# taz.de -- DFG verteilt Fördergelder: Die ungleiche Forschungsrepublik | |
> Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert die Wissenschaft mit über | |
> drei Milliarden Euro. Fünf Bundesländer dominieren. | |
Bild: Unter den diesjährigen Leibniz-PreisträgerInnen ist auch die Potsdamer … | |
Für diesen Monat noch lädt die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) zu | |
ihrem traditionellen Neujahrsempfang nach Berlin ein. Das erste | |
Stelldichein der Wissenschaftspolitik im Jahresverlauf ist beliebt, denn | |
die DFG hat viel Geld zu vergeben. Über 3 Milliarden Euro verteilt sie | |
jährlich für Projekte der Grundlagenforschung in die Hochschulen und ist | |
damit der größte Forschungsfinanzier unter den deutschen | |
Wissenschaftsorganisationen. | |
In den Wochen vor Weihnachten war die DFG aus passendem Anlass in | |
besonderer Spendierstimmung. In vier Vergabeentscheidungen – der Begriff | |
„Wettbewerb“ wird gemieden – wurden nach den Voten der wissenschaftlichen | |
Gutachter Millionenbeträge ausgeschüttet. Die vom Renommee her wichtigste | |
Entscheidung war die Bekanntgabe der 11 Leibniz-Preisträger, deren | |
Preisgeld mit je 2,5 Millionen Euro höher dotiert ist als der Nobelpreis. | |
Den Förderpreis im Gottfried Wilhelm Leibniz-Programm der DFG für das Jahr | |
2018 erhalten der Soziologie Jens Beckert vom Max-Planck-Institut für | |
Gesellschaftsforschung in Köln, die Physikerin Alessandra Buonanno vom MPI | |
für Gravitationsphysik in Potsdam, die Wirtschaftswissenschaftlerin Nicola | |
Fuchs-Schündeln (Universität Frankfurt am Main), die beiden Immunologen | |
Veit Hornung (Ludwig-Maximilians-Universität München) und Eicke Latz (Uni | |
Bonn) je zur Hälfte, die Amerikanistin Heike Paul (Universität | |
Erlangen-Nürnberg), die Immunologin Erika L. Pearce (MPI für Immunbiologie | |
und Epigenetik, Freiburg), der Physiker Claus Ropers (Universität | |
Göttingen), der Materialforscher Oliver G. Schmidt vom Leibniz-Institut für | |
Festkörper- und Werkstoffforschung Dresden, der Informatiker Bernhard | |
Schölkopf (MPI für Intelligente Systeme, Tübingen) sowie der Mathematiker | |
László Székelyhidi (Universität Leipzig). Bei dieser Auswahl für den | |
„deutschen Nobelpreis“ kommen sechs der hellsten Köpfe aus den | |
Universitäten und fünf aus außeruniversitären Forschungseinrichtungen. | |
Weiter wurden 15 neue Sonderforschungsbereiche gestartet, die rund 160 | |
Millionen Euro erhalten, 8 neue DFG-Forschergruppen für 32 Millionen Euro | |
sowie 11 neue Graduiertenkollegs mit 134 Millionen Euro in den nächsten | |
fünf Jahren. Insgesamt bekamen 48 Personen und Projekte das Attest, | |
herausragende Wissenschaft zu verkörpern. | |
Fachlich ist die Mischung bunt; alle Forschungsrichtungen sind vertreten. | |
Bei den Leibnizpreisträgern stammen jeweils drei Forscher aus den Geistes- | |
und Sozialwissenschaften, den Lebenswissenschaften und den | |
Naturwissenschaften, zwei sind Ingenieurwissenschaftler. Interessant ist | |
die Verteilung der DFG-Projekte in der Fläche. Da nur Wissenschaftler über | |
die Vergabe entschieden und keine Forschungs- oder Regionalpolitik, kann | |
die DFG-Bestenliste auch als Indikator für die forschungsstärksten | |
Standorte in der Bundesrepublik gelesen werden. | |
Danach ist bei Auswertung dieser vier Konkurrenzen das Bundesland | |
Nordrhein-Westfalen der deutsche Forschungschampion. Von den 48 | |
ausgewählten Projekten gingen 12 nach NRW: zwei Leibnizpreise, fünf | |
Sonderforschungsbereiche, drei Graduiertenkollegs und zwei Forschergruppen. | |
Auf Rang zwei folgt Bayern mit 8 Titeln, vor Hessen (6), Baden-Württemberg | |
(5) und Sachsen (4). Das bedeutet: In lediglich 5 der 16 deutschen | |
Bundesländer wird eine Forschung von solchem Rang betrieben, dass die DFG | |
dorthin fast 75 Prozent ihrer Fördermittel vergibt. Acht Länder müssen sich | |
das restliche Viertel teilen, darunter auch die selbstbewusste | |
Wissenschafts-Hauptstadt Berlin mit nur zwei SFB und einem | |
Graduiertenkolleg. Drei Bundesländer gingen völlig leer aus: neben | |
Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern überraschenderweise auch Hamburg. | |
Insgesamt konnten die ostdeutschen Bundesländer 10 der DFG-Titel | |
einheimsen, was in der Summe kein Einbruch ist, sondern dem statistischen | |
„Normal“ der neuen Bundesländer von 20 Prozent entspricht. | |
7 Jan 2018 | |
## AUTOREN | |
Manfred Ronzheimer | |
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