# taz.de -- Kommentar Bremer Journalisten-Bashing: Verbalradikal im Parlament | |
> Es ist ein Tabubruch von besonderer Qualität, wenn Bremens | |
> CDU-Oppositionsführer Thomas Röwekamp seine Rede mit einer Attacke auf | |
> einen taz-Redakteur beginnt. | |
Bild: Thomas Röwekamp (CDU) bei einer Rede in der Bremischen Bürgerschaft im … | |
Es war damit zu rechnen, dass in deutschen Parlamenten künftig auch | |
namentlich über einzelne Journalisten hergezogen werden würde – eine | |
Einschüchterungstechnik, die in Gemeinderäten wie Bananenrepubliken nicht | |
unbekannt ist. Nur war zu hoffen, dass die Demokraten dem zumindest in | |
Landesparlamenten entgegentreten würden. | |
Es ist deswegen ein Tabubruch von besonderer Qualität, wenn Bremens | |
Oppositionsführer Thomas Röwekamp (CDU) seine Rede für den Reformationstag | |
in der Bremischen Bürgerschaft mit einer Attacke auf den taz-Redakteur | |
Benno Schirrmeister beginnt. Dessen Angriffe auf „die Ministerpräsidenten“ | |
in der Feiertagsdebatte zeigten „einen Geist im Umgang mit Religion, den | |
ich eigentlich von Extremisten kenne“, so Röwekamp. | |
Was war geschehen? In der vergangenen Wochenendausgabe der taz hatte | |
Schirrmeister in einem [1][Meinungsbeitrag] dazu aufgefordert, die | |
Entscheidung für den Reformationstag als neuen Feiertag noch einmal zu | |
hinterfragen. Er hatte sich darin vor allem am bisweilen umstandslosen | |
Ineinssetzen von Staat und Kirche gestört, in durchaus drastischen Worten: | |
„Dieser bedenkliche Schulterschluss von Staat und Kirche, der nahe an die | |
funktionale Verwechslung beider geht, spricht in geradezu aggressiver | |
Dummheit aus dem niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil (SPD), | |
wenn er, wie jüngst im Kloster Loccum, behauptet, ,Gewissheit und | |
Gemeinschaft zu vermitteln' wäre ,die gemeinsame Aufgabe von Staat und | |
Gesellschaft, von Politik, Kirchen und vielen Verantwortlichen mehr‘.“ | |
Es wird nicht zu leugnen sein: Weils Darstellung des Verhältnisses von | |
Staat und Kirche ist im besten Fall nicht durchdacht. Die Wortwahl kann man | |
indes kränkend finden. Aber was hat das mit Extremismus zu tun? | |
„Extremisten“ werden in der politischen Debatte landläufig Staatsfeinde | |
genannt, derzeit vor allem militante Linksradikale, Islamisten oder Nazis. | |
Jemanden, der auf die verfassungsmäßig verankerte Trennung von Staat und | |
Kirche pocht, auch nur in die Nähe von Extremisten zu rücken, ist deswegen | |
so absurd wie unanständig. | |
Es sei denn, man wäre tatsächlich der Ansicht, die Einheit von Staat und | |
Kirche wäre konstitutiver Bestandteil unseres Gemeinwesens. Aber das wollen | |
wir nicht mal Thomas Röwekamp unterstellen. Denn dann wäre er ja | |
Verfassungsfeind. | |
22 Feb 2018 | |
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## AUTOREN | |
Jan Kahlcke | |
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