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# taz.de -- Die Wahrheit: In vorrevolutionären Zeiten
> Alexander Dobrindt ruft die Revolution aus: Wenn jetzt noch die
> Drogenbeauftragte mitzieht, ist dem Land sehr geholfen.
Wenigstens die CSU ist in Bestform in diesen Tagen. Gerade erst hat
Alexander Dobrindt [1][eine konservative Revolution] gegen die
Prenzlauerbergisierung des Landes gefordert. Gut so! Endlich werden all die
veganen Cafés, Freilaufende-Eichelschwein-Kotelette-Manufakturen und
Designerläden für absurd dickrahmige Brillen und lächerliche Karo-Sakkos in
Schutt und Asche gelegt, die Mütter vom Kollwitzplatz mitsamt ihren
Boogaboos in ihre Terracotta-Küchen geprügelt und die neuzugezogenen
Gläubigen aus den überfüllten Kirchen des Stadtteils vertrieben.
Allerdings sollte Dobrindt dabei [2][nicht allzu viel Krach machen], sonst
hat die konservative Revolution ihre Kinder schneller gefressen, als er
„Maut“ sagen kann – bei Verstößen gegen die Lärmschutzvorschriften ver…
der Prenzlauerberger nämlich keinen Spaß, da wird er richtig fuchsig.
Und wenn schon Revolution, dann richtig, mit Bildersturm und allem. Da ist
es nur folgerichtig, dass die Drogenbeauftragte Marlene Mortler (CSU) die
Filmbranche auffordert, endlich das Rauchen einzustellen: „Zigaretten sind
weder cool noch lässig, sondern schlicht und einfach ungesund“, so die
überraschende Diagnose der Fachfrau, immerhin sterben über 100.000 Menschen
in Deutschland jährlich daran. Vor allem rauchende Fernseh-Kommissare gäben
ein schlechtes Vorbild ab.
Denn welcher Jugendliche verspüre nicht den unbändigen Drang, zur Kippe zu
greifen, wenn die megacoolen und ultrahippen „Tatort“-Stars wie … Wer von
denen raucht denn eigentlich? Der Pasta-Pistolero Kopper? Die Münsteraner
Staatsanwältin Klemm mit der Reibeisenstimme? Klar, so cool und lässig will
natürlich jeder Jugendliche sein.
Und das ist erst der Anfang. Mal sehen, wann Mortler bemerkt, wie viele
Menschen im Straßenverkehr Leben und Gesundheit verlieren? Der Kölner
Kommissar Schenk mit seiner Oldtimer-Liebe, der Stuttgarter Porsche-Fahrer
Lannert, und überhaupt: Die fahren im Grunde ja alle Auto! Und ist nicht
falsche Ernährung ein noch viel größerer Risikofaktor? Gerade in diesen
Tagen, wo der neue „Fleisch-Atlas“ Furore macht, ist es nicht mehr
hinzunehmen, dass sich im Fernsehen praktisch alles ums Essen dreht.
Da muss man nicht mal die Kölner „Tatort“-Würstchenbude heranziehen, da
reicht ein Blick auf all die Koch-Shows, wie der selige Reich-Ranicki einst
schon bemängelte. Und was ist mit dem Bayerischen Fernsehen und Sendungen
wie „Dahoam is Dahoam“, „Melodien der Berge“ und „Heimatrauschen“? …
die sechs Millionen Hirntoten, die bei der letzten Wahl AfD angekreuzt
haben, nicht auch auf das Konto des deutschtümelnden Dauerheimatfunkes?
Aber ist das Volk wirklich bereit für die Revolution? Wahrscheinlich wären
die Einzigen, die beim Sturm auf die TV-Bastille mitmachen würden, die
Prenzlauerberger. Nicht, dass das notorische Fernsehgesicht Dobrindt dann
als Erster aufs Schafott käme!
12 Jan 2018
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## AUTOREN
Heiko Werning
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Alexander Dobrindt
Prenzlauer Berg
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