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# taz.de -- Kolumne Russisch Brot: „Neutrale“ Athleten bei Olympia
> Fahnen, Trikots, Wappen – russische Nationalinsignien werden bei Olympia
> allgegenwärtig sein. Ganz legal und trotz der Dopingskandale.
Bild: Flaggenvorschlag für die russischen Athleten
Die Russen werden kommen. Es wird russisch gesprochen werden in
Pyeongchang, wenn dort im Februar die Olympischen Spiele laufen. Sie werden
ein Outfit tragen, auf dem ein Emblem sie als olympische Athleten aus
Russland ausweisen. Und sie dürfen die russischen Hymne nicht hören, wenn
sie gewinnen. Designer arbeiten gerade am Outfit für das Team, auf dem die
russischen Farben nicht als Trikolore erkennbar sein sollen.
Das Eishockeyteam will noch erreichen, dass die neuen von Nike gestalteten
Trikots doch zu den Spielen zugelassen werden – vielleicht ohne das
Doppeladlerwappen. Nike will das sicher auch. Über 200 russische
Sportlerinnen und Sportler werden irgendwie angezogen antreten in Südkorea.
Ob das wirklich eine Strafe ist für das jahrelange, systematisch
organisierte Doping russischer Kaderathleten, darüber wird noch lange
diskutiert werden. Eines steht fest, die Russen kommen.
Auch russische Fans dürfen kommen. Die sind von den Kleiderregeln, die das
Internationale Olympische Komitee für die Athleten ersonnen hat
ausgenommen. Russische Fahnen sind ausdrücklich erlaubt in den olympischen
Wettkampfstätten. Auch ein russischen Fanhaus wird es geben. In Gangneung,
wo die Schluttschuhwettbewerbe ausgetragen werden, soll es errichtet
werden, fußläufig zu erreichen vom dortigen Olympiapark. Auch da werden
russische Fahnen von den Dächern wehen.
Ein Herz aus Bändern in den russischen Farben soll die Fans erwärmen für
die eigentlich neutralen Starter. Es ist das Logo, das schon am russischen
Fanhaus in Sotschi angebracht war. Was damals schön war, soll auch diesmal
gefallen.
## Ohne Einsicht
Bei der Leichtathletik-WM im Sommer in London durften russische Athleten
auch mitmachen, obwohl ihr Verband wegen dieser vermaledeiten
Dopinggeschichte gesperrt ist. Sie durften sich allerdings nicht Russen
nennen. „Autorisierte neutrale Athleten“ war ihre offizielle Bezeichnung.
Für Staatenlose hat sie gewiss niemand gehalten. Insofern hat IOC-Präsident
Thomas Bach gar nicht so unrecht, wenn er – wie jüngst in der Welt am
Sonntag – sagt, es hätten doch eh alle gewusst, dass es sich bei den
neutralen Sportlern um Russen handelte. Warum also, so die Logik, solle man
die Russen nicht gleich Russen nennen. Warum das IOC den russischen
Sportlern überhaupt Auflagen gemacht hat, obwohl doch jedem klar sein muss,
dass sie eigentlich nicht bestraft werden sollten, wurde Bach nicht
gefragt.
Wer sich im Februar in Pyeongchang auf die Suche nach Scham oder Einsicht,
schlechtem Gewissen gar ins russische Fanhaus aufmachen wird, der dürfte
nicht fündig werden. Ein Schuldeingeständnis war nicht Teil des Deals, der
hinter der Bestrafung der Russen zu vermuten ist. Grigori Rodtschenkow, der
ehemalige Chefdoper der Russen, der als Kronzeuge die Belege für das
organisierte Doping geliefert hat, muss weiter mit Morddrohungen im Ausland
leben, gilt in Russland als Lügner und hat erfahren müssen, dass das IOC
nicht bereit ist, eine schützende Hand über ihn zu halten. Auch für ihn ist
nichts ausgedealt worden.
Und so werden die Russen kommen wie immer. Ihre Sportler werden nur ein
wenig anders angezogen sein.
2 Jan 2018
## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
## TAGS
Olympische Winterspiele 2022
Russland
Doping
Fußball
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Pyeongchang
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Wladimir Putin
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
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