| # taz.de -- Debatte über Zukunft der Roten Flora: Polizeigewerkschaft gegen Sc… | |
| > Die Politik tut sich schwer mit der Roten Flora: Die Linke stellt die | |
| > Gewaltfrage und die Union will sich profilieren. Eine Räumung ist unklug, | |
| > sagt die GDP. | |
| Bild: Sieht so aus, als würden Polizisten die Rote Flora schützen | |
| HAMBURG taz | Das neue Jahr hat mit einer Debatte über die Rote Flora | |
| begonnen. Den Anfang machte der CDU-Fraktionsvorsitzende André Trepoll mit | |
| einem Nadelstich beim Neujahrsempfang des Bürgermeisters. | |
| Es folgte kurioserweise die CSU, die sich im fernen Chiemgau über das | |
| linksautonome Zentrum Gedanken machte. Im Hamburger Abendblatt distanzierte | |
| sich die Bürgerschaftsabgeordnete der Linken, Christiane Schneider, von | |
| Gewalt als Mittel der politischen Auseinandersetzung. Zuletzt meldete sich | |
| die Gewerkschaft der Polizei mit einem überraschenden Aufruf zur Vernunft. | |
| Doch der Reihe nach. | |
| Den Takt gab die CSU auf ihrer Klausurtagung im Kloster Seeon vom 4. bis 6. | |
| Januar mit ihrer Forderung vor: „Keimzellen der Kriminalität wie die Rote | |
| Flora müssen konsequent geschlossen werden.“ Ganz Deutschland brauche ein | |
| Musterversammlungsgesetz nach bayerischem Vorbild. Insbesondere müsse der | |
| Tatbestand des Landfriedensbruchs verschärft werden, „damit auch Mitläufer, | |
| die gewalttätige Demonstranten schützen, bestraft werden können“. | |
| Mit dieser Forderung rennt die CSU bei der Hamburger Justiz offene Türen | |
| ein. Denn die hat sich bei den bisherigen G20-Verfahren de facto bereits an | |
| diesen Umgang mit Mitläufern gehalten. | |
| ## CDU will Volksabstimmung | |
| Der Hamburger CDU-Fraktionschef André Trepoll hatte zuvor beim | |
| Neujahrsempfang von Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) an die Forderung seiner | |
| Partei erinnert, das Volk über das Schicksal der Roten Flora entscheiden zu | |
| lassen. Trepoll überreichte Scholz ein 1.000-Teile-Puzzle mit einem Schild | |
| „Jetzt abstimmen!“ – eine kleine fiese Erinnerung an Scholzens Ausbruch | |
| nach dem Gipfel, bei dem er Konsequenzen bei der Flora forderte: „Militante | |
| Gewalt darf aus der Roten Flora heraus nicht mehr unterstützt werden.“ | |
| Differenziert hat sich die Linken-Abgeordnete Christiane Schneider am | |
| Montag im Hamburger Abendblatt über die Rolle der Roten Flora geäußert. Sie | |
| hält den Floristen vor, mit der Einladung zur „Welcome to Hell“-Demo im | |
| Vorfeld des G20-Gipfels zwar nicht zu Gewalt aufgerufen, aber damit | |
| gespielt zu haben. „Ein spielerisches Verhältnis zur Gewalt ist nicht | |
| angemessen“, sagte Schneider. „Darüber würde ich mit der Roten Flora gerne | |
| sprechen, wenn wir mal wieder ins Gespräch kommen.“ | |
| Sie kenne zwar das Gefühl der Ohnmacht nach einer großen, friedlichen, aber | |
| konsequenzenlosen Demonstration, sagte Schneider, sie bezweifle aber, dass | |
| Gewalt in modernen Gesellschaften zu Fortschritt führe. „Gewalt ist | |
| undemokratisch“, sagte die Abgeordnete. | |
| Zu einem pragmatischen Umgang mit der Roten Flora hat Gerhard Kirsch, der | |
| Landeschef der Gewerkschaft der Polizei (GDP) im NDR geraten. Die | |
| Erfahrung aus dem G20-Gipfel lehre, dass eine Schließung der Roten Flora | |
| dazu führen würde, dass sich die autonomen Szene solidarisiere und die | |
| Polizei Hamburg wieder bis zum letzten Mann gefordert sein werde. „Das kann | |
| im Grunde genommen niemand so richtig wollen, wenn andere Schritte noch gar | |
| nicht richtig eingeleitet wurden“, sagte Kirsch. | |
| Der Polizeigewerkschafter nannte es wichtig, die Flora „im Stadtteil zu | |
| integrieren“. Dabei sei der Senat gefordert. Klar sei aber auch, dass bei | |
| einer weiteren Gewalteskalation rund um das Polit-Zentrum eine Schließung | |
| kaum noch zu verhindern wäre. | |
| Die Flora zu integrieren, habe schon bisher nicht funktioniert, sagte sein | |
| Kollege Joachim Lenders von der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) der | |
| taz. Die Polizei könne nicht darauf verzichten, das Recht durchzusetzen, | |
| nur weil das aufwendig sei. „Wenn es eine politische Entscheidung gibt, | |
| wird die umgesetzt“, sagte Lenders. | |
| 10 Jan 2018 | |
| ## AUTOREN | |
| Gernot Knödler | |
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