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# taz.de -- Linke versus Linke: Sahra, Oskar und Jean-Luc
> Wagenknechts Leute planen den politischen Jahresauftakt und laden
> EU-Kritiker Mélenchon ein. Die Parteichefs und Gysi aber nicht. Schon
> regt sich Kritik.
Bild: Sahra Wagenknecht und Oskar Lafontaine haben eigene Vorstellungen, wie es…
BERLIN taz | Das zweite Januarwochenende ist der Linkspartei heilig. Am
Sonntagvormittag geht’s traditionell zur Liebknecht-Luxemburg-Demo in
Berlin zum Gedenken an die beiden Kommunistenführer. Am Nachmittag startet
im Kino Kosmos der politische Jahresauftakt mit Künstlern und Parteipromis.
Verantwortlich für die Ausrichtung der Veranstaltung ist traditionell
Diether Dehm, enger Vertrauter von Sahra Wagenknecht und Oskar Lafontaine.
Seine jüngsten Planungen aber haben in der Fraktion für heftige
Diskussionen gesorgt. Nicht nur weil Dehm die Gästeliste ganz auf die
Bedürfnisse des Ehepaars Lafontaine/Wagenknecht ausgerichtet hat, unter
anderem mit einer Einladung an den französischen Linkspopulisten und
EU-Kritiker Jean-Luc Mélenchon. Sondern auch, weil die Fraktion bisher gar
nicht gefragt wurde, den 25.000 Euro teuren Jahresauftakt aber bezahlen
soll.
„Es spricht Bände, dass eine so einseitige Veranstaltung über die Fraktion
finanziert werden soll“, kritisiert Sabine Leidig, Mitglied des
Fraktionsvorstands der Linken. Für besonders pikant hält sie es, dass weder
die eigenen Parteichefs noch Gregor Gysi, Präsident der Europäischen
Linken, auf der Gästeliste stehen. „So eine Veranstaltung kann man machen,
wenn sie die Vielfalt der gesellschaftlichen Linken widerspiegelt und
entsprechende Gäste eingeladen werden.“ Mélenchon steht für eine Stärkung
des nationalstaatlichen Prinzips und setzt auf einen „solidarischen
Protektionismus“ .
## Startschuss für Sammlungsbewegung?
Kritiker_innen vermuten, dass Lafontaine und seine Ehefrau Wagenknecht die
Veranstaltung auch als Auftakt für die von Lafontaine ins Spiel gebrachte
neue Sammlungsbewegung der Linken nutzen möchten. Angesichts der
gescheiterten Jamaika-Sondierungen und möglicher Neuwahlen würde der
politische Jahresauftakt aber nun öffentlich auch als Wahlkampfauftakt
wahrgenommen.
Leidig hatte das Thema daher auf der Fraktionssitzung am Montag
angesprochen. Es war auf der Tagesordnung unter dem Punkt „Sonstiges“
vermerkt. Wagenknechts Kovorsitzender Dietmar Bartsch war offenbar auch
nicht eingeweiht und reagierte nach Aussagen von Beobachtern „nervös“. Der
Parlamentarische Geschäftsführer der Linken, Jan Korte, winkt ab: Es sei
doch noch gar nichts beschlossen worden.
In einer Mail an die niedersächsischen Kreisverbände, welche der taz
vorliegt, teilt Dehms Büro jedoch bereits vor einigen Tagen mit: „Diether
ist es gelungen, neben Sahra, Dietmar und Oskar auch Nina Hagen, den
bekannten Kinderliedermacher Gerhard Schöne , Matthias Platzeck und
Jean-Luc Mélenchon zu gewinnen.“ Naturgemäß werde der Ansturm auf die
Karten enorm sein, „aber für unsere niedersächsischen Genossen wollen wir
ein Kontingent zurückhalten und bitten schnell darum, in Euren
Kreisverbänden zu fragen, wer an diesem Sonntag nach Berlin fahren will.“
Genossen, die nun bereits Karten vorbestellt haben, könnten jedoch
enttäuscht werden. Das Thema soll in der Fraktionssitzung am 11. Dezember
erneut thematisiert werden. Gut möglich, dass die Fraktion die
Veranstaltung dann ganz absagt. Leidig ist jedenfalls dafür. Sie hält es
für fragwürdig, diese bisher auf Kosten der Europäischen Linken
ausgerichtete Veranstaltung gegen alle demokratischen Gepflogenheiten der
Fraktion unterzujubeln. „Ich werde massiv dafür eintreten, dass das so
nicht stattfindet.“
21 Nov 2017
## AUTOREN
Anna Lehmann
## TAGS
Die Linke
Sahra Wagenknecht
Oskar Lafontaine
Diether Dehm
Europäische Linke
Jean-Luc Mélenchon
Schwerpunkt Flucht
Die Linke
Gregor Gysi
EU-Politik
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