# taz.de -- 100 Jahre DFG: „Das hatten wir noch nie“ | |
> Die Deutsche Forschungsgemeinschaft wollte groß feiern. Doch die | |
> geplante Jubiläumsveranstaltung wurde ein Opfer der Corona-Pandemie. | |
Bild: Axolotl in der Petrischale: DFG-Forschung an der TU Dresden | |
BERLIN taz | Was hatte Katja Becker alles an Plänen, als sie im Januar | |
ihrem ersten Amtsjahr als [1][neue Chefin der Deutschen | |
Forschungsgemeinschaft (DFG),] des größten Finanziers von | |
Forschungsprojekten in den Hochschulen, entgegensah. Wissenschaft und Kunst | |
sollten sich das ganze Jahr über in einer Theatertournee zum 100-jährigen | |
Jubiläum der Fördereinrichtung in neuer Weise begegnen. Eine große | |
Festveranstaltung mit 1.500 Teilnehmern, angeführt von Bundespräsident | |
Steinmeier, war jetzt im Juli im Berliner Tempodrom geplant, plus | |
[2][Verleihung des Communicator-Preises]. Alles dahin – zerstört von der | |
Coronapandemie. | |
Stattdessen absolvierten die DFG-Gremien in der vorigen Woche ihre | |
traditionelle Jahreshauptversammlung ausschließlich virtuell als | |
Videokonferenz per Internet und im Umlaufverfahren – die wichtige Wahl der | |
neuen Generalsekretärin eingeschlossen. „Das hatten wir in dieser Weise | |
noch nie gehabt“, bemerkt DFG-Sprecher Marco Finetti gegenüber der taz. Er | |
musste zudem die gewohnte Jahrespressekonferenz in Berlin mit Vorstellung | |
des Tätigkeitsberichtes absagen. Covid-19 knebelt auch die | |
Forschungspolitik. | |
Zur neuen Generalsekretärin der DFG wurde die Politikwissenschaftlerin | |
Heide Ahrens berufen, zuletzt Leiterin der Forschungsabteilung in der | |
Wissenschaftsbehörde des Landes Bremen. Damit fand ein länger schwelender | |
Personalkonflikt an der DFG-Spitze ein Ende, der mit dem abrupten | |
Ausscheiden der vorherigen Generalsekretärin Dorothee Dzwonnek im November | |
2018 seinen Höhepunkt erreicht hatte. | |
Knifflig sind auch die immer wiederkehrenden Fälle wissenschaftlichen | |
Fehlverhaltens. [3][In diesem Jahr sprach der DFG-Hauptausschuss zwei Rügen | |
aus,] verbunden mit befristetem Ausschluss von den Antragsverfahren. So | |
hatte ein Gutachter, der die Förderanträge von Fachkollegen zu bewerten | |
hatte, diese zwar abgelehnt, dann aber die Themen und Methoden für eigene | |
Anträge genutzt: ein Fall von Ideenklau. | |
Gerügt wurde ferner ein anderer Wissenschaftler, der bei Feldforschungen | |
als Projektleiter dafür verantwortlich war, dass die Ergebnisse nicht | |
korrekt dokumentiert und dies anschließend vertuscht wurde. Mangelhafte | |
Vorbildfunktion für jüngere Wissenschaftler, lautete hier der Hauptvorwurf. | |
Insgesamt hatte die DFG im vergangenen Jahr 31.150 [4][Forschungsprojekte | |
aus allen Wissenschaftsbereichen mit einem Gesamtvolumen von nahezu 3,3 | |
Milliarden Euro gefördert.] Davon wurden 7.330 Projekte neu bewilligt. | |
Aufgeteilt nach den großen Wissenschaftsbereichen, hatten die | |
Lebenswissenschaften mit rund 1,2 Milliarden Euro den größten Anteil am | |
Förderkuchen (35,5 Prozent), gefolgt von den Naturwissenschaften mit 735 | |
Millionen Euro (22,4 Prozent), den Ingenieurwissenschaften mit 639 | |
Millionen (19,5 Prozent) und den Geistes- und Sozialwissenschaften mit 493 | |
Millionen (15 Prozent). | |
Fachübergreifende Projekte erhielten 252 Millionen Euro (7,7 Prozent). | |
Auffallend ist der Rückgang bei den Geistes- und Sozialwissenschaften | |
gegenüber 2018 (529 Millionen), während die anderen drei Fächergruppen | |
alle zulegten. | |
Unter den Einzeldisziplinen liegt die Medizin mit 725 Millionen Euro | |
Fördervolumen weit vorne, allerdings mit leichtem Rückgang gegenüber dem | |
Vorjahr. Das dürfte sich im Coronajahr 2020 stark ändern. Erstaunlich ist | |
die mit 219 Millionen Euro geringe Fördersumme für die IT-Disziplin | |
„Informatik, System- und Elektrotechnik“, ebenfalls ein leichter Rückgang. | |
Womöglich wird im Wettrennen um künstliche Intelligenz und | |
Quantencomputing von der DFG hier zu wenig geforscht. | |
Allerdings dokumentiert der Jahresbericht mit dem Schwerpunkt | |
Digitalisierung anhand vieler Beispiele, wie sehr die neuen | |
Datentechnologien die wissenschaftliche Grundlagenforschung verändern. | |
Dazu gehört auch die Neunutzung von alten Datenbeständen, wie sie jetzt von | |
der [5][Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) mit | |
DFG-Unterstützung] koordiniert wird. | |
12 Jul 2020 | |
## LINKS | |
[1] /Wahlen-der-Forschungsorganisationen/!5609463 | |
[2] https://www.dfg.de/gefoerderte_projekte/wissenschaftliche_preise/communicat… | |
[3] ttps://www.dfg.de/service/presse/pressemitteilungen/2020/pressemitteilung_n… | |
[4] /Forschungsfoerderung-in-Deutschland/!5518393 | |
[5] https://www.dfg.de/service/presse/pressemitteilungen/2020/pressemitteilung_… | |
## AUTOREN | |
Manfred Ronzheimer | |
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