# taz.de -- Wahlen Berliner Studi-Parlamente: Wo die Linksradikalen regieren | |
> Die Studierendenvertretungen an HU und FU sind links dominiert, sofern | |
> man das nachvollziehen kann. Nun wird neu gewählt. | |
Bild: Studierende mit Mut zum gesellschaftlichen Widerspruch | |
Berlin taz | Es gibt nicht viele Wahlen, aus denen Linksradikale als Sieger | |
hervorgehen. In Deutschland schon mal gar nicht. Eine Ausnahme bilden die | |
zu den Studierendenparlamenten vieler Unis, darunter der Freien und der | |
Humboldt-Universität. Mehr als 70.000 eingeschriebene Studierende sind | |
diesen Dienstag und Mittwoch dazu aufgerufen, die Mehrheitsverhältnisse | |
links der Linken zu bestätigen. | |
Und weil die meisten von ihnen dieses demokratische Recht ignorieren, hat | |
es bisher auch immer gereicht für jene Listen, die sich der | |
Verwertungslogik der Uni-Fabriken entgegenstellen, den Rassismus geißeln, | |
die Interessen queerer Menschen besonders hochhalten und Szenearbeit in der | |
ganzen Stadt unterstützen. Die Wahlbeteiligung an der HU lag im vergangenen | |
Jahr bei 7 Prozent, an der FU immerhin bei 8,8 Prozent. | |
Womöglich aus Sorge, dass noch mehr wählende Studierende an dem Ergebnis | |
etwas ändern könnten, gibt es über die kandidierenden Listen an der FU | |
dieses Jahr online keine Informationen. Wie das Studi-Magazin Furios | |
erklärt, ist die entsprechende Wahlzeitung „aus Datenschutzgründen nicht | |
online einsehbar“. Eine Nachfrage im AStA, also der durch das | |
Studierendenparlament gewählten Regierung, sorgt dann auch eher für | |
Skepsis: „Wozu wollen Sie wissen, wer da kandidiert?“ Nun ja, die Infos | |
gibt es in Aushängen an der Uni. | |
Da kann man sich dann über 48 Listen informieren, die um die 60 zu | |
vergebenden Sitze kandidieren. Doch die große Auswahl bedeutet nicht | |
zwangsläufig eine große Auswahl. Denn egal, ob man nun „Campus Döner“ od… | |
„Schawarma und Falafel auf dem Campus“ wählt, die „queerfeministische | |
Liste“ oder die „Feministischen Unter-B*tches“: Linke kriegt man auf jeden | |
Fall. Selbiges gilt, wenn man die AStA-tragenden Fachschaftsinitiativen wie | |
„FSI*OSI“ oder „FSI WiWiss“ ankreuzt. | |
Alles anders und doch irgendwie gleich ist an der HU. Hier stellt die in | |
Sachen Transparenz vorbildliche Seite nicht-passiv.de fast alle der 23 | |
Listen mit eigenen Interviews vor. Zum Beispiel Spaßlisten wie der Ring | |
Christlich-Demokratischer Studenten oder „the autonomen alkoholiker_innen“, | |
die über ihre Gründung sagen: „Irgendwann wollten wir einen Ort, an dem wir | |
Bier trinken können, und dachten, das StuPa wäre ein guter Ort dafür.“ | |
## In Mitte wird weniger geulkt | |
Im Vergleich wird in Mitte jedoch weniger geulkt als in Dahlem: Die | |
Mehrheit der Listen gibt sich seriöse Namen, nicht wenige wollen die | |
Strukturen in Stupa und RefrRat (so heißt der AstA der HU) aufbrechen. Für | |
Aufsehen sorgte jüngst ein Artikel der Studierendenzeitung UnAuf. Die | |
These: Stupa und RefRat arbeiten höchst intransparent, immer die gleichen | |
Leute schustern sich die bezahlten ReferentInnenposten zu, eine Kontrolle | |
der verwalteten Gelder von etwa 780.000 Euro sei kaum möglich. | |
Ob man deshalb gleich die FDP-Studis wählen sollte, die den RefRat und | |
damit dessen Beratungsangebote „verschlanken“ wollen? Eher nicht. | |
Linksradikale Uni-Gremien haben auch ihre Vorteile. So können sich etwa die | |
studentischen Beschäftigten, die ab diesen Dienstag für bessere Löhne | |
streiken, auf Unterstützung verlassen. Die rechte Mitte muss ja nicht jede | |
Wahl gewinnen. | |
16 Jan 2018 | |
## AUTOREN | |
Erik Peter | |
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