# taz.de -- Kommentar G20-Polizeifahndung: Wer dabei war, war dabei | |
> Die Hamburger Polizei hat eine beeindruckende Sammlung von Fahndungsfotos | |
> vorgelegt. Die belegt vor allem eins: Es gibt viele Kameras. | |
Bild: Polizeisprecher Timo Zill präsentiert die Fotos der 104 Tatverdächtigen | |
Die Sammlung der Hamburger Polizei ist beeindruckend, anders kann man das | |
nicht sagen. Über 100 Personen, die den Ermittlern während des G20-Gipfels | |
in Hamburg auffällig wurden, konnten mittels intensivem Datenabgleich meist | |
gut erkennbaren Bilder zugeordnet werden – selbst wenn sie vermummt | |
aufgetreten waren. Nur eins belegen Bilder nicht: dass die Ausschreitungen | |
bei G20 extrem außergewöhnlich waren und deshalb eine extrem aufwendige | |
Fahndungsarbeit rechtfertigen. | |
Erst mal belegen die Fotos und Videos nur, dass in Zeiten allgegenwärtiger | |
Kameras nahezu jeder Vorgang im Bild festgehalten wird – und ausgewertet | |
werden kann. Das heißt aber nicht, dass der Juli-Krawall in Hamburg in der | |
Geschichte der Bundesrepublik einmalig war. Es existieren nur mehr und | |
eindrückliche Bilder davon, die sich zudem dank neuer Technik besser nutzen | |
lassen. Für die Fahndung ebenso wie für die Eskalation der Debatte. | |
Das Bildmaterial lädt zweitens ein zu einem differenzierten Blick, der zwei | |
Arten von TäterInnen erkennen lässt. Diejenigen, die mit purer | |
Zerstörungswut gezielt Läden verwüsten. Und andere, die sich gleichermaßen | |
berauscht wie dumm mitreißen lassen, um ein paar Flaschen Bier | |
einzustecken. | |
Man wird drittens beim Betrachten der teils gruselig soundverzerrten Videos | |
kaum den Eindruck los, dass die Fahnder an genau dieser Differenzierung | |
nicht interessiert sind, sondern sich mit an Wollust grenzender Energie auf | |
einen Gegner stürzen, der ihnen eine Schlappe beigebracht hat. Dabei sollte | |
niemand ein größeres Interesse daran haben, diesen Eindruck zu vermeiden, | |
als die Polizei selbst. | |
Daher ist viertens Kritik von Bürgerrechtlern und Datenschützern an dieser | |
überbordenden Fahndungsinszenierung mehr als angebracht. | |
Außer natürlich – fünftens – von denjenigen, die auf den Videos zu sehen | |
sind. Denn wer dabei war, war dabei. Daran gibt es nichts zu deuteln. Schon | |
gar nicht in Zeiten permanent aktiver Handykameras. | |
18 Dec 2017 | |
## AUTOREN | |
Gereon Asmuth | |
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