# taz.de -- Kommentar Massaker in Texas: Terror leicht gemacht | |
> Der jüngste Massenmord in den USA zeigt: Welche Motive solche Taten auch | |
> immer haben – möglich sind sie durch für jeden käufliche Kriegswaffen. | |
Bild: Trumps Reden von „Zusammenrücken“ statt von Schusswaffenkontrollen i… | |
Der jüngste Massenmord in den USA kostete 26 Kinder und Erwachsene das | |
Leben. [1][Sie starben während der Sonntagsmesse in der First Baptist | |
Kirche von Sutherland Springs in Texas]. Der Täter war ganz in schwarz | |
gekleidet, mit einer kugelsicheren Weste und einer halbautomatischen Waffe | |
ausgestattet in das kleine weiße Holzgebäude gekommen und hatte das Feuer | |
eröffnet. Die Tat dauerte weniger als fünf Minuten. | |
Es ist offen, ob wir je erfahren werden, was den Täter antrieb. | |
Vorausgegangene Massenmorde – wie zuletzt der von Las Vegas, wo ein Mann im | |
vergangenen Monat 58 Menschen aus einem Hotelzimmer erschoss – zeigen, dass | |
die Suche nach Motiven längst nicht immer erfolgreich ist. | |
Doch jenseits der individuellen Charaktere und Antriebsmomente der Täter | |
zieht sich ein Element wie ein blutiger Faden durch sämtliche Massenmorde | |
von Sutherland Springs bis Las Vegas, von Newtown und Orlando bis nach | |
Charleston, um nur einige wenige der letzten Jahre zu nennen: Der | |
unerträglich leichte Zugang zu Waffen, die keinen anderen Zweck verfolgen, | |
als binnen kürzestmöglicher Zeit eine größtmögliche Zahl von Menschen zu | |
töten. | |
Die Waffen, die bei diesen Massenmorden eingesetzt werden, sind weder für | |
die Jagd noch für die Selbstverteidigung konzipiert. Es ist Kriegsgerät. | |
Aber in den meisten US-Bundesstaaten sind die Waffen leichter erhältlich | |
als verschreibungspflichtige Medikamente. Fast jeder kann sie kaufen. Dank | |
Donald Trump können das auch psychisch Kranke, nachdem die unter Barack | |
Obama eingeführte Regulierung wieder abgeschafft wurde. | |
Nichts deutet darauf hin, dass die mehr als 310 Millionen Schusswaffen in | |
Privathänden – fast so viele, wie das Land Einwohner hat – die USA sicherer | |
machten. Im Gegenteil. Alljährlich sterben mehr als 33.000 Menschen in den | |
USA an Schusswaffengewalt – mehr als in irgendeinem anderen Industriestaat. | |
## Priorität republikanischer Politik | |
Eine Kontrolle zumindest des Verkaufs von halbautomatischen Waffen könnte | |
unmittelbaren Erfolg bringen, zeigen Beispiele anderer Länder. Doch die | |
politische „Elite“ der USA bewegt sich in die entgegengesetzte Richtung. | |
Hauptverantwortlich dafür ist die Propaganda der Schusswaffenlobby. Die | |
„National Rifle Association“ (NRA) hat es geschafft, fast alle | |
republikanischen Politiker in ihre Abhängigkeit zu bringen. Sie gibt ihnen | |
Geld, erteilt ihnen Noten für politisches Wohlverhalten und hat einen | |
Verfassungszusatz aus dem Jahr 1791 zu einem Dogma des 21. Jahrhunderts | |
gemacht. | |
Als jener „zweite Verfassungszusatz“ in Kraft trat, waren Schusswaffen | |
schwere Geräte, die nach jeder Kugel neu geladen werden mussten. Es gab | |
keine national aufgestellte Polizei und weiße Plantagenbesitzer fürchteten, | |
dass „ihre“ Sklaven den Aufstand wagen könnten. Doch die NRA hat dem | |
„Second Amendment“ Ewigkeitswerte gegeben – und es zu einer Priorität | |
republikanischer Politik gemacht. | |
Wenn Trump nach Massenmorden wie dem in der Kirche in Texas auf das | |
Stichwort „Terror“ und auf schnelle Verurteilungen und Ankündigungen von | |
Racheakten verzichtet, hat das auch eine rassistische Dimension. Denn er | |
reagiert anders, [2][wenn der Täter eine andere Hautfarbe, Religion oder | |
Nationalität hat]. Aber sein Reden von „Gott“ und „näher Zusammenrücke… | |
anstatt von Schusswaffenkontrollen ist zugleich ein Verzicht auf Politik. | |
Es ist eine Kapitulation vor der NRA. Und es gibt die tragische Gewissheit, | |
dass der nächste Massenmord dieser Art nur eine Frage der Zeit ist. | |
6 Nov 2017 | |
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## AUTOREN | |
Dorothea Hahn | |
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