# taz.de -- Höherer Mindestlohn: Rot-roter Knatsch | |
> Die Linke fordert höheren Mindestlohn für öffentlich Bedienstete und | |
> beruft sich auf Olaf Scholz. Doch die Koalition will nicht über das linke | |
> „Stöckchen“ springen | |
Bild: Bekommen weniger als 12 pro Stunde: MitarbeiterInnen städtischer Reinigu… | |
HAMBURG | taz Der Bürgermeister ist ihr Kronzeuge. Am heutigen Mittwoch | |
wird die Linkspartei ein Hamburger Landesmindestlohngesetz fordern, das es | |
von 2013 und 2016 bereits gegeben hat. Für alle öffentlich Beschäftigten – | |
nur das kann Hamburg eigenständig regeln – fordern die Linken den | |
Mindestlohn, den auch Scholz in einem Spiegel-Interview unlängst ins | |
Gespräch gebracht hat. „Ich bin der Auffassung, dass wir den Mindestlohn | |
auf zwölf Euro pro Stunde anheben sollten“, hatte Scholz der Redaktion des | |
Magazins Anfang des Monats in die Feder diktiert. | |
Für die Linke ein willkommener Anlass, Scholz beim Wort zu nehmen. Da | |
Hamburg für seine öffentlich Bediensteten einen Mindestlohn beschließen | |
kann, fordert die Linke genau das von Rot-Grün und setzt dabei vorläufig | |
auf die Scholz’sche 12- Euro-Marke. Anfang 2019 solle dann der Mindestlohn | |
aber auf 13 Euro erhöht werden, um den überdurchschnittlich hohen | |
Lebenserhaltungskosten in der Hansestadt Rechnung zu tragen. | |
Mehr als 6.300 Beschäftigte in Behörden, Hochschulen, städtischen | |
Unternehmen und Zuwendungsempfänger staatlicher Gelder arbeiten derzeit für | |
weniger als 12 Euro pro Stunde – das geht aus der Senatsantwort auf eine | |
kleine Anfrage der Linken hervor. 2.200 davon arbeiten in stadteigenen | |
Reinigungsunternehmen, knapp 700 beim städtischen Kita-Betreiber Elbkinder. | |
„Wenn er es ernst meint, kann Scholz die Lebensbedingungen dieser Menschen | |
sehr schnell verbessern“, nimmt der wirtschaftspolitische Sprecher der | |
Linken, Deniz Celik, den Bürgermeister beim Wort und ergänzt: „Viele | |
städtische Angestellte haben derzeit keine Perspektive auf eine | |
auskömmliche Alterssicherung und können die Hamburger Mieten kaum | |
bezahlen.“ | |
2013 war Hamburg das zweite Bundesland, das ein Landesmindestlohngesetz | |
verabschiedete – damals mit einem Mindestlohn von 8,50 Euro. Als das | |
bundesweite Mindestlohngesetz in Kraft trat, hob der Senat das Hamburger | |
Regelwerk Ende 2016 jedoch wieder auf, um „Doppelregelungen“ zu vermeiden. | |
Und will es nun auch nicht wieder einführen. | |
„Wir werden nicht über jedes Stöcken springen, das uns die Linksfraktion | |
hinhält“, stellt Jens Schwieger, arbeitsmarktpolitischer Sprecher der | |
SPD-Bürgerschaftsfraktion, klar: „Jeder Landesmindestlohn gilt nur für den | |
öffentlichen Bereich. Uns ging und geht es immer um den bundesweiten | |
Mindestlohn, den wir Schritt für Schritt anheben wollen.“ | |
Dafür werde die SPD „in Bundestag und Bundesrat streiten“. Gleichzeitig | |
werde die Partei aber auch „landespolitische Möglichkeiten für eine | |
Verbesserung bei den Lohnuntergrenzen bei städtischen Unternehmen und | |
Beteiligungen ausloten“. Dafür aber, so klagt die Linke, habe die SPD als | |
Regierungspartei schon jahrelang Zeit gehabt – und diese kaum genutzt. | |
„Ein neues Landesmindestlohngesetz macht keinen Sinn“, betont Schwieger. | |
Trotzdem wird die rot-grüne Bürgerschaftsmehrheit den Antrag der Linken | |
nicht schnöde ablehnen, sondern „zur weiteren Prüfung und Beratung in den | |
Sozialausschuss überweisen“, kündigt der SPD-Abgeordnete an. Dort können | |
Rot und Rot ihren Streit dann fortsetzen. | |
22 Nov 2017 | |
## AUTOREN | |
Marco Carini | |
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