| # taz.de -- WDR kommt Verlegern entgegen: Weniger Text, mehr Bild | |
| > Nach dem ZDF kündigt nun auch der WDR an, weniger Text auf seiner | |
| > Online-Startseite zu bieten – und reagiert auf Chef-Verleger Döpfners | |
| > Kritik. | |
| Bild: Will den Stift in Zukunft seltener zücken lassen: WDR-Intendant Tom Buhr… | |
| Für Mathias Döpfner zahlt sich medienpolitische Penetranz offensichtlich | |
| aus. Nach dem ZDF beschränkt sich [1][auch der WDR] in seinem | |
| Online-Angebot bei Texten – so, wie es der Präsident des | |
| Zeitungsverlegerverbandes will. Intendant Tom Buhrow spricht von | |
| Audiovisuellem als „Kernauftrag“. Der werde auf seiner Startseite nun | |
| deutlicher und „die wesentlichen nachrichtlichen Fakten textlich nur noch | |
| knapp zusammengefasst“. | |
| Buhrow will „überflüssige Rechtsstreitigkeiten“ vermeiden und „ein star… | |
| Neben- und Miteinander von Sendern und Zeitungen“ fördern. Letztlich setzt | |
| er dafür um, was Döpfner gerne als Regelung im Rundfunkstaatsvertrag sehen | |
| würde: Die Startseiten von ARD, ZDF und Deutschlandradio sollen zu maximal | |
| einem Drittel aus Texten bestehen. Alles andere sei eine | |
| „öffentlich-rechtliche Gratispresse“, die den Wettbewerb verzerre. | |
| Der Chef-Verleger wollte das den ARD-IntendantInnen als Selbstverpflichtung | |
| abringen, die lehnten aber ab. Auch das Deutschlandradio setzt auf | |
| ausführliche Texte. Vor allem Radiobeiträge haben andernfalls einen | |
| schweren Stand bei Suchmaschinen, die Texte scannen. | |
| ## ZDF gilt als Positivbeispiel | |
| Die MinisterpräsidentInnen wollen im Frühjahr neue Regeln beschließen. Das | |
| ZDF verzichtet bereits weitgehend auf Texte. Der Sender ist für Döpfner | |
| seit Jahren ein Positivbeispiel. Der WDR gesellt sich nun dazu, zumindest | |
| was seine Startseite betrifft. Damit zieht sich ein immer deutlicherer Riss | |
| durch die Öffentlich-Rechtlichen – zwischen Textanhängern und | |
| Textvermeidern. Im Lobbying treten die Sender also gespalten auf. | |
| MitarbeiterInnen von Zeitungen haben die Entscheidung auf Twitter geherzt. | |
| Ein SWR-Reporter schrieb dagegen, er halte die Entscheidung des WDR für | |
| [2][„sehr riskant“]: Texte funktionierten im Netz „vor allem mobil“ am | |
| besten. Ein Verbraucherjournalist des Deutschlandfunks sprach von | |
| [3][„Verlegerfreundlichkeit statt Nutzerfreundlichkeit“]. Und ausgerechnet | |
| ein ZDF-Journalist mahnte, Videos müssten [4][„ordentlich fürs Web | |
| aufbereitet“] werden, sonst würden sie nicht geschaut: „Dann folgen | |
| Rechtfertigungszwänge für die Rundfunkgebühren.“ | |
| WDR-Intendant Buhrow macht wiederum klar, dass er jenseits der Startseiten | |
| auf „zusammenfassende Texte“ nicht grundsätzlich verzichten wird. Der | |
| Intendant schwingt also die Keule: Wer ihm alle Texte verbieten will, der | |
| muss sich das erst mal trauen. | |
| 7 Dec 2017 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://presse.wdr.de/plounge/wdr/unternehmen/2017/12/20171207_wdr_digital_… | |
| [2] https://twitter.com/sebmeyer/status/938731561612177408 | |
| [3] https://twitter.com/roemerm/status/938725996722900992 | |
| [4] https://twitter.com/doktordab/status/938729618797932544 | |
| ## AUTOREN | |
| Daniel Bouhs | |
| ## TAGS | |
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