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# taz.de -- Gasförderung im Wattenmeer: Bohren am Schutzraum
> Zwischen zwei Nationalparks vor Ostriesland will ein Konsortium nach Gas
> bohren. Umweltschützer warnen vor Giftstoffen in der Nordsee.
Bild: Was für Schätze wohl unter dem Schlick stecken? Nationalpark Wattenmeer
Hamburg taz | Gegen Erkundungsbohrungen nach Gasvorkommen im
niedersächsischen Wattenmeer hat sich der Umweltverband BUND ausgesprochen.
Marita Wudtke, Leiterin Naturschutz beim BUND Niedersachsen, befürchtet
negative Auswirkungen auf das Ökosystem, wenn Kohlenwasserstoffe,
Quecksilber und Bohrschlämme austräten. „Diese giftigen Stoffe dürfen auf
keinen Fall in die Nordsee eingeleitet werden“, fordert Wudtke.
In einem Gebiet mit dem wunderlichen Namen Geldsackplate nahe der Insel
Borkum will ein britisch-niederländisches Konsortium der Unternehmen Hansa
Hydrocarbons und Oranje-Nassau Energie zwei Explorationsbohrungen
vornehmen. Im Feld „Diamant-Z1“ sollen Gasvorkommen in 4.000 Meter Tiefe
erkundet werden, im benachbarten Feld „Ruby SE“ in 2.600 Metern Tiefe. In
beiden Bereichen, die zwischen den Nationalparks Niedersächsisches und
Niederländisches Wattenmeer innerhalb der deutschen Zwölf-Seemeilen-Zone
liegen, sind mehrwöchige Produktionstests vorgesehen.
In der Nähe befinden sich mehrere nach der europäischen Richtlinie
Flora-Fauna-Habitat geschützte Gebiete. „Im FFH-Gebiet um Borkum leben
streng geschützte Schweinswale sowie seltene Lebensgemeinschaften des
Meeresbodens, die nicht mit Sediment überdeckt werden dürfen“, warnt
BUND-Frau Wudtke. In Voruntersuchungen soll zudem in 200 bis 300 Metern
Tiefe nach oberflächennahem Erdgas gesucht werden. Dazu würden
Schallquellen mit sehr hohen Druckpegeln eingesetzt, die insbesondere dem
Schweinswal bei der Orientierung und Jagd schaden können.
Das niedersächsische Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) als
Genehmigungsbehörde muss eine Umweltverträglichkeitsstudie erstellen
lassen. Mit einem Bescheid ist nicht vor 2019 zu rechnen.
Ob der BUND eine Genehmigung vor Gericht anfechten wolle, ließ Wudtke zum
gegenwärtigen Zeitpunkt offen. Allerdings ist ihre Einschätzung klar:
„Angesichts der Energiewende fällt dieser Antrag nach Erdgasbohrung völlig
aus der Zeit. Der BUND lehnt dieses rückwärtsgewandte Vorhaben kategorisch
ab.“
31 Oct 2017
## AUTOREN
Sven-Michael Veit
## TAGS
Naturschutz
Wattenmeer
Bernd Althusmann
Umwelt
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