere die ordnungsgemäße Durchführung, | |
von der Buchmesse ausschloss, woraufhin diese sich erfolgreich wieder | |
einklagte. | |
Nun hat er den Spieß umgedreht: Zille lässt die Verlage teilnehmen – und | |
die Junge Freiheit schmollt ob des Empfindens, im wahrsten Sinne des Wortes | |
dabei in die rechte Ecke gestellt zu werden. Denn Zille hat all die | |
umstrittenen Verlage ganz nahe beieinander platziert – und damit hat sich | |
auch die Messeleitung deutlich positioniert. „Ich glaube schon, dass die | |
Gesellschaft klare Kante zeigen muss, solche Veranstaltungen zu nutzen, um | |
die Werte, die sie vertritt, zu verteidigen. Das kann man nur, indem man | |
deutlich Position bezieht“, sagt Zille. | |
Für den neurechten Ideologen Götz Kubitschek ist das ein Unding. Er moniert | |
auf der Antaios-Website Sezession, die räumliche Nähe zu Ständen wie Terra | |
Nostra sei ein Kalkül der Buchmesse, weswegen man jetzt „in der rechten | |
Ecke“ sitze. So unverständlich das für ihn sein mag – so logisch ist es f… | |
diejenigen, die die Verlage wegen ihres verbreiteten Gedankenguts ablehnen. | |
## Sechs rechtsradikale Verleger auf der Messe vertreten | |
Sieben rechtsradikale Verlage als Teilnehmer der Messe hat das Projekt | |
„Chronik.LE. Die Dokumentationsplattform“ – eine Gruppe des Leipziger | |
Vereins „Engagierte Wissenschaft“ – identifiziert. Auf der Homepage der | |
Gruppe sind neben Kubitscheks Antaios auch die zurückgetretene Junge | |
Freiheit, der Verlag Europa Terra Nostra, der Cato Verlag, das von Jürgen | |
Elsässer geführte Compact-Magazin; die NPD-nahe Deutsche Stimme und der | |
Verlag Ahriman zu finden. Ein Blick in deren Publikationslisten lässt keine | |
Zweifel daran, dass all diese Verlage mehr als zweifelhafte Inhalte | |
publizieren: „Die Rückkehr der echten Rechten. Das Handbuch für die wahre | |
Opposition!“ ist da zum Beispiel im Angebot, oder „Rudolf Heß – Gefangen… | |
Nr. 7“. | |
Dennoch zählt für Zille das, was auf der Messe passiert: „Wenn zur Gewalt | |
aufgerufen oder rassistisch gehetzt wird, dann werden die Veranstaltungen | |
abgebrochen, die Publikationen eingezogen, der Stand geschlossen, die Leute | |
des Hauses verwiesen. Das ist klar definiert.“ Eine Prüfung der Inhalte im | |
Vorhinein sei hingegen nicht möglich. Genau darin liegt für Kritiker_innen | |
das Problem. Sie werfen der Messeleitung vor, sich nicht klar genug | |
abzugrenzen. Zille sagt, die Buchmesse habe eine klare Haltung: „ein | |
offenes Weltbild“. Deshalb gebe man auch den Initiativen Raum, die ebendies | |
propagieren – wie Verlage gegen Rechts, die neben einer Veranstaltungsreihe | |
und dem Motto „Die Gedanken sind bunt“ auch eine Kundgebung mit dem Thema | |
„Meinungsfreiheit nutzen. Rechten widersprechen“ organisieren. „Dass | |
politische Debatten auf der Buchmesse geführt werden, lässt sich in so | |
einem gesellschaftlichen Umfeld nicht nur nicht vermeiden, sondern ist | |
vielleicht sogar nötig“, sagt Zille. Seine Hoffnung sei dennoch, dass nicht | |
alles in dieser einen Debatte untergeht. Denn die wenigen Stände | |
rechtsradikaler Verlage machen tatsächlich nur einen winzigen Bruchteil | |
aller Aussteller aus. | |
Möglicherweise könnte man Konflikte und Auseinandersetzungen vermeiden, | |
wenn man rechtsradikale Verlage von der Teilnahme ausschließen würde. | |
Andererseits könnte dies auch zu mehr Aufmerksamkeit führen als notwendig, | |
was diesen wiederum in die Hände spielen würde. Für die Aktivist_innen von | |
„Prisma, Interventionistische Linke Leipzig“ ist die viel wichtigere Frage | |
die nach dem veränderten politischen Klima, in dem Verlage wie Antaios | |
„kolonial-rassistisch-biologistische Rassenlehre publizieren können und die | |
Einschränkung des Frauenwahlrechts fordern“, wie Hannah von Prisma es | |
formuliert. Die studentisch geprägte Gruppe ist mit etwa sechzig | |
Mitgliedern eine der größeren linken Organisationen in Leipzig, die sich in | |
einem Bündnis gegen rechtsradikale Verlage auf der Buchmesse | |
zusammengefunden haben. Zwar repräsentieren sie die aktivistische Seite der | |
Proteste, doch auch sie wollen die Inhalte analysieren – und mit Argumenten | |
dagegen tätig werden. „Wir haben beobachten können, wie der linke Protest, | |
der auf der Frankfurter Buchmesse vor allem in Form von Stören geschah, von | |
Rechten dazu genutzt wurde, sich als Retter der Meinungsfreiheit und Opfer | |
einer linken Zensur darstellen konnten“, sagt Hannah, die ihren Nachnamen | |
nicht nennen möchte. Die Mittzwanzigerin gesteht das Eigentor der | |
Aktivist_innen im vergangenen Jahr ein. „Der linke Protest hat ihnen die | |
Kulisse geboten, die sie wollten.“ Doch die Gruppe habe aus Fehlern | |
gelernt. | |
## Mit Argumenten die Schlacht schlagen | |
Damit die Rechtsradikalen nicht wieder als Gewinner herausgehen, wollen | |
sich die Prisma-Leute auf die Leipziger Messe besser vorbereiten – nicht im | |
Sinne von aggressivem Auftreten, sondern mit Analyse, kluger Debatte und | |
wohlüberlegten Argumenten. Dass es Interventionen, wie sie es nennt, geben | |
könnte, schließt Hannah nicht aus. Aber für sie ist klar: „Man muss | |
aufpassen, dass man nicht ein linkes Klischeebild bedient oder sich | |
instrumentalisieren lässt – indem man sie durch ein anderes Auftreten | |
überrascht und ihnen ein Schritt voraus ist.“ | |
Mit Vorbereitungsworkshops will die Gruppe, Teil des Leipziger Bündnisses | |
gegen rechte Verlage auf der Buchmesse, sich argumentativ wappnen. „Es ist | |
wichtig zu analysieren, was in den Publikationen der rechten Verlage steht, | |
mit welchen Konzepten sie arbeiten und worin die Widersprüche liegen. Nur | |
so kann man sie auf der Ebene inhaltlicher Kritik schlagen“, sagt Hannah. | |
Was ihre Gruppe genau plant, verrät sie nicht. „Nur so viel: Alle | |
Aktionsformen, die die Rechten dazu nutzen, um sich als Opfer zu | |
inszenieren, sind nur zu ihren Gunsten, ebenso wie alle, die damit enden, | |
dass sie von Sicherheitskräften geschützt werden.“ | |
Tatsächlich gibt es wohl nichts, was den Elsässers und Kubitscheks mehr den | |
Bauch pinselt als Aufmerksamkeit. Wie viele Male wurde allein Kubitschek | |
mit seiner traditionellen Großfamilie, seinen Kindern und Ziegen, auf | |
Zeitungscovern und Hochglanzmagazinseiten abgebildet. Wie oft wurde | |
Elsässers fettiges graues Pony fotografiert und sein Compact-Magazin als | |
das Sprachrohr der Pegidas verschrien. Die Dämonisierung der rechten | |
Demagogen mag ein politischer, ein demokratischer Reflex sein, jedoch | |
befeuert nichts die Hölle so sehr wie der Teufel selbst. | |
„Das Schlimmste, was den Rechten passieren kann, ist, wenn überhaupt nichts | |
passiert“, sagt der Verleger Jörg Sundermeier. Er ist Geschäftsführer des | |
Verbrecher Verlags, ein echter Bibliophiler, sein kleines Arbeitszimmer im | |
Berliner Mehringhof ist bis oben hin voll mit Büchern, Dokumenten, | |
Zeitschriften, Texten. Überall stapeln sich Manuskripte und bereits | |
gedruckte Exemplare. Auch Sundermeier hat die Kampagne Verlage gegen Rechts | |
unterschrieben, kann jedoch auch die Position der Leipziger Messe | |
nachvollziehen. „Man muss es ja nicht gut finden, aber man muss es eben | |
leider aushalten“, sagt er. Außerdem: „So groß sind die ja alle gar nicht… | |
## Der Verleger: „Bullshit als Bullshit entlarven“ | |
Er findet es schwierig, wenn der Messeleitung ihre Kompetenz abgesprochen | |
wird. „Ich habe größtes Vertrauen, dass die Messe ihre | |
Diskriminierungsverbote auch durchsetzt.“ Statt also darüber zu | |
diskutieren, ob man rechtsradikale Verlage ausschließen solle, plädiert | |
Sundermeier dafür, „Bullshit als Bullshit zu entlarven“. Alles andere | |
belebe das Geschäft der Verlage – durch zu viel Aufmerksamkeit. Sundermeier | |
analogisiert: „Wie bei einer Dreijährigen, die sich auf den Boden wirft und | |
extralaut weint, um ihren Willen durchzusetzen.“ | |
Damit die Rechten also nach der Leipziger Buchmesse nicht wie trotzige | |
Kleinkinder schmollend auf den Titelseiten der Tagespresse abgebildet | |
werden und so größer gemacht werden, als sie eigentlich sind, hilft also | |
nur: reden. Da sind sich Verleger_innen, Messeleitung, Aktivist_innen | |
einig. Damit ist nicht gemeint, über die rechten Verlage zu reden, und es | |
ist auch nicht gemeint, mit ihnen zu reden – das führt selten zu einer | |
fruchtbaren Auseinandersetzung. Nein, damit gemeint ist: über Inhalte | |
reden. Analysieren, dekonstruieren, argumentieren. Denn die rechtsradikalen | |
Ansichten ebenso wie die rechtsradikalen Verlage sind Teil des | |
gesellschaftlichen Diskurses. Und verändern kann man Diskurse nur, indem | |
man in sie eingreift, an ihnen teilhat. | |
Dass die Messe politisch ist, darin sind sich Mangold, Zille, Hannah und | |
Sundermeier einig. Es gibt genug Gründe, dies zu nutzen. Denn welcher Ort | |
ist für diese Debatte wohl besser geeignet als die Buchmesse selbst? | |
13 Mar 2018 | |
## AUTOREN | |
Sarah Ulrich | |
## TAGS | |
Rechtsradikalismus | |
Verlagswesen | |
Schwerpunkt Frankfurter Buchmesse 2024 | |
Neue Rechte | |
Schwerpunkt AfD | |
Schwerpunkt Frankfurter Buchmesse 2024 | |
Journalismus | |
Compact | |
Rechtspopulismus | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Lesung des „Tumult“-Magazins: In der rechten Blase | |
Bei einer Lesung des Magazins „Tumult“ kommentiert ein Historiker den | |
Anschlag von Hanau nur indirekt. Den Mord an Lübcke rechtfertigt er sogar. | |
AfD-Propaganda vor Gericht entlarvt: Schubser des Grauens | |
Ein „Überfall“ auf eine AfD-Wahlkampfveranstaltung von 2013 kam jetzt vor | |
Gericht. Der Fall zeigt, wie dreist die AfD schon damals log und endet mit | |
einem Freispruch | |
Kommentar Neurechte Verlage: Jede Diskursverschiebung ist ein Sieg | |
Rechtsautoritäre folgen dem simplen Konzept: Macht erlangt man durch | |
kulturelle Hegemonie. Das wollen sie auch bei der Leipziger Buchmesse. | |
Buchpreis für Åsne Seierstad: Geradezu beängstigend produktiv | |
Zur Eröffnung der Leipziger Buchmesse erhält die norwegische Autorin Åsne | |
Seierstad den Preis zur Europäischen Verständigung. | |
Neurechte Verlage auf der Buchmesse: Meinungsfreiheit als Kampfbegriff | |
Vor der Leipziger Buchmesse gibt es Diskussionen um die Präsenz neurechter | |
Verlage. Die Wochenzeitung „Junge Freiheit“ hat ihren Auftritt abgesagt. | |
Identitäre auf der Buchmesse: Tumulte bei Rechtspopulisten | |
Bei einer rechten Buchpräsentation auf der Frankfurter Buchmesse kommt es | |
zu einem Handgemenge. Die Messe distanziert sich nur dürr. |