# taz.de -- Russland-Ermittlungen in den USA: Flynn bringt Trump in Gefahr | |
> Ex-Sicherheitsberater Michael Flynn bekennt sich schuldig und arbeitet | |
> nun mit den Ermittlern zusammen. Belastet er auch US-Präsident Trump? | |
Bild: Statt über Trumps Steuerreform redet man nun vor allem über Flynns Russ… | |
New York taz | Manchmal liegen Niederlage und Triumph nur wenige Stunden | |
voneinander entfernt. Für Donald Trump war Freitag so ein Tag. Am Vormittag | |
beendete sein ehemaliger Nationaler Sicherheitsberater, Mike Flynn, | |
offiziell sein Schweigen, [1][bekannte sich schuldig, das FBI belogen zu | |
haben und bot an, auszupacken]. Damit machen die Ermittlungen über die | |
russsischen Kontakte der Trump-Kampagne einen großen Schritt nach vorn und | |
rücken dem Präsidenten gefährlich nahe. | |
Spät in der Nacht desselben Tages bekam der Präsident die Zustimmung des | |
Senats zu seinem Steuergesetz. Es war sein erster gesetzgeberischer Erfolg | |
in fast einem Jahr als Präsident. Und es wird zu einer großen | |
[2][Umverteilung zugunsten von Spitzenverdienern und Unternehmen und zu | |
Lasten von Niedriglohnempfängern führen] – und nebenbei das Loch im | |
Haushalt der USA in den nächsten zehn Jahren um mehr als eine Billion | |
Dollar vertiefen. | |
„Sperrt ihn ein“, skandierten Demonstranten vor dem Gericht in der | |
US-Hauptstadt, als Flynn am späten Vormittag das Gebäude verließ. Es war | |
ein Echo auf die Rufe „Sperrt sie ein“, zu denen Flynn sein Publikum bei | |
Trumps Wahlkampfveranstaltungen gebracht hatte, womit damals Hillary | |
Clinton gemeint war. Am Freitag bekam Flynn lediglich eine relativ kleine | |
Anklage wegen Falschaussage. Damit ersparte er seinem ebenfalls | |
verwickelten Sohn zumindest fürs Erste juristische Konsequenzen und vermied | |
für sich selbst den Anklagepunkt des Verrats. | |
Für die Falschaussage riskiert Flynn allenfalls drei Jahre Gefängnis und | |
250.000 Dollar Geldstrafe. Im Gegenzug erklärte er sich bereit, mit dem | |
Ermittler Robert Mueller zu kooperieren. Flynns Anwälte hatten nach | |
[3][seinem Rücktritt als Nationaler Sicherheitsberater im Februar] noch | |
lange im kollegialen Austausch mit den Anwälten des Weißen Haus gestanden. | |
Doch jetzt begründete er seine Kehrtwende mit dem „Interesse meiner Familie | |
und unseres Landes“. Hinter dieser Formulierung können sich erdrückende | |
Anwaltskosten verbergen, aber auch das Gefühl, von Trump im Stich gelassen | |
worden zu sein. | |
## Auftraggeber Kushner? Oder gar Trump? | |
Michael Flynn ist – nach [4][dem außenpolitsichen Berater George | |
Papadopoulos] – der zweite ehemalige Mitarbeiter der Trump-Regierung, der | |
einen Deal mit FBI-Ermittler Robert Mueller gemacht hat. Seine Aussagen | |
können gefährlich für den Präsidenten selbst werden. Insbesondere wenn | |
Flynn bestätigt, was bislang als Gerücht durch Washington geistert, nämlich | |
dass ein „sehr hochrangiges Mitglied des Übergangsteams“ ihn beauftragt | |
habe, mit Moskaus Botschafter in Washington über US-Sanktionen gegen | |
Russland zu sprechen. Das „hochrangige Mitglied“ könnte Trump persönlich | |
oder sein Schwiegersohn Jared Kushner gewesen sein. | |
Präsident Trump hat Flynn in den ersten Monaten der FBI-Ermittlungen immer | |
wieder gelobt, nannte ihn einen „wunderbaren Mann, der eine sehr unfaire | |
Behandlung erfährt“. Er hat auch versucht, Ex-FBI-Chef James Comey sowie | |
republikanische Senatoren zu drängen, die Ermittlungen gegen Flynn | |
einzustellen. | |
Doch am Freitag, nach Flynns Kooperationsangebot, fand Trump kein einziges | |
Wort zu seinem Ex-Berater und ging den Medien aus dem Weg. Stattdessen | |
schickte er einen Anwalt des Weißen Hauses vor, der so tat, als wäre Flynn | |
ein ganz kleines Licht in Trumps Welt gewesen. „Flynn war nur 25 Tage | |
Nationaler Sicherheitsberater und ein ehemaliger Mitarbeiter der | |
Obama-Regierung“, erklärte Anwalt Ty Cobb. | |
## Flynn war lange sehr nah an Trump dran | |
Tatsächlich war Flynn ein Trump-Unterstützer der allerersten Stunde. Der | |
zackige General, der sowohl im Irak- als auch im Irakkrieg gediehnt hat und | |
unter Obama zwei Jahre lang Chef des militärischen Geheimdienstes DIA war, | |
ist der erste General aus der Kollektion von Trump. Flynn begleitete den | |
Kandidaten quer durch das Land, hielt eine lange Rede vor dem | |
republikanischen Nominierungsparteitag und beriet den Kandidaten | |
militärisch und außenpolitisch. | |
In der Übergangsphase zwischen Wahl und Amtsantritt war Flynn einer von | |
Trumps führenden anti-islamischen und anti-iranischen Stichwortgebern. Zur | |
Belohnung beförderte Trump ihn zum Nationalen Sicherheitsberater im Weißen | |
Haus, eine Stelle, bei der sämtliche militärischen und außenpolitischen | |
Fäden zusammenlaufen. | |
Selbst nachdem Flynn im Februar zurücktreten musste, als bekannt wurde, | |
dass er sowohl das FBI, als auch Vizepräsident Pence über seine russischen | |
Gespräche belogen hatte, stellte Trump sich noch demonstrativ auf seine | |
Seite. | |
## Kontakt nach Russland – und in die Türkei | |
Jetzt gibt Flynn zu, was er bislang bestritten hat. Dass er Ende Dezember | |
2016 den russischen Botschafter Kislyak gebeten hat, auf scharfe Reaktionen | |
auf die Sanktionen der Obama-Regierung zu verzichten. Und er soll | |
hinzugefügt haben, dass er das Gespräch im Auftrag der Kampagne geführt | |
habe. Trump hat stets bestritten, davon etwas gewusst zu haben. | |
Am Tag des Gespräches hatte die Obama-Regierung 35 russische Diplomaten | |
wegen der Moskauer Einmischungsversuche in den US-Wahlkampf ausgewiesen. | |
Tags darauf hatte Wladimir Putin erklärt, er werde keine | |
Vergeltungsmaßnahmen gegen US-Diplomaten ergreifen. Trump lobte ihn dafür | |
per Tweet überschwänglich: „Ich wusste immer, dass er sehr klug ist. | |
Die Gespräche von Flynn, der damals ein Privatmann war, über die | |
US-Sanktionen wären genauso illegal gewesen, wie der Auftrag aus der | |
Trump-Familie, sie überhaupt zu führen. Doch für Flynn waren es nicht | |
einzigen ausländischen Kontakte, die er vor der Öffentlichkeit und Justiz | |
geheimhalten wollte. Während er Wahlkampf für Trump führte, soll er auch | |
Gelder von einem Vertrauten des türkischen Präsidenten Recep Erdogan | |
eingesteckt haben – womöglich mit dem Ziel, den türkischen Kleriker und | |
Dissidenten Fethullah Gülen, der in den USA lebt, zu entführen und in die | |
Türkei zu verschleppen. | |
2 Dec 2017 | |
## LINKS | |
[1] /Russland-Ermittlungen-in-den-USA/!5467184 | |
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[4] /US-Sonderermittler-Mueller/!5456938 | |
## AUTOREN | |
Dorothea Hahn | |
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