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# taz.de -- Militärbericht zu Gewalt gegen Rohingya: Armee streitet Vorwürfe …
> Birmas Armee hat die Flucht von 600.000 Rohingya nach Bangladesch
> untersucht. Es habe keine Gewalt gegen Zivilisten gegeben.
Bild: Rohingya waren im im Grenzgebiet zu Bangladesch auf die Möglichkeit zum …
BERLIN taz | Birmas Militär hat Vorwürfe „ethnischer Säuberungen“ und von
Gewalt gegen Angehörige der muslimischen Volksgruppe der Rohingya
zurückgewiesen. Die Befragung einer Untersuchungsgruppe des Militärs („True
News Information Team“) von 2.817 „Bengalen“ innerhalb Birmas samt
Auswertung von 362 Geständnissen habe ergeben, dass die Armee entsprechend
der Einsatzregeln und Gesetze gehandelt und keine unnötige Gewalt
angewendet habe.
Vielmehr hätten sich die Soldaten zurückgehalten, heißt es. So hätten sie
den Terroristen allenfalls in die Beine geschossen. Die Soldaten „haben nie
auf unschuldige Bengalen geschossen“, heißt es in dem Bericht, den das
Tatmadaw genannte Militär am Montag auf seiner Facebook-Seite in Englisch
veröffentlichte.
Der Bericht spricht durchgängig von Bengalen. Das impliziert, dass Rohingya
illegale Einwanderer aus Bangladesch sind und nicht Menschen einer
ethnischen Minderheit, die zum Großteil seit Jahrzehnten in Birma leben.
Das wurde vom Militär in Myanmar umbenannt. Offiziell gibt es im
mehrheitlich buddhistischen Birma keine muslimischen Rohingya, sondern nur
Bengalen.
Am 25. August hatte eine Rohingya-Rebellengruppe 30 Militär- und
Polizeiposten angegriffen. Seitdem flohen mehr als 600.000 Rohingya vor der
Vergeltung des Militärs vom westbirmesischen Rakhine-Staat ins benachbarte
Bangladesch.
## Keine Flüchtlinge befragt
Dort berichten sie von der exzessiven Gewalt des Militärs, von
Vergewaltigungen und Brandschatzungen ganzer Dörfer in Kooperation mit
buddhistischen Mobs. Außer Landes geflohene Rohingya befragte das Militär
jetzt für seine Untersuchung offenbar nicht.
Satellitenbilder stützen aber die Aussagen der Geflohenen. Die UNO spricht
von „einem Lehrbeispiel für ethnische Säuberungen“. Menschenrechtsgruppen
fordern eine unabhängige Untersuchung im vom Militär gesperrten Gebiet.
Genau diese Forderung soll der beschönigende Bericht des Militärs jetzt
offenbar entkräften. Denn wo keine Gewalt war, muss ja auch nichts
untersucht werden.
James Gomez, Südostasiendirektor von Amnesty International kommentiert den
Bericht des Militärs mit den Worten: „Wieder einmal kehrt Myanmars Militär
ernsthafte Vergehen unter den Teppich.“ Das Militär zeige damit, dass es an
der Straflosigkeit nichts ändern wolle, weshalb die internationale
Gemeinschaft aktiv werden müsse.
Die Organisation Human Rights Watch erklärte, der Bericht zeige erneut,
dass Birmas Militär sich nicht ernsthaft selbst untersuchen könne und
wolle. „Der UN-Sicherheitsrat soll den Fall an den Internnationeln
Strafgerichtshof überweisen,“ so die Organisation. Der sei genau für solche
Fälle geschaffen worden.
## Lauter Terroristen
Verräterisch im Bericht des Militärs ist die mit bis zu 10.000 angegebene
hohe Zahl der Terroristen. Demnach wurden offenbar einfach sehr viele
„Bengalen“ zum Abschuss freigegeben. Denn bis dahin hatte die dubiose
Rebellengruppe allenfalls wenige hundert Kämpfe. Das Militär wiederholte
die bereits seit längerem aufgestellt Behauptung, die Bengalen hätten
einfach ihre eigenen Dörfer angezündet, um dafür dem Militär in die Schuld
zu geben.
Zu denken gibt auch, dass am Montag der Befehlshaber des Militärs für den
westlichen Rakhine-Staat, der Heimat der Rohingya, ohne Angabe von Gründen
abberufen und ersetzt wurde. Möglicherweise soll damit die Verhängung vom
US-Congress erwogener Sanktionen gegen verantwortliche Militärs verhindert
werden.
14 Nov 2017
## AUTOREN
Sven Hansen
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Bangladesch
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