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# taz.de -- Zahlen von Bamf und BMI für 2017: Weniger Menschen bitten um Asyl
> Nur 186.644 Menschen haben im Jahr 2017 in Deutschland erstmals Asyl
> beantragt. Immer mehr Klagen gegen das Bamf haben Erfolg.
Bild: Mehr als 232.300 Asylanträge wurden im vergangenen Jahr abgelehnt, 26.00…
Berlin taz | Sichtlich zufrieden präsentierten der geschäftsführende
Innenminister Thomas de Maizière und Jutta Cordt, Präsidentin des
Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (Bamf), am Dienstag die aktuellen
Asylsuchendenzahlen. Das Bamf, so de Maizière, habe „schnell und gut“
gearbeitet und die „Hauptprobleme im Griff“. So stellten im vergangenen
Jahr 186.644 Menschen erstmals einen Asylantrag in der Bundesrepublik. 2016
waren es noch etwa 280.000, 2015 rund 890.000.
Werden die Folge- und Altanträge hinzugerechnet, haben mehr als 222.680
Menschen 2017 in Deutschland Asyl beantragt. Gegenüber dem
Vergleichszeitraum im Vorjahr ist das einen Rückgang um rund 70 Prozent.
Insgesamt hat das Bamf 2017 über 603.428 Anträge entschieden. Darunter sind
232.300 Ablehnungen. Die Zahl der anhängigen Asylverfahren konnte dabei auf
rund 22.400 Altverfahren, also Fälle, die bereits seit 2016 und früher auf
den Schreibtischen des Bamf zur Entscheidung bereitliegen, gesenkt werden.
Die mehr als 433.700 offenen Verfahren zu Beginn des Jahres 2017 wurden auf
etwa 68.200 anhängige Verfahren reduziert. „Das entspricht erstmals wieder
dem Stand von 2013“, sagte Cordt. Auch die Verfahrensdauer habe verringert
werden können, weil Personal aufgestockt und Strukturen verbessert worden
seien, so de Maizière. 26.000 Menschen wurden 2017 abgeschoben.
## „Den Preis haben die Gerichte zu zahlen“
Die meisten der rund 186.640 Neuankömmlinge stammen aus Syrien, dann aus
dem Irak, Afghanistan und Eritrea. Stetig nach oben klettert die Zahl der
Asylsuchenden aus der Türkei, sie kommen mit 8.000 Antragsstellern jetzt
direkt dahinter.
Die Linkspartei-Abgeordnete Ulla Jelpke bewertet die Zahlen als kein
positives Ergebnis: „Das ist gewiss keine Erfolgsbilanz. Das zeigt ja die
hohe Erfolgsquote von Klagen gegen Bamf-Bescheide vor Gericht.“
Anfang des Monats hatte Jelpke eine Kleine Anfrage an die Bundesregierung
gerichtet, wie viele Klagen gegen das Bamf vor Gericht Erfolg haben – mit
dem Ergebnis: 44 Prozent. „Falsche Asylbescheide sind der Preis, den nicht
der Innenminister, sondern die Gerichte und vor allem die Betroffenen zu
bezahlen haben“, so Jelpke.
## Auf die rein inhaltlichen Entscheide kommt es an
Bamf-Präsidentin Cordt widersprach dieser Zahl am Dienstag: „Wir obsiegen
in 32 Prozent der Fälle und nur in 23 Prozent nicht.“ In ihre Zahlen
fließen allerdings noch sogenannte Verfahrenserledigungen mit hinein, wenn
zum Beispiel also eine Klage zurückgezogen wird. Die 44 Prozent dagegen
sind die bereinigte Zahl für jene Verfahren, in denen es zu einer
inhaltlichen Entscheidung über die Schutzbedürftigkeit gekommen ist.
Aziz Bozkurt (SPD), Vorsitzender der AG Migration und Vielfalt, sagte der
taz: „Viele Mitarbeiter aus dem Bamf berichten mir, wie die Verfahren
auseinandergerissen werden, damit es schneller geht.“ Die Qualität der
Entscheide, befürchtet auch die Organisation Pro Asyl, leide unter dem
politischen Willen, die Zahl der Geflüchteten immer weiter zu reduzieren.
16 Jan 2018
## AUTOREN
Hanna Voß
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